vor den spanischen Eroberern unter Pizarro noch rechtzeitig außer Landes bringen konnten. Die Beweise blieb er allerdings schuldig. 1936 gelang es, den Schacht bis auf fünfzig Meter trockenzulegen. Man entdeckte einen Stein mit weiteren Symbolen.«
Yoko Tanaka wartete ab, ob Laurenz die drei allzu vertrauten Symbole kommentieren würde, die auf der nächsten Seite des Computerausdrucks zu sehen waren.
»Machen Sie bitte weiter, Dr. Tanaka«, sagte Laurenz nur leise.
»1967 entdeckte man in sechzig Metern Tiefe tatsächlich eine Höhle, aus der man Zement und Holzreste heraufförderte, die auf die Mitte des vierzehnten Jahrhunderts datiert wurden.«
»Die Zeit, als die Templerflotte von La Rochelle aufbrach«, sagte Laurenz, mehr zu sich selbst.
»Genau. Man fand sogar einen gut erhaltenen menschlichen Körper, der jedoch kurz darauf spurlos verschwand. Aber immer noch nicht den erhofften Schatz. Parallel zu den Grabungen fand ein gewisser Fred Nolan heraus, dass auf Oak Island jede Menge tonnenschwere Findlinge aus Granit herumliegen. Granit kommt dort aber gar nicht vor, sondern erst zweihundert Kilometer landeinwärts auf dem Festland. Nolan erkannte, dass die Granitblöcke ein Kreuz von zweihundertsechsundvierzig mal einhundertacht Metern bilden. Im Kreuzmittelpunkt liegt ein gewaltiger Sandstein in der Form eines Schädels, bedeckt mit seltsamen Linien und urzeitlichen Felsritzungen.«
Laurenz sah die Zeichnungen auf der nächsten Seite. Sie zeigten verschiedene Spiralformen, stilisierte menschliche Wesen, die zum Teil reptilienartige Köpfe hatten, und Zeichen, die nicht zu deuten waren. Dennoch kamen sie ihm seltsam vertraut vor.
»Erkennen Sie sie wieder?«, fragte Yoko Tanaka.
»Ich bin mir nicht ganz sicher«, murmelte Laurenz, doch dann wusste er es. »Doch, natürlich! Das sind alles Zeichen aus Peters Tätowierung!«
»Ja«, sagte die Japanerin. »Die Felszeichnungen sind eine Kopie der Tätowierung. Oder vielmehr umgekehrt.«
Laurenz starrte auf die Zeichnungen und hörte Yoko Tanaka nur noch halb zu.
»Bis heute sind die Grabungen nicht abgeschlossen. Niemandem ist es gelungen, das Rätsel zu lösen, was dort wirklich vergraben ist. Die ganze Insel ist mittlerweile so von Gräben und Bohrungen durchfurcht, dass archäologische Forschungen auch nicht mehr möglich sind. Es gibt sogar Theorien, wonach es sich bei dem Loch um eine gigantische antike Batterie gehandelt haben soll.«
»Woher haben Sie all diese Informationen?«, fragte Laurenz misstrauisch. »Sagen Sie mir nicht, dass das alles einfach so im Internet steht.«
Yoko Tanaka atmete aus. »Nakashima Industries, beziehungsweise die Unternehmen, aus denen der Konzern hervorging, haben die Grabungen seit dem neunzehnten Jahrhundert finanziert.«
Laurenz nickte, als habe er es geahnt. »Also wusste Nakashima die ganze Zeit Bescheid?«
Yoko Tanaka machte eine vage Geste. »Wie gesagt, es wurde nie ein Schatz gefunden. Erst durch Peter Adams Tätowierung haben wir verstanden, dass er der Schlüssel zu allem ist.«
»War«, sagte Laurenz leise und blätterte die Papier noch einmal durch. »Er war der Schlüssel.«
Franz Laurenz traf umgehend alle nötigen Vorbereitungen. Er ging in die untere Wohnung und zog den arabischen Säbel unter dem Bett hervor, mit dem er Peter Adam die linke Hand abgehakt hatte. Erst beim Bücken merkte er, dass irgendetwas in seiner rechten Hosentasche steckte. Als er in die Tasche griff und dann fassungslos auf den Gegenstand in seiner Hand starrte, kehrte sein Glaube wieder zurück. In seiner Hand lag ein blaues Amulett. Das Medaillon zeigte eine Triskele.
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Von:
[email protected] An:
[email protected] Datum: 13. Juli 2011 11:14:23 GMT+01:00
Betreff: Anomalie
Sehr geehrte Frau Dr. Tanaka,
wir haben uns vor einem Jahr beim Internationalen Symposium der Nakashima-Stiftung für Teilchenphysik in Genf kennengelernt. Vor zwei Wochen haben Sie meinem Kollegen, Herrn Prof. Dr. Alvaro Lopez, eine Probe von 0,5 g eines blassblauen Materials übergeben, mit dem Auftrag, die Substanz im Large Hadron Collider am CERN zu untersuchen.
Prof. Lopez bat mich, diese Messungen durchzuführen, da dies ohnehin in mein Spezialgebiet fällt. Durch die jahrelange Kooperation des CERN mit Nakashima Industries sind solche Versuche außerhalb der laufenden Forschungsprojekte ja auch unproblematisch.
Gestern Nacht konnte ich die ersten Kollisionsreihen starten. Dabei kam es unerwartet