Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Collector’s Pack

Collector’s Pack

Titel: Collector’s Pack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
Vom Netzwerk:
weiter zuzuwenden. Als spreche er zu den Männern aus dem Hubschrauber. »Sie müssen verstehen, dass Sie bereits tot sind, Maria. Aber wenn Sie Peter immer noch retten wollen – dann hören Sie mir jetzt genau zu.«
     
----
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    10. Juli 2011 13:11:13 GMT+01:00
    Betr.: Rückkehr
    Ich bin auf dem Weg.
    Im Lichte mit dir,
    n.
----
     
----
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    10. Juli 2011 13:13:00 GMT+01:00
    Betr.: Re: Rückkehr
    Er erwartet dich.
    P.II.
----

XXXV
    10. Juli 2011, Vatikanstadt
    E s gab immer noch lichte Momente. Momente, in denen ihm bewusst wurde, was aus ihm geworden war, in denen er sein Schicksal verfluchte und Gott um Rettung und Erlösung anflehte. Oder um den Tod. Aber Petrus II. war lange genug Exorzist gewesen, um zu wissen, dass er sich bei den Tausenden von Austreibungen vermutlich schon vor Jahren mit dem Bösen infiziert hatte. Er selbst hatte in theologischen Aufsätzen und Vorträgen stets davor gewarnt, dass die allzu sorglose Beschäftigung mit dem Bösen in Literatur, Film, Computerspielen und Unterhaltungsmedien dem Dämon Tür und Tor öffne. Allerdings hatte Don Luigi sich selbst immer ausreichende Immunität durch einen festen Glauben attestiert. Er hatte sich von Tausenden von Dämonen beschimpfen, verfluchen und qualvolle Tode an den Hals wünschen lassen, überzeugt, das Böse, das aus den gepeinigten Menschen auf seiner Massageliege im Gärtnerhäuschen herausbrach, perle an seinem Glauben einfach ab. Viel zu spät hatte er feststellen müssen, wie gründlich er sich geirrt hatte.
    Zum ersten Mal war es ihm in Uganda aufgefallen, als er Laurenz’ Tochter Maria in ihrer Missionsstation besucht hatte. Dort sah er, dass sich die Hölle ein Stück geöffnet hatte. Statt Bestürzung und Grauen empfand er darüber Glück. Danach wurde es stetig schlimmer. Wie eine heimtückische Krankheit, die unvermittelt ausbricht und zu einem rasanten, unaufhaltsamen Verfall führt. Bei seiner letzten Begegnung mit Laurenz, am Tag, bevor der Petersdom von der Bombe mit rotem Quecksilber zerstört wurde, hätte er um ein Haar dem Impuls nachgegeben, den ehemaligen Papst auf der Stelle zu erwürgen. Nur größte Willenskraft und Gebete hatten ihn davor bewahrt. Danach war seine Gegenwehr zusammengebrochen. Seitdem gehörte er Satan, und Satan hatte ihm sogar die Kraft und den Willen geraubt, sich selbst das Leben zu nehmen. Es gab kein Entrinnen.
    Oder vielleicht doch.
    Petrus II. kniete vor dem Altar seiner Privatkapelle im dritten Stock des Apostolischen Palastes und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen, vielleicht den letzten in seinem verdorbenen Leben. Weder gestattete er sich, die Hände zu falten, noch zu beten, noch sonst irgendeinen Gedanken zu Gott zu senden – falls Gott überhaupt noch existierte. Er wusste bereits, dass sein Dämon jeden derartigen Versuch mit heftigsten Kopfschmerzen ahndete, bis er sich wimmernd in Krämpfen auf dem Boden wand. Nein, Petrus II. kannte sein Geschwür zu gut, um zu wissen, dass er selbst der einzige Arzt war, der es noch herausschneiden konnte.
    Der Papst erhob sich rasch und eilte durch das Appartamento zum Fahrstuhl. Monsignore Cardona kam ihm entgegen.
    »Es gibt ein Problem mit Peter Adam«, meldete er. »Wie es scheint, ist er entkommen. Mr. Kelly ist …«
    »Kümmern Sie sich darum!«, herrschte Petrus II. seinen Privatsekretär an und eilte weiter.
    »Wo wollen Sie hin, Eure Heiligkeit?«, rief ihm Cardona misstrauisch nach.
    Petrus II. gab keine Antwort. Ohne auf die Rufe auf den Fluren zu achten, stürmte er hinunter in den Damaskushof und ließ sich von einem überraschten Schweizergardisten zum Gärtnerhäuschen fahren. Dort schloss er sich ein, verriegelte sämtliche Zugänge und Fenster. Dann bereitete er alles vor. Das Weihwasser, den Basilikumstrauß, das Salböl, das Kruzifix. Er suchte Stricke und Lederriemen zusammen und fesselte sich selbst so gut er konnte auf die alte Massageliege. Nur den rechten Arm ließ er frei, denn der musste das Kruzifix halten. Sein Dämon hatte ihn durchschaut. Der Kopfschmerz durchfräste den Papst bereits, als er den Basilikumstrauß ins Weihwasser tunkte und sich damit am ganzen Körper betupfte. Fast ohnmächtig und keuchend vor Schmerz begann Petrus II. mit dem offiziellen Ritus, den er leicht abänderte.
    »Im Namen und in der Kraft unseres Herrn Jesu Christi beschwöre ich dich, unreiner Geist: Du wirst ausgerissen und

Weitere Kostenlose Bücher