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Collector’s Pack

Collector’s Pack

Titel: Collector’s Pack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
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Einwand und versuchte, nicht dauernd auf das kleine Kehlgrübchen an Bonifatios Hals zu starren. Er liebte dieses Grübchen, und es hätte ihn vor einem Jahr fast die Liebe des Herrn gekostet. Er hatte sich seitdem im Griff, aber jedes Mal, wenn er Bonifatio so nah gegenübersaß, geriet sein Herz in Aufruhr.
    »Reiner Zufall, dass ich darauf gestoßen bin«, flüsterte er zwischen zwei Bissen in die trockene, lappige Pizza. »Als ich heute Nacht das neue System-Update installiert habe, sind mir in den Logfiles eine Reihe von seltsamen Prozessen mit Admin-Rechten aufgefallen. Da die Installationsroutine noch lief, habe ich mir diese Zugriffe spaßeshalber im Terminal auf meinem Laptop angesehen. Da lief ein Angriff über die Shell auf sämtlichen offenen Ports.«
    »Mit Admin-Rechten? Blödsinn!«
    »Ich sag’s dir! Ich hab’s ja auch erst nicht geglaubt.«
    »Und das IDS?«
    »Nichts! Unser Höllenhund lag friedlich an der Kette und hat gepennt.«
    »Kann nicht sein.«
    »Doch. Ich hab gleich mein vSphere-Tool drüberlaufen lassen, um es zu überprüfen. Die Angreifer hatten sich mit einem Zero-Day-Exploit eine Backdoor in die Firewall gesprengt und waren gemütlich dabei, den gesamten Server zu ownen. Die waren überall! Ich hab’s erst gar nicht kapiert, weil da ein Root-Kit lief, das die schädlichen Prozesse coverte. Die hatten ein Script ins System eingeschleust und steuerten die Shell über einen Command-Server irgendwo in Uganda. Aber das war ohnehin nur ein Bot-Client. Mann, die haben sämtliche Passwortlisten abgefischt.«
    »Blödsinn!«, rief Bonifatio. »Wir hatten gestern keinen Zero-Day. Das System war sauber, das Update war eine reine Wartungsroutine. Nur Kleinscheiß.«
    »Das ist ja, was mich so irritiert!«, rief Anselmo. »Ich glaube, jemand hat denen die Tür geöffnet. Irgendjemand hat das System von innen manipuliert und eine Schwachstelle erzeugt !«
    Bonifatio starrte Anselmo fassungslos an.
    »Weißt du, was du da gerade sagst?«
    Anselmo nickte. Er fühlte sich elend. Bonifatio dachte nach.
    »Was wollten die?«
    »Alles. Die waren einfach überall. Da liefen Injection-Exploits in den SQL-Datenbanken, da wurden Mails abgefischt und Logfiles verändert. Mann, die waren sogar in den Konten der Vatikanbank! Ich wollte das ganze System sofort downshutten. Stecker ziehen und fertig. Aber ich war auch neugierig, also hab ich ein paar meiner Tools auf die Exploits angesetzt, um sie zurückzuverfolgen.«
    »Und? Haben die was gemerkt?«
    »Allerdings. Die sind sofort raus. Aber kurz bevor sie ganz raus waren – konnte ich sie tracken.«
    »In Nepal.«
    »Reines Glück. Die haben sich zu sicher gefühlt. Das TOR-Netzwerk war ihnen vielleicht zu langsam. Jedenfalls ging eine E-Mail direkt an eine IP-Adresse in Nepal raus.«
    »Das wäre ja total dämlich.«
    »Aber Tatsache.«
    »Das sind die Chinesen, ich sag’s dir.«
    »Chinesen in Nepal? Unsinn! Es ist leider noch viel schlimmer. Da sind Mails an diesen Host verschickt worden. Von unserer Seite.«
    »Mails? Wer ist denn so blöd?«
    »Nicht irgendwelche Mails. Sie liefen über einen privaten E-Mail-Account. Den Account des Papstes.«
    Bonifatio starrte seinen Mitbruder an. Anselmo konnte sehen, wie sein Kehlgrübchen zuckte.
    »Du willst damit sagen, dass der Papst Mails an diese Angreifer schreibt?«
    »Ich weiß es nicht!«, rief Anselmo verzweifelt. »Ich meine, nein, natürlich nicht. Aber irgendjemand hat Mails von diesem Account verschickt und empfangen.«
    »Was stand drin?«
    Anselmo schaute sich ängstlich um, zog sein iPad heraus und gab es Bonifatio. Als Bonifatio die kopierten Mails las, konnte Anselmo zusehen, wie er versteinerte.
    »Das ist ein übler Hoax.«
    Anselmo sah seinen Mitbruder ernst an. »Jemand, der so einen Aufwand betreibt, macht keine Scherze. Das sind Terroristen, und die meinen es ernst! Hast du dieses Chatprotokoll gelesen? Die sind verantwortlich für die Katastrophe in Köln. In einer Mail ist die Rede von einer geheimen okkulten Bibliothek unter dem Pantheon. Hast du schon mal von einem Buch Dzyan gehört?«
    Bonifatio schüttelte stumm den Kopf.
    »Ich auch nicht. Aber dieses Buch scheint einen Hinweis auf eine Substanz zu enthalten, mit der man die ganze Welt vernichten kann.«
    »Absoluter Unsinn! Ich sag doch, ein Hoax.«
    Anselm beachtete den Einwand gar nicht und fuhr aufgeregt fort. »Sie wollen den Großrabbiner von Jerusalem und den Großmufti von Mekka töten! Heute. Hier in Rom in einem Hotel.

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