Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Collector’s Pack

Collector’s Pack

Titel: Collector’s Pack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
Vom Netzwerk:
drüber …«
    Er tippte auf die Stelle mit der Kathedrale.
    »… liegt ein Octagon«, sagte Peter.
    »Verstehen Sie jetzt?«
    Peter nickte und überlegte, was er über die Kathedrale wusste. Viel mehr, als dass hier angeblich die Gebeine des heiligen Jakob ruhten, war es nicht. Der Legende nach war Apostel Jakob mit einem Schiff aus Judäa gekommen und in Galicien gelandet, hatte die ersten Gemeinden gegründet und war später nach Jerusalem zurückgekehrt, wo er von den Römern hingerichtet wurde. Benediktinermönche fanden seine Gebeine im 8. Jahrhundert und brachten sie zurück nach Spanien. Die bedeutende Reliquie hatte Santiago de Compostela im Mittelalter zu einem der vier wichtigsten Wallfahrtsorte des Christentums und damit reich gemacht.
    Peter erhob sich.
    »Wo wollen Sie hin?«, fragte Bühler.
    »Mir die Kathedrale ansehen.«
    »Da ist nichts. Wir haben die ganze Kirche zwei Tage lang abgesucht. Nichts. Und ich konnte weder in den Archiven noch im Internet irgendeinen Hinweis auf Verbindungen der Templer zur Kathedrale finden. Die haben rings um Santiago Garnisonen und Kirchen errichtet, aber die Stadt selbst haben sie offenbar gemieden.«
    »Vielleicht haben Sie was übersehen.«
    Bühler knurrte etwas auf Schweizerdeutsch, trank seine Cola aus und folgte Peter. Als sie durch das Marienportal in die Kathedrale traten, wirkte er wieder hellwach und auf der Hut. Seine Anspannung übertrug sich auf Peter, der erwartete, jederzeit auf Kelly zu stoßen.
    Die Bänke im Hauptschiff der Kirche waren vollbesetzt, weil gerade ein Spektakel abgehalten wurde, für das die Kathedrale berühmt war. Acht Mönche schwenkten ein etwa anderthalb Meter hohes und offensichtlich schweres Weihrauchfass aus versilberter Bronze, das über einer mächtigen Umlenkrolle an der Kirchendecke aufgehängt war, durch das gesamte Querschiff. Je mehr die Mönche an ihrem Ende des Seils zogen, desto höher schwang sich der Botafumeiro hinauf, zischte dann rotglühend herab, raste nur wenige Meter über die Köpfe der Pilger hinweg und stieg triumphierend wieder hoch hinauf, hinter sich einen dichten Schweif aus Weihrauch herziehend, der die gesamte Kirche im Nu einnebelte. Wie alle Besucher starrte Peter gebannt hinauf zu dem Weihrauchfass, das unter dem Gewölbe der Kirche hindurchflog. Ein kleiner, rotglühender Komet, ewig gefangen auf seiner Bahn in nordsüdlicher Richtung.
    Nordsüdlich. Warum schwenken sie es nicht ostwestlich durchs Längsschiff über den Altar?
    Der Gedanke ging ihm nicht aus dem Kopf. Während Bühler die vollbesetzte Kirche weiterhin nach Kelly absuchte, konnte Peter den Blick nicht von dem Botafumeiro nehmen . Er wechselte seine Position, bis er genau in Flugrichtung stand. Er musste sich seinen Weg durch die Menschenmenge freirempeln, doch niemand schien ihn zu beachten. Alle starrten nur auf den Botafumeiro . Als das silberne Weihrauchgefäß beim nächsten Abschwung auf ihn zuraste, über ihn hinwegflog und wieder hinaufstieg, sah Peter flüchtig etwas an der Unterseite. Auch als das Fass wieder zurückkehrte, konnte Peter nur erkennen, dass auf der Unterseite des Botafumeiro etwas eingraviert war. Ein Muster. Ein Symbol.
    »Bühler!« Peter packte den Schweizer am Arm und deutete auf das Gefäß, dessen Bewegung jetzt allmählich zur Ruhe kam. »Wir müssen uns das Fass ansehen!«
    »Und wie? Das Ding ist glühend heiß! Was wollen Sie überhaupt …«
    »Später!«, unterbrach er ihn. Ungeduldig wartete Peter, bis das schwere Weihrauchgefäß wieder sicher auf dem Kirchenboden stand. Vier Mönche hoben es mit hölzernen Stangen an und trugen es durch eine Seitentür der Kirche hinaus. Peter folgte ihnen, ohne zu zögern. Auch Bühler schien begriffen zu haben und schlüpfte mit Peter in den kleinen Innenhof hinter dem Querschiff, wo die Mönche das heiße Silberfass zum Abkühlen abstellten. Der Hof war klein, zu allen Seiten von einer hohen Mauer umgeben. In der Mitte stand ein altes Granitkreuz. Ein stiller Ort der Einkehr und des Gebets.
    »Puedo ayudarte?« Der älteste der vier Mönche hatte sie bemerkt. Ein kleiner Mann mit dem wettergegerbten Gesicht eines Fischers und flinken Augen, die jede Lüge zu durchschauen schienen. Ehe Peter sich etwas ausdenken konnte, hatte Bühler schon seine Waffe gezogen und rief etwas auf Spanisch. Die drei anderen Mönche hoben erschrocken die Hände. Nur der Alte blieb völlig gelassen, griff aber auch nicht ein.
    Noch nicht.
    »Beeilen Sie sich!«, rief

Weitere Kostenlose Bücher