Collector’s Pack
mit ihm treffen.«
Der Rabbiner nickte langsam, wie in unangenehmen Gedanken versunken. Dann schien er diese Gedanken unwillig abzuschütteln und schaute wieder in die Kamera.
»Und Ihre unerfreulichen Neuigkeiten?«
»Nakashima. Er will alles tun, um Maria zu retten. Peter Adam sei bereits vor Ort.«
»Das sind doch gute Nachrichten!«
»Leider nein. Nakashima stellt neue Bedingungen.«
Kaplan sagte nichts, wartete nur ab, was Laurenz sagen würde.
»Die erste ist, dass ich den Papst töten soll. Persönlich.«
Kaplan verzog keine Miene. Er schien zu ahnen, dass diese Forderung nur das Vorspiel zu einem viel größeren Übel war.
»Die zweite ist …« Laurenz stockte. »Falls wir Seth noch stoppen können, geht Nakashima davon aus, dass der Orden vom Heiligen Schwert, dem ich vorstehe, die führende Gewalt in der katholischen Kirche wird und dass man mich erneut zum Papst wählen wird. Für diesen Fall erwartet er, dass ich das gesamte Vermögen der Kirche an seinen Konzern abtrete. Mehr noch, er verlangt, dass ich die ganze katholische Kirche auflöse.«
»Was? Das ist doch absurd! Vollkommener Shmontses !«
»Es war sein vollkommener Ernst.«
»Was, zum Teufel, hat er vor?«
Laurenz seufzte. »Ist das so schwer zu verstehen, mein Freund? Er will das, wovon jeder Atheist mit Macht und Geld träumt … eine neue Weltordnung.«
XLVIII
11. Juli 2011, Annapurnagebiet, Himalaja
E r musste sich ausziehen. Sie legten ihn nackt in eine Tomographenröhre und scannten ihn vom Kopf bis zu den Zehen. Besondere Aufmerksamkeit schenkten sie seiner bionischen Hand. Die Techniker und Ärzte verständigten sich gedämpft auf Henochisch. Peter verstand jedes Wort. Er blieb ganz ruhig, folgte widerstandslos den Anweisungen. Das kleine blaue Würstchen von der Größe einer Fleischmade, das wie ein Dreckkrumen unter einem Fingernagel seiner rechten Hand klebte, fiel nicht auf. Danach gaben sie ihm frische weiße Kleidung – eine Hose und ein T-Shirt mit dem kreisförmigen Logo des Ordens.
Jetzt gehörst du ihnen.
Nikolas wartete vor dem Untersuchungsraum. Auch er hatte sich umgezogen, trug jetzt eine weiße Mönchskutte, ebenfalls mit dem Logo des Ordens auf der Brust.
»Wer garantiert mir eigentlich, dass Maria auch wirklich frei kommt?«, fragte Peter.
»Ich weiß es.«
»Schön für dich«, sagte Peter resigniert. »Wo ist Maria?«
»Du wirst sie gleich sehen.«
Peter folgte Nikolas durch einen hellen Flur hinter dem Untersuchungsraum, der durch Glasscheiben zu beiden Seiten den Blick in Labore frei gab, in denen Frauen und Männer in Schutzanzügen offenbar biochemische Experimente durchführten. Die Ausstattung wirkte hochmodern und erinnerte Peter an Nakashimas Bohrinsel. Mit dem Unterschied, dass sämtliche Hinweise und Beschriftungen an Türen, Gängen und Displays auf Henochisch waren. Die Zugänge zu den Laboren waren mit Druckluftschleusen und Chipcodes gesichert, das gelb-schwarze dreieckige Piktogramm für »Biohazard« an den Türen warnte vor Kontaminationsgefahren. Die Luft hier unten, tief im Felsmassiv des Annapurna roch schwach nach Lavendel, wie von einem künstlichen Duftzusatz, und war erfüllt vom leisen Summen der Lüftungsanlage. Außer ihren Schritten auf dem Betonboden waren sonst keine Geräusche zu hören.
»Was wird in diesen Laboren produziert?«, fragte Peter.
»Ein Virus«, erwiderte Nikolas und wandte sich um. »Aber die Experimente waren bislang nicht erfolgreich.«
Peter erinnerte sich daran, was ihm Maria berichtet hatte, kurz vor dem letzten Körpertausch mit Nikolas.
Ein Virus. Dein Virus.
»Es geht um dieses DNA-Virus, das nur wir beide haben, nicht wahr?«
Nikolas nickte. »Ja. Aber inzwischen hat das auch Nakashima herausgefunden.«
»Das heißt, ihr versucht, dieses Virus künstlich zu reproduzieren und in die DNA anderer Menschen einzubringen?«
»Genau. Aber das ist bislang nicht gelungen.«
»Wozu?«
»Kontrolle«, sagte Nikolas vage. »Aber das wird Seth dir noch erklären.« Er schien nicht weiter darüber sprechen zu wollen und ging wieder vor.
»Aber diese Labore hier«, hakte Peter nach. »Das wissenschaftliche Personal, die ganze Anlage – das muss doch Millionen von Dollar verschlingen. Woher stammt das Geld?«
Nikolas warf einen Blick auf seine Uhr. »Komm mit.«
Er führte ihn durch einen Quergang in ein anderes Labor, das weniger streng gesichert war und offenbar zu Materialanalysen diente. Wie selbstverständlich öffnete Nikolas eine
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