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Collector’s Pack

Collector’s Pack

Titel: Collector’s Pack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
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zu kleinen Orakeln herab, die die Spender immer sichtlich erfreuten und erregten. Der Alkohol, der Lärm, der Gesang und das rhythmische Tanzen versetzten sie nach und nach in Trance. Hin und wieder überreichte einer der Tänzer, den Peter auf mindestens sechzig schätzte, ausgewählten Zuschauern hartgekochte Eier, die diese mit großer Ergriffenheit pellten und verzehrten. Abwechselnd traten einige der Tänzer hinter einen Vorhang am Ausgang der Nische und kehrten kurz darauf in neuer Kostümierung zurück.
    Peter wurde von der Menge, die sich inzwischen hinter ihm zusammendrängte, in die Gebäudenische hineingedrängt, mitten unter die Tänzer. Der Lärm der Kapelle war hier schier unerträglich. Eilig suchte Peter sich einen Platz am Boden zwischen den Zuschauern und registrierte zufrieden, dass sein Schatten es nicht hineinschaffte. Als er sich wieder umwandte, sah er das Amulett. Es hing über der Gipsfigur des Nats. Einer der Tänzer oder die Frau mit den Geldbündeln in der Hand musste es ihm vor einer Sekunde umgehängt haben.
    Doch im nächsten Moment schoss der ältere Tänzer bereits vor, nahm das Amulett an sich und hielt es fest in der Hand. Das Ganze hatte nur Sekunden gedauert. Peter hätte es fast übersehen. Für einen Augenblick nur hatte er das Symbol auf dem Medaillon des Amuletts erkannt. Geschwungene Bögen und vier kleine Kreise in einer Reihe. Es erinnerte Peter an einen vierarmigen Kerzenleuchter.

    Angespannt behielt Peter den alten Tänzer im Auge und wartete, bis er hinter dem Vorhang verschwand, um sich umzuziehen.
    Er ist Maggie Win!
    Peter stolperte über die dicht gedrängten Zuschauer am Boden. Als er hinter den Vorhang trat, war der alte Tänzer verschwunden. Nur sein Kleid und sein Kopfschmuck lagen auf dem Boden, wie hastig abgestreift. Peter stürmte durch die Tür an der Seite auf den Pagodenplatz und sah, wie der Tänzer sich eilig durch die Menschenmenge drängte. Er trug jetzt nur noch einen zerschlissen Longji und ein T-Shirt. Peter sah auch, dass sein staatlicher Verfolger ihn wieder entdeckt hatte und ihm umgehend folgte.
    Der Tänzer verschwand zwischen zwei gedrungenen Gebäuden am Rand des Pagodenhofs. Peter rannte jetzt. Bevor er den Mann jedoch erreicht hatte, sah er die Bewegung von der Seite. Jemand stürzte auf den Tänzer zu. Er hielt ein Messer in der Hand, und er hatte rote Haare.
    Die Panik, es immer wieder erleben zu müssen.
    Die Verzweiflung, in einem Albtraum gefangen zu sein.
    Die Bestürzung, wieder zu spät zu kommen.
    Das kann nicht sein! Das kann einfach nicht sein!
    Peter sah, wie Edward Kelly den alten Tänzer packte, herumwirbelte und ihm mit einer fließenden Bewegung das Messer ins Herz rammte. Und nochmal. Und nochmal. Bis der alte Mann röchelnd zu Boden sackte. Jemand schrie. Kelly wirkte völlig unbeeindruckt und nahm dem regungslosen Tänzer das Amulett ab. Und dann – wandte er sich zu Peter um. Grinste Peter an. Streckte ihm wie irre die Zunge heraus und reckte triumphierend das Amulett in die Luft.
    »Hoathahe Saitan!«, schrie er Peter auf Henochisch zu. »Ilasa micalazoda olapireta ialpereji! Easaremeji Laiada eranu berinutasa – cafafame das ivemeda aqoso Moz. Od, od, od! Maoffasa. Zodacare od Zodameranu! Odo eicale Qaa. Zodoreje, lape zodiredo Noco Mada! Hoathahe Saitan!«
    Peter verstand jedes Wort dieser grauenhaften Anrufung des Satans und rannte schneller. Er hatte Kelly schon fast erreicht – als er einen Schlag von hinten erhielt und zu Boden gerissen wurde. Der Mann von der Staatssicherheit hatte ihn gepackt und versuchte, ihn am Boden festzuhalten. Er brüllte irgendetwas auf Birmanisch. Peter reagierte instinktiv, rollte sich unter dem Mann weg und schlug zu, so fest er konnte. Der Spitzel schrie auf und hielt sich die gebrochene Nase. Peter verpasste ihm noch einen Schlag und wollte die Verfolgung von Kelly wieder aufnehmen – als ihn die Hitze traf. Es ging sehr schnell. Peter spürte die Hitze und hörte weitere Schreie. Als er sich umdrehte, sah er, wie die Menschen auf dem Pagodenplatz plötzlich Feuer fingen. Wie von einer Höllenfaust getroffen standen sie lichterloh in Flammen, wanden sich schreiend auf dem Boden oder rannten in Panik irgendwohin. Auch der verletzte Spitzel brannte und wälzte sich kreischend in Agonie am Boden. Peter roch sein verbranntes Fleisch und wunderte sich, dass er selbst noch nicht brannte. Die Hitze war jetzt unerträglich, Kelly nirgendwo mehr zu sehen. Peter rappelte sich auf, um

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