Collector’s Pack
Hand.
»Mr. Nakashima jetzt für Sie. Die Leitung ist sicher.«
Sie wirkte wieder so kontrolliert und unnahbar wie immer. Aber Laurenz hatte gesehen, wie sie vor dem Video mit Marias Botschaft weinend zusammengebrochen war. Nur dieser eine unverstellte Gefühlsausbruch hatte ihn überzeugen können, sie mitzunehmen, um den Kontakt zu Nakashima aufrechtzuerhalten, dem er seit dem Video zutiefst misstraute.
Wortlos nahm er Yoko Tanaka das Telefon aus der Hand.
»Wo ist meine Tochter?«, fragte er mühsam beherrscht in den Hörer.
»Mr. Laurenz, ich bin nicht Ihr Feind.«
»Das dachte ich bis gestern auch.«
»Wollen Sie hören, was ich zu berichten habe, oder soll ich Dr. Tanaka bitten, nach Tokio zurückzukehren?«
»Wo ist meine Tochter?«
»Wir können es nur vermuten. Leider haben wir vor einer halben Stunde den Kontakt zu Peter Adam verloren. Ich bin jedoch sicher, dass er inzwischen bei ihr ist. Meine Leute überwachen das Zielgebiet mit all unseren Möglichkeiten.«
»Sie lügen, Mr. Nakashima.«
»Warum sollte ich?«
Laurenz dachte kurz nach, versuchte, die ohnmächtige Wut nicht zuzulassen, die ihn beherrschte.
»Das heißt also, Sie wissen auch nicht, ob sie noch lebt?«
»Leider ist das im Augenblick der Stand der Dinge.«
»Warum rufen Sie mich dann an?«
»Weil ich Ihnen klarmachen will, dass wir weiter zusammenarbeiten müssen, Mr. Laurenz. Aber als Geschäftsmann muss ich auch hinzufügen – zu geänderten Bedingungen.«
Laurenz spürte, wie sich etwas in ihm schmerzhaft verkrampfte.
»Ich höre«, sagte er.
Nakashima erklärte es ihm. Seine Stimme blieb weiterhin sachlich und höflich, als ginge es um eine alltägliche geschäftliche Transaktion. Doch was er verlangte, widersprach einfach allem, was Laurenz war, seinem Glauben, seinen Zielen, seiner Verantwortung, seiner ganzen Natur.
»Sie sind ja doch mein Feind«, sagte Laurenz gepresst, als Nakashima fertig war. »Das ist … ein Teufelspakt.«
»Sie werden pathetisch, Mr. Laurenz.«
»Was Sie verlangen ist völliger Wahnsinn. Sie wissen, dass ich das unmöglich akzeptieren kann. Und außerdem liegt es nicht in meiner Macht.«
»Was in Ihrer Macht liegt, wird sich noch erweisen«, widersprach Nakashima am anderen Ende der Leitung. »Ich möchte von Ihnen nur hören, dass Sie meine Bedingungen akzeptieren. Ihr Wort genügt mir. Ich weiß, dass ich Ihnen die schwerste Entscheidung Ihres Lebens zumute, aber falls es mir nicht gelingt, Ihre Tochter zu retten, ist diese Vereinbarung ohnehin hinfällig… also?«
Nach dem Telefonat reichte Laurenz Yoko Tanaka das Telefon zurück, hielt ihre Hand fest und sah sie prüfend an.
»Wie können Sie für diesen Mann arbeiten?«
»Ich glaube, gerade Sie müssten das doch verstehen.«
»Auch wenn das Ziel absolut größenwahnsinnig, unmoralisch und gegen alle Vernunft ist?«
»Worauf wollen Sie hinaus, Mr. Laurenz?«
»Mir ist aufgefallen, wie viel Ihnen meine Tochter persönlich bedeutet«, sagte er. »Es zeigt mir, dass Sie ein Herz haben.«
Yoko Tanaka wand sich unbehaglich in Laurenz’ Griff, aber er hielt sie weiterhin eisern fest.
»Was wollen Sie?«, fragte sie gequält.
»Ich appelliere nur an Ihr Herz, Yoko. Oder, wenn Ihnen das lieber ist, an Ihren gesunden Menschenverstand.«
Damit ließ er sie los, wandte sich an Schwester Angela an einem der Tische und ließ sich eine Verbindung zu Chaim Kaplan geben. Das Gesicht des Großrabbiners erschien auf dem Computermonitor. Im Hintergrund seines Jerusalemer Büros war eine Regalwand voller Bücher zu sehen, die Laurenz an seine geliebte Privatbibliothek im Apostolischen Palast erinnerte.
»Es gibt Neuigkeiten, Mr. Kaplan.«
»Von Ihrer Tochter?«
»Leider nein. Aber die Neuigkeiten sind dennoch unerfreulich.«
»Ich habe auch Neuigkeiten«, sagte der Rabbiner ohne abzuwarten, was Laurenz zu berichten hatte. »Sie werden es nicht glauben, wer mich vor einer halben Stunde angerufen hat.«
»Schießen Sie los.«
»Der Scheich«, sagte Chaim Kaplan. »Er rief aus Mekka an, als sei nichts geschehen und hat verlangt, dass wir uns treffen müssen. Als ich ihn auf den Vorfall im Hotel Casa Spagna ansprach, hat er rundheraus geleugnet, überhaupt in Rom gewesen zu sein.«
Laurenz dachte nach. »Was denken Sie?«
»Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Was würden Sie mir raten?«
»Nach allem, was Sie über Ihre Wahrnehmungen in der Suite gesagt haben, würde ich denken, Sie sind in tödlicher Gefahr, falls Sie sich
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