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Collector’s Pack

Collector’s Pack

Titel: Collector’s Pack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
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vertrieben hätte. Die Mönche zuckten kurz, als sie den Schrei hörten, kamen aber nicht näher. Vermutlich kannten sie die Macken des Katers.
    Während Peter an der kleinen Wunde an der rechten Hand saugte, sah er Maria auf sich zukommen. Energischer Schritt. Sie wirkte aufgeregt, hatte rote Flecken am Hals, die sie noch schöner machten. Peter hätte sie am liebsten in die Arme genommen, als sie vor ihm stand.
    »Dann tu’s doch!«, sagte sie statt einer Begrüßung, als hätte sie seine Gedanken erraten.
    Ungelenk wie ein Jugendlicher bei seiner ersten Verabredung, nahm er Maria in die Arme, atmete den Duft ihrer Haare. Atmete sie ein, ganz und gar, und spürte, dass sie zitterte. Für einen Moment, einen kurzen Moment nur, ließ die Trostlosigkeit etwas nach. Doch als er Maria etwas fester an sich drückte und sie küssen wollte, löste sie sich sanft von ihm.
    »Danke«, sagte sie und sah ihn forschend an.
    »Test bestanden oder nicht?«, fragte er zurück.
    Sie schnalzte ungehalten mit der Zunge und deutete auf den Kratzer an seiner Hand.
    »Was ist passiert?«
    »Nur der Kater. Also, was gibt’s?«
    Maria schaute sich nach den Wachen um und zog Peter zu einer kleinen Bank unter einer Zypresse.
    »Wir müssen hier weg«, flüsterte sie.
    »Wir?«
    Sie ignorierte die Frage. »Heute noch. Wir müssen Nikolas finden.«
    Allein der Name seines Bruders löste eine heftige Welle der Trauer in ihm aus, und Peter verstand, dass er den Tod seines Bruders die ganze Zeit verdrängt hatte. Und mit dem Bild seines Bruders regte sich das Raubtier in seinem Kopf. Sein Brüllen jagte pulsierend durch seine Muskeln und brach sich an jedem einzelnen Knochen.
    »Soweit ich weiß, ist Nikolas tot«, sagte Peter dumpf.
    »Yoko glaubt das nicht. Sie ist überzeugt, dass nur ihr beide zusammen die Apokalypse aufhalten könnt.«
    »Was sagt dein Vater dazu?«
    »Wir haben noch nicht darüber gesprochen.«
    Peter lachte kurz auf. »Was willst du machen? Mich entführen? Einfach mit mir durchbrennen? Sieh dich doch mal um, Maria!«
    »Sei bitte leiser!«, zischte sie ihn an. »Ich hab auch keinen Plan. Ich glaube nur, dass Yoko Recht hat.«
    »Wieso?«
    Maria berichtete Peter hastig und leise von ihrem Gespräch mit Yoko. Peter hörte ihr aufmerksam, aber mit wachsender Unruhe zu, während tief in seinem Kopf eine Magmablase aus Schmerz und Licht an die Oberfläche drängte. Und auf der Hitzewoge des Schmerzes waberte das Bild eines traurigen Engels, der ihn regungslos anstarrte.
    Welcher Engel?
    »Was für ein Virus?«
    Maria sah ihn besorgt an. »Du schwitzt, Peter. Geht es dir nicht gut?«
    »Was für ein Virus?«, flüsterte er und kämpfte gegen die Übelkeit an.
    »Ein sogenanntes DNA-Virus aus der Familie der Herpesviren«, beeilte sich Maria und sah sich beunruhigt nach den Wachen um. »Ein sehr häufiges Virus, das auch im menschlichen Genom vorkommt. Viren gelten als die ältesten Bausteine des Lebens. Die menschliche DNA besteht sogar zum Großteil aus solchen uralten Evolutionsresten, die keine Funktion mehr zu haben scheinen. Dieses allerdings ist angeblich geringfügig anders. Yoko konnte nichts über seine Funktion sagen, falls es überhaupt eine hat. Der Rechner hat es mit dem Genom von hunderttausend gespeicherten Personen verglichen, aber nur bei einer Person tauchte es auf.«
    Peter ahnte schon, was sie als Nächstes sagen würde.
    »Yoko vermutet, dass du und Nikolas die Einzigen überhaupt auf der Welt mit dieser Variante seid.«
    Peter schaffte noch ein Nicken. Sein Mund war trocken, seine Zunge schien aufzuquellen, wie um ihn zu ersticken. Er roch Lavendel. Baldrian und Zimt.
    Woher kommt dieser Zimtgeruch?
    »Der Engel …«, hörte er sich sagen.
    »Was für ein Engel?«, fragte Maria wie aus weiter Ferne zurück.
    Peter wollte ihr antworten, wollte ihr so gerne noch etwas sehr Wichtiges sagen. Über Nikolas und Belial. Über den Papst und den Geruch des Bösen. Über Köln und den Engel. Und dass er sie liebte. So viel noch zu sagen. Aber in diesem Moment explodierte die Magmablase in seinem Kopf und löschte die Welt in einem gleißenden Blitz aus. Eine Welle aus Hitze, Schmerz und Angst riss ihn fort. Peter hatte das Gefühl, von der Welt abzurutschen, zu fallen.
    Und er fiel.
    Unendlich tief.
    Er tauchte ein in das Licht. Spürte, wie er den Schmerz zurückließ. Den Schmerz und alles andere. Schön so.
    Und tauchte wieder auf.
    Das Gleißen erlosch. Die Welt nahm wieder Konturen an, sortierte sich

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