fühlte keine Angst und auch keine dunklen Schatten, die aus den Tiefen seiner Seele emporkrochen. Er spürte nur, dass sein Hemd schweißnass auf dem Kunstleder klebte, und ganz schwach roch er von irgendwoher den Duft von Baldrian.
Petrus II. fuhr fort, Peter mit Weihwasser zu besprenkeln.
»Wie heißt du?« Der Papst beugte sich zu Peter hinab, als höre er schlecht. Peter gab keine Antwort und bemerkte, dass der Baldriangeruch stärker wurde.
»Ich frage dich, Dämon, sag mir deinen Namen!«, wiederholte der Papst und schlug Peter erneut auf die Stirn. »Deinen Namen will ich hören! Sag mir deinen Namen!«
Irgendetwas irritierte Peter. Er kam nicht gleich darauf, was, aber dann verstand er, dass sich die Form des Schimmelflecks an der Decke verändert hatte. In den Umrissen des weißen Kelches zeichnete sich deutlich eine Spirale aus Schwarzschimmel ab.
»Ich will deinen Namen, Diener der Hölle! Sag mir deinen Namen!«
Der Geruch von Baldrian war jetzt geradezu penetrant. Peter wollte den Papst darauf hinweisen und öffnete den Mund. Doch statt seiner eigenen vertrauten Stimme, brach etwas anderes gewaltsam aus ihm hervor, brandete heran mit einer Welle aus Baldrian und füllte ihn schlagartig mit einer Schwärze und Kälte wie aus dem hintersten Winkel des Vergessens aus.
Das Erste, was Peter registrierte, als er wieder zu sich kam, war das Gewicht des Papstes auf seiner Brust, der seine Handgelenke fest umklammert hielt und auf die Liege presste. Auf seinen Beinen saß Monsignore Cardona. Beiden troff der Schweiß nur so von der Stirn, und auch Peter spürte, dass er klatschnass war und dass seine Kiefermuskeln schmerzten. Überhaupt sein ganzer Körper.
»Was ist passiert?«
»Oh, Sie sind wieder bei uns, Peter!«, schnaufte der Papst und ließ von ihm ab. »Das ist gut. Wie geht es Ihnen?«
»Was ist passiert?«
»Wir hatten Kontakt zu Ihrem Dämon. Überraschend schnell.« Papst Petrus II. ließ sich von Cardona ein Handtuch reichen und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. »Er schien sich dringend mitteilen zu wollen. Übler Bursche. Wenn das alles hier vorbei ist, machen wir ihm den Garaus, darauf können Sie sich verlassen.«
Peter richtete sich auf und betastet seinen schmerzenden Kiefer. »Warum habe ich davon nichts mitbekommen?«
»Eine Schutzfunktion des Körpers. Machen Sie sich um Ihren Kiefer keine Sorgen, Sie haben nur etwas mit den Zähnen geknirscht.«
»Habe ich Nägel gespuckt?«
»Nein. Zum Glück nicht. Aber wir mussten Sie festhalten.«
Peter sah hinauf zur Decke. Der Schimmelfleck hatte wieder seine ursprüngliche Form.
»Ich habe Baldrian gerochen.«
»Ja, das kommt gelegentlich vor«, sagte der Papst. »Der Geruch des Bösen. Baldrian, Veilchen, manchmal Lavendel, ganz selten auch Zimt.«
Monsignore Cardona richtete währenddessen seelenruhig seine Soutane und bedachte Peter nur mit einem kühlen Blick.
»Haben Sie etwas herausgefunden?«, fragte Peter den Papst.
»Oh ja, allerdings. Ihr Dämon ist ein richtiger Promi der Hölle. Ein wahrer Fürst. Sein Name ist Belial. Die aramäische Wurzel des Namens bedeutet so viel wie ›Kinder der Wertlosigkeit‹, und das ist noch untertrieben. Widerlicher Bastard. In den Qumranrollen wird er als Lügenpriester beschrieben, der am Ende der Zeit einen Endkampf der Mächte des Lichts gegen die Mächte der Finsternis mit dem Erzengel Michael austragen wird. In gnostischen Schriften wird er ohnehin mit dem Satan gleichgesetzt.«
»Na super«, stöhnte Peter. »Und was habe ich … was hat Belial gesagt?«
»Nicht viel. Er hat nur ein paar Zeichen hinterlassen.«
»Wo?«
»Auf Ihrem Körper.«
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Von:
[email protected] An:
[email protected],
[email protected] 4. Juli 2011 10:48:04 GMT+01:00
Betr.: Treffen
Sehr geehrter Sheik al Husseini,
sehr geehrter Herr Kaplan,
ich denke, es wird allmählich Zeit, dass wir uns kennenlernen. Es gibt Neuigkeiten, die Sie interessieren dürften.
Ich erwarte Sie im Vatikan.
Mit Gottes Segen,
Petrus II.
Sua Santità
Papa Pietro II.
Palazzo Apostolico
00120 Città del Vaticano
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Von:
[email protected] An:
[email protected] Cc:
[email protected] 4. Juli 2011 12:41:17 GMT+02:00
Betr.: Fwd: Treffen
Herr Laurenz,
was soll ich davon halten?
Shalom,
Ihr C.K.
Chaim Kaplan
Chief Rabbi of Jerusalem ABD
Hekhal Shelomo
85 King George St. POB 2479
Jerusalem 91087
Israel
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Von:
[email protected] An: