Collector’s Pack
hinausgetrieben aus der Kirche Gottes und aus meiner Seele, die nach Gottes Ebenbild erschaffen und durch das kostbare Blut des göttlichen Lammes erlöst wurde.«
Und der Dämon schlug zurück.
Eine Faust presste Petrus II. das Herz zusammen und raubte ihm den Atem. Der Papst spürte, wie sein Körper von unsichtbaren Händen gepackt und angehoben wurde. Nur die Riemen und Fesseln hielten ihn noch auf der Liege, während er sich in krampfhaften Zuckungen wand, erneut angehoben und brutal zurückgeschleudert wurde. Immer wieder. Bis jeder einzelne Knochen brach, den er im Leib hatte. Sein Körper explodierte in einer Welle aus Hitze und Licht, und gleichzeitig fegte ein unerträglich eisiger Sturm durch ihn und drohte, ihn augenblicklich erfrieren zu lassen – doch er tat es nicht. Petrus II. merkte nicht, wie er sich erbrach. Seine Haut platzte auf und wurde ihm in Fetzen vom Leib gezogen. Er war jetzt nur noch rohes Fleisch. Eine zweite Haut wurde ihm übergestülpt und schrumpfte auf ihm zusammen, quetschte alles Leben, alle Kraft und den letzten Rest von Widerstand und Gnade aus ihm. Das Kruzifix und das Döschen mit dem Salböl hatte er längst verloren. Hilflos dem Schmerz und dem Ungeheuer in seinem Leib ausgeliefert, lag er zuckend auf der Liege und wünschte sich den Tod. Doch so einfach machte es ihm der Dämon nicht. Er riss seinem gepeinigten Wirt das Herz heraus, schleuderte es weit in die Unendlichkeit, wo es irgendwo von seelenlosen Kräften zermalmt wurde. Er schleuderte den blutenden Leib seines widerspenstigen Dieners auf eine weite Wüstenebene, ertränkte und zerquetschte ihn in den Tiefen des Ozeans und würgte ihn wie unverdauliches Gekröse in einen vollkommenen Abgrund aus Schwärze und Verlorenheit. Und während er fiel, sah der Papst das Wesen und die Gestalt seines Dämons. Eine transparente Hülle, die im Nichts schwebte; ein großes Knäuel aus verfilzten Fasern, aus dem es leuchtend pulsierte. Ein Schatten, der sich langsam darin bewegte, schwebend und gefangen wie ein Fötus. Und da erkannte Petrus II. seinen Dämon, den mächtigsten von allen. Und sein Name war Seth. Und Seth sprach zu ihm mit seiner unerbittlichen Stimme, unter der alle Gnade erlosch wie unter einem Regen aus Säure.
»Du bist ich«, sprach die Stimme aus dem faserigen Kokon, in dem Seth sich zu etwas Monströsem verpuppte. »Ich bin das Licht und die Wahrheit. Und du wirst sie verkünden.«
Als der Papst wieder zu sich kam, spürte er, wie kräftige Hände ihn hastig von den Riemen und Stricken befreiten. Erbrochenes verschmierte seine Brust, und er roch einen schwachen Rest von Baldrian. Petrus II. erkannte Diakone in Soutanen und seinen Privatsekretär, der ihm mit versteinertem Gesicht auf die Beine half. Zitternd vor Kälte und der Erinnerung an die Stimme aus dem Kokon starrte Petrus II. ihn an.
»Was haben Sie gesagt, Cardona?«
»Was das sollte?«, wiederholte Cardona schneidend.
Petrus II. sah seinen Privatsekretär noch einen Augenblick an – dann schlug er ihm unvermittelt mit der Faust ins Gesicht. Die Diakone rührten sich nicht. Cardona taumelte zurück und hielt sich die blutende Nase.
»Ich bin immer noch mit ›Meister’ anzusprechen!«, brüllte der Papst seinen Privatsekretär an. »Noch so einen Lapsus, und ich lasse dich auspeitschen.«
Cardona murmelte eine Entschuldigung, doch der Papst unterbrach ihn unwirsch. »Wo ist Peter Adam?«
»Wir … wissen es nicht, Meister.«
»Dazod Sitarod!«, fluchte der Papst auf Henochisch, packte seinen Privatsekretär am Kragen und zog ihn nah an sich heran. »Ich dulde keine Fehler, Cardona. ER duldet keine Fehler.«
»Cona olalogi, Micama.«
Cardona wirkte noch bleicher als sonst. Der Papst stieß ihn zurück und sah sich um. Auf dem Boden lag das Kruzifix in einer Lache aus Erbrochenem. Die Diakone warteten betreten auf Anweisungen.
»Eine frische Soutane!«, befahl der Papst, dann wandte er sich wieder an Cardona. »Was noch?«
»Wir müssen das Treffen mit Scheich al Husseini und Rabbi Kaplan heute Abend verschieben.«
»Auf keinen Fall. Die beiden werden heute Nacht sterben. Kelly soll sich darum kümmern.«
»Mr. Kelly ist tot, Meister!«, erwiderte Cardona leise.
Wieder zog ihn der Papst nah zu sich heran.
»Merken Sie sich, Monsignore: Edward Kelly ist nicht tot. Er ist niemals tot, verstehen Sie?«
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