Collector’s Pack
Stelle getroffen hatte. Die Jagd würde ein Erfolg werden. Das Mammut brüllte auf und brach zur Seite aus, wo jedoch bereits der nächste Speer wartete. Getroffen von vier langen, schweren Speeren stürmte das Mammut brüllend durch das Gras. Die Jäger wichen geschickt zur Seite aus. Dann sah ’Ma, wie ’Goe, der jüngste der vier Jäger, stolperte. Im nächsten Moment wurde er von dem flüchtenden Mammut überrannt und verschwand mit einem Schrei im Gras.
Viel Blut. ’Ma seufzte leise. Träge erhob sie sich von ihrem Felsen und trottete langsam zurück zum Lager. ’No und ’Ge würden das Mammut noch so lange verfolgen, bis es irgendwo zusammenbrach. Immerhin bedeutete der Jagderfolg genug Leben für die nächsten Wochen. Die langen Jäger aßen viel weniger Fleisch. Sie aßen auch ganz andere Dinge, die sie aus den Wäldern holten und die ’Ma und die anderen nicht vertrugen. Zudem jagten sie auch die schnellen Tiere des Waldes. ’Ma wusste nicht, wie sie es machten, aber sie konnten kleines, schnelles Wild erlegen, ohne sich ihm zu sehr zu nähern. Die langen Jäger waren einfach besser. In allem.
Am Vorplatz vor der großen Höhle angekommen, schickte ’Ma alle, die gehen konnten, den Jägern nach, um ihnen zu helfen, das erlegte Mammut später zu zerteilen und ins Lager zurückzubringen. Nur die beiden Alten und ’Tschu mit dem gebrochenen Arm blieben zurück und sahen zu, wie ’Ma begann, die Kräuter für ’Goe zu kauen.
Als ’No und die anderen nach drei Sonnen mit einem Teil des Fleisches zurückkehrten, war ’Goe bereits tot. Das Mammut hatte ihm die Brust zerschmettert. Er hatte den Vollmond nicht mehr erlebt, berichtete ihr ’No, der sich schweigend neben die Leiche des Jungen kauerte.
Der Clan bestattete den Toten. Sie betteten die Leiche in den hinteren Bereich der Höhle und bedeckten sie mit Steinen. Zuvor jedoch entbeinten sie den Toten, brachen seine Knochen auf und saugten das Mark heraus, um ’Goe in ihnen lebendig zu erhalten.
Das Fleisch des Mammuts wurde etwas abseits der Höhle mit scharfen Steinsplittern zerteilt, die einer der Alten, der es am besten konnte, von einem Stein abschlug. Mit den größeren Knochen bauten sie die vier Hütten auf dem Vorplatz aus.
’Mas Clan bestand nun aus acht Frauen, sechs Männern, von denen drei nicht mehr zur Jagd gehen konnten, und zwei Kindern. Keine der Frauen hatte in den letzten Sommern Leben gegeben, und auch davor hatte es lange gedauert. Zu lange. Die langen Jäger vermehrten sich schneller. Der Grund dafür, da war sich ’Ma sicher, war der Löwenmann.
Sie träumte inzwischen jede Nacht von ihm, seit ein Clan der langen Jäger sich vor einigen Monden auf der anderen Seite des Tals niedergelassen hatte, in der Nähe des schnellen Wassers. Außer in ihren Träumen hatte ’Ma den Löwenmann noch nie gesehen, aber sie wusste , dass er dort war, ganz nah. Der Stein in ihrem Beutel verriet es ihr und raunte ihr zu, dass sie bald losgehen und ihn holen müsse.
Nun, da der Clan für die nächsten Wochen versorgt war, kehrte Ruhe ein. Die Alten kochten Pech aus den Rinden des weißen Baumes, mit dem die Jäger neue Spitzen an ihre Eibenholzspeere klebten. Die Frauen trockneten das Fell des Mammuts, zerteilten es vorsichtig und nähten mit den Sehnen einfache Überwürfe für den Winter, der schon bald hereinbrechen würde.
Und ’Ma traute sich in der nächsten Nacht endlich, mit ’No zu sprechen, nachdem er in sie eingedrungen war. Sie musste ihn anstoßen, damit er danach nicht wieder einschlief, und sie erzählte ihm von ihren Träumen, auch wenn es in ihrer Sprache kaum Ausdrücke für das gab, was sie sah, wenn sie schlief. ’No, verstand nicht, wovon sie sprach. Oder wollte nicht. Zwar behandelte er ’Ma mit dem Respekt, der ihr als »Alte Mutter« gebührte, doch spürte sie, dass ’No sie jedes Mal seltsam ansah, wenn sie von ihren Träumen und der Stimme des Himmelssteins anfing. Unwirsch wehrte er sie ab und erklärte, dass er auf keinen Fall hinüber zu den langen Jägern gehen würde. Zu gefährlich. Als ’Ma ihm von dem Löwenmann berichtete, sah sie in den Augen des mutigsten Jägers nichts als Angst.
Also ging sie alleine. Sie wartete noch zwei Sonnen, bis ’Ge einen Bären aufgespürt hatte und die Jäger wieder aufbrachen. Noch in der gleichen Nacht schlich sie sich aus dem Lager, stieg den Berg hinab und durchquerte das Tal. Es war ein schönes Tal. Das schönste, das ’Ma je gesehen hatte, vielleicht
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