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Collector’s Pack

Collector’s Pack

Titel: Collector’s Pack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
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das letzte seiner Art. Ein wildreiches Tal, von flachen Bergen umschlossen, in denen es geräumige Höhlen gab, mit einem dichten Wald, der an die weite Grasebene anschloss, durch die die Mammuts streiften.
    Als die Sonne aufging, erreichte ’Ma den Platz der langen Jäger. Wie ’Mas Clan hatten sie ihr Lager vor einer der zahlreichen Höhlen aufgeschlagen. Dort hatten sie leichte Hütten errichtet, die im Gegensatz zu den klobigen Hütten aus Mammutknochen geradezu zierlich wirkten. Aber ’Ma wusste, dass das täuschte. Sie hatte längst verstanden, dass alles, was die langen Jäger taten, besser war. Und alles nur wegen dem Löwenmann.
    Als sich ’Ma aus der Deckung traute und langsam auf den Vorplatz zuschritt, erhob sich sofort Geschrei in der Gruppe. Ängstlich und neugierig zugleich verdrückten sich die Kinder und starrten sie aus sicherer Entfernung an. Eines der Mädchen erinnerte ’Ma an ihre erste Tochter.
    Die Frauen der Gruppe erhoben sich, wichen aber nicht zurück. Die Männer griffen nach ihren Speeren und riefen ihr etwas zu. ’Ma hob die Hände und ging langsam weiter. Einer der jüngeren Männer sprang schreiend vor und richtete seinen Speer auf sie.
    ’Ma schloss die Augen und ging weiter.
    Sie sah nicht mehr, wie der Mann nun brüllend mit dem Speer ausholte. ’Ma hörte nur noch den Schlag und das Ächzen des Mannes. Als sie die Augen öffnete, sah sie, dass der Mann sich auf dem Boden krümmte und den Kopf hielt. Neben ihm stand ein Mann mit heller Haut, viel heller als die der anderen, so weiß wie der Winter. Haare in der Farbe des Feuers, die ihm bis auf die Schultern reichten und auch sein Gesicht bedeckten. Ebenso hell waren seine Augen, ganz in der Farbe des Himmels, genau wie der Stein in ihrem Lederbeutel. Die Kette aus Wolfszähnen um seinen Hals wies ihn als großen Jäger aus, und die narbigen Linien und Zeichnungen auf seinem ganzen Körper als einen mächtigen Anführer mit magischen Kräften. In einer Hand hielt er locker eine schwere Keule. Er wirkte überhaupt nicht ängstlich und sah ’Ma nur interessiert an.
    »Was willst du?«, rief er ihr zu.
    ’Ma erinnerte sich an das Wort und versuchte, es auszusprechen.
    »Le’en«, stammelte sie wie ein kleines Mädchen und meinte doch das Gegenteil. Aber sie fand kein anderes Wort in der Sprache der langen Jäger für das, was sie auf ihre große Wanderung bis hierher geführt hatte.
    Der Anführer wirkte überrascht und amüsiert, eine ihres Clans mit seiner Stimme sprechen zu hören. Er lachte und rief seiner Gruppe etwas zu. Die anderen lachten jetzt auch. ’Ma wartete ab.
    »Du lebst!«, sagte er ihr.
    ’Ma überlegte. Sie hatte keine Angst, aber der lange Jäger mit den Feuerhaaren und seine Gruppe schüchterte sie ein. Wortlos zog sie den blauen Stein aus ihrem Lederbeutel und hielt ihn hoch ins Morgenlicht.
    Beim Anblick des Steins ging ein Ruck durch die Gruppe. Der Anführer schrie auf und sprang auf sie zu. Blitzschnell schloss ’Ma ihre Hand wieder um den Stein und krümmte sich vor, um ihn mit ihrem ganzen Körper zu schützen.
    »Gib mir den Stein!« Der lange Jäger versuchte, sie umzudrehen und an den Stein zu gelangen, aber ’Ma war stark, gab ihren Schatz nicht preis, auch als der Mann sie schlug. Erst als Feuerhaar von ihr abließ, sah sie wieder auf.
    »T’au’n«, stammelte sie. »Wi’ t’au’n …«
    »Du willst tauschen? Was willst du gegen den Stein eintauschen?«
    »… Lö’enma’!«, presste ’Ma heraus, so gut es ging.
    Ein erstaunter Blick. Feuerhaar rief seiner Gruppe wieder etwas zu, das ’Ma nicht verstand, und wieder lachten sie. Allerdings spürte ’Ma nun die Angst und die Gier, die in diesem Lachen mitschwang.
    Sie ließen ’Ma liegen, wo sie war, und zogen sich zurück. ’Ma sah, dass sie sich berieten. Sie wusste, das Feuerhaar genau verstanden hatte, was sie wollte. Sie wusste, dass er es besaß. Der Stein hatte es ihr verraten. ’Ma wusste auch, dass der Stein ihr den Tausch verboten hatte. Doch ’Ma hatte genug von diesem Leben, das niemals endete. Sie hatte genug von der Stimme des Steins, der sie nie ruhen ließ. Und sie hatte genug davon, dem Sterben ihrer Clans zusehen zu müssen. Daher verschloss sie ihre Ohren vor der Stimme des Steins.
    Nach einer Weile kehrte Feuerhaar zurück. Er trug etwas in der Hand. ’Ma konnte schon von Weitem sehen, was es war.
    Feuerhaar hockte sich vor sie und zeigte ihr eine Figur aus dem Zahn des Mammuts, so groß wie ’Mas

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