Collector’s Pack
zu einer schweren Anomalie, deren Auswirkungen ich immer noch nicht in vollem Maße abschätzen kann. Ich möchte per E-Mail nicht näher darauf eingehen, aber ich bitte Sie dringend, mich umgehend zu kontaktieren. Außerdem muss ich wissen, um was für eine Substanz es sich bei dem Material handelt.
Sobald ich Ihnen die Situation persönlich geschildert habe, werden Sie verstehen, dass die Welt möglicherweise in allergrößter Gefahr ist.
Beste Grüße,
Dr. Pamela Blankenship
CERN European Organization for Nuclear Research
CH-1211 Geneva
SWITZERLAND
Tel. +41 22 76 762 32
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LX
3. Juni 1401, Oak Island
A ls Arnaud de Montbard aus dem Beiboot sprang und durch das flache Wasser an Land watete, erkannte er sofort, dass sie hier nicht die Ersten waren. Zwei dicke Steinmauern führten aus dem Wald parallel hinunter zum Strand und weiter ins Wasser hinein. Von der Mitte der Insel stieg ein feiner Rauchfaden aus dem Eichenwald empor, und Arnaud de Montbard, der in seinem langen Leben viele Namen gehabt hatte, wusste plötzlich, dass sie erwartet wurden. Dass er den Schatz, den er nach jahrhundertelanger Suche in Santiago de Compostela gefunden hatte, hier würde übergeben müssen. Wem auch immer.
Von der kleinen Flotte mit den Tatzenkreuzen auf den Segeln, die von La Rochelle in See gestochen war, hatten drei der vier Karacken ihr Ziel erreicht. Nach schier endlosen acht Wochen Überfahrt Richtung Westen hatte auf den drei Schiffen auch nur die Hälfte der Mannschaft überlebt. Der Rest der Besatzungen war von den Stürmen des Nordatlantik über Bord gespült, von berstenden Masten erschlagen oder vom Skorbut und einer rätselhaften Krankheit hinweggerafft worden, die mit einem eiternden Hautausschlag begann und innerhalb weniger Stunden zum Tode führte. Die Männer auf den Schiffen, die wenigsten von ihnen ausgebildete Seeleute, hielten diese Krankheit für einen Fluch, der mit der Fracht zusammenhing, den die Mirjam in ihrem Bauch mit sich führte wie einen ungeborenen Dämon. Bis auf Montbard und den Kapitän der Mirjam wusste keiner der überlebenden letzten Templer, um was genau es sich bei der Fracht handelte, aber sie alle wussten, dass sie diesen Dämon im Namen Gottes unbedingt an sein vorbestimmtes Ziel am Ende der Welt bringen mussten. Und dieses Ende der Welt hatten sie nun erreicht.
Die kleine Flotte ankerte vor einer Insel in Form einer Erdnuss, bedeckt mit einem dichten Eichenwald. Am Himmel stand eine freundliche Sonne, ein leichter Wind trieb flockige Wolken übers Meer, weit hinein über das Land, dessen Küste sie in der Ferne sehen konnten. Einige vermuteten, dass dies Indien sein müsse. Die meisten anderen waren überzeugt, dass es sich nur um die Antipoden handeln konnte, den von Ungeheuern bevölkerten sagenhaften vierten Kontinent, den die Kartographen an den Rand ihrer Karten malten, wie zur Abschreckung für alle allzu verwegenen Kapitäne und Piraten.
Als Arnaud de Montbard den festen Boden des Strandes unter seinen Füßen spürte, befahl er seinen Leuten, niederzuknien und ein Gebet zu sprechen. Dann ließ er die Kiste mit dem Schatz aus der Barkasse schaffen, den er vor Eduard de Caely und den »Trägern des Lichts« in Sicherheit bringen wollte. Am Ufer war niemand zu sehen. Nur ein kurzer Strandstreifen trennte den Wald vom Wasser. Was in dem dämmerigen Dunkel dahinter lag, war nicht zu erkennen.
»Folgt mir!«, befahl de Montbard, als er das Gebet beendet hatte, doch Ridefort, der Kapitän, hielt ihn zurück und deutete auf die Rauchfahne.
»Wollt Ihr nicht zuerst einen Expeditionstrupp losschicken, Meister?«
»Sie wissen längst, dass wir da sind, Ridefort. Sie erwarten uns.«
»Grund genug, vorsichtig zu sein.«
Wie zur Bestätigung stieß er plötzlich einen gurgelnden Laut aus und stürzte zu Boden. In seinem Hals steckte ein kleiner gefiederter Pfeil. Montbard sah noch einen Schatten im Wald verschwinden, während sein Kapitän sich in Zuckungen am Boden wand und mit einem letzten Röcheln sein Leben aushauchte. Umgehend kehrte Montbard mit der Kiste zurück zur Mirjam . Wenig später landete er jedoch erneut, diesmal mit drei Barkassen bewaffneter Männer. Mit Armbrüsten und Schwertern drangen sie in den Wald vor, immer den beiden Steinmauern folgend. Der Weg war kurz, dennoch verlor Montbard unterwegs acht Leute durch vergiftete Pfeile. Allerdings konnten sie auch drei der dunkelhäutigen Angreifer erledigen, die ihnen im Dämmerlicht des Waldes
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