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Collector’s Pack

Collector’s Pack

Titel: Collector’s Pack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
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Geschichtsgemälde, Weltchroniken. Und als solche erstaunlich ausführlich und präzise. Wie das Amulett.«
    »Der Vergleich ist zwar schön, aber ein bisschen weit hergeholt, findest du nicht?«, wandte Peter ein.
    Sie holte Luft und sah ihn an.
    »Glaubst du, du schaffst das nochmal?«
    »Was?«
    »Mich nicht für total naiv zu halten?«
    »Entschuldige bitte«, seufzte Peter. »Ich halte dich nicht für naiv.«
    »Sondern?« Ihr Ton klang gefährlich.
    Peter wich aus. »Also, du glaubst, die Tätowierung ist eine Karte?«
    Maria nickte. »Das schränkt immerhin die Suche nach sinnvollen Mustern auf bloß noch eine halbe Million Treffer ein.«
    »Hey, da sind wir ja bis heute Mittag durch.«
    Unvermittelt fauchte sie ihn an. »Hör mal zu, Peter, deinen Sarkasmus kannst du dir in den Arsch schieben! Ich hab so was von keine Lust, mich von dem Mann, wegen dem ich mein Keuschheitsgelübde gebrochen habe, anpflaumen zu lassen. Ich mein's ernst. Wenn du meine Hilfe nicht willst oder wenn ich verdammt nochmal verschwinden soll, dann raus damit. Sag es. Jetzt.«
    Rote Flecken flammten auf ihrem Hals und ihrem Gesicht auf. Kurze, lautlose Stürme. Aus dem Abgrund seiner Erinnerung wehte eine undeutliche Warnung zu ihm herauf, aufgeladen mit Scham und Schuld. Eine Warnung, dass es falsch war, Maria zu begehren. Ganz und gar falsch.
    Aber das willst du ihr nicht sagen.
    Sie wartete immer noch auf eine Antwort.
    »Ich habe Angst, dich zu verlieren«, begann Peter schließlich. Sie wollte etwas einwenden, doch Peter unterbrach sie mit einer Geste und fuhr fort. »Ich bin ein Monstrum mit einer unheimlichen Tätowierung und einer bionischen Hand. Mir fehlen fünf Tage in meiner Erinnerung, in denen sich die Hölle geöffnet hat und mein Bruder gestorben ist. Und höchstwahrscheinlich war ich daran irgendwie beteiligt. Ich fürchte mich vor dem Moment, an dem ich mich an diese Tage erinnern werde. Ich weiß nicht, wem ich noch trauen kann. Mir selbst nicht, deinem Vater nicht und dir womöglich auch nicht, so sehr ich mir das wünsche. Aber was mir wirklich Angst macht und wovor ich gerade versucht habe, mich mit idiotischem Sarkasmus zu schützen – ist dein Mitleid, Maria.«
    Er sah, wie die roten Stürme auf ihrem Gesicht langsam abflauten und ihr Blick weicher wurde.
    »Ich tue das nicht aus Mitleid«, sagte sie leise.
    »Sondern?«
    »Weil ich dich liebe.«
    »Warum dann diese Distanz? Du umarmst mich, küsst mich, und im nächsten Moment wirkst du unendlich weit weg von mir, zuckst zusammen, wenn ich dich nur berühre.«
    »Ich liebe dich«, wiederholte Maria fest. »Und diese Liebe und die Kraft meines Glaubens werden mir helfen, dir irgendwann zu vertrauen. So wie du mir.«
    Peter schluckte. »Und wenn nicht?«
    »Wir müssen uns eben Mühe geben«, erklärte sie entschlossen, als sei damit alles geklärt, und wandte sich wieder dem Computer zu. »Wir brauchen noch mehr Hinweise, um die Ergebnisse weiter einzuschränken.«
    Peter löste seinen Blick von ihrem Hals und trank seinen Kaffee aus. »Na dann an die Arbeit.«
    In einem Bildschirmfenster rotierte immer noch langsam Peters digitaler Torso mit der Tätowierung. Aber keines der vielen Muster, Symbole und Zeichen schien irgendeinen Zusammenhang zu ergeben.
    Mehr aus Spielerei vergrößerte Peter das Schema der T-O-Karte, passte den Maßstab an und legte es über die Tätowierung. Ein Detail am linken oberen Rand, das direkt unter dem Erdkreis der T-O-Karte lag, erregte seine Aufmerksamkeit. Die Stelle lag exponiert auf seinem linken Schulterblatt und erinnerte ihn an das Layout einer Computerplatine. Oder an ein feinmechanisches Bauteil.

    Oder an …
    Ein Gedanke stieg an die Oberfläche seines Denkens, wie eine Luftblase aus großer Tiefe.
    »Für was hältst du das?«, fragte Peter.
    »Keine Ahnung. Aber vielleicht gibt es noch mehr davon.«
    Nach wenigen Sekunden fand die Software drei weitere ähnliche Muster in der Tätowierung, die bislang in dem Gewirr aus Zeichen, Strichen und Symbolen verborgen gewesen waren und setzte sie zusammen.

    »Ein Teil einer Maschine?«, vermutete Maria.
    »Nein, ich glaube, es ist etwas ganz anderes.«
    Peter ließ die Software ähnliche Muster im Internet suchen und musste nicht lange auf das Ergebnis warten.

    »Ein Grundriss! Ist das …«
    »Ja. Du hast es schon hunderte Male gesehen«, sagte er langsam. »Es ist das älteste erhaltene Gebäude der Welt. Und es liegt mitten in Rom.«

XV
    137 n. Chr., Rom
    E r hatte das

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