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Collins, Suzanne

Collins, Suzanne

Titel: Collins, Suzanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammender Zorn (Die Tribute von Panem Bd 3)
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Fall zurückschicken«,
sage ich. Obwohl ich stinkwütend auf Peeta bin, erschreckt mich Gales
Grausamkeit. »Ich werd schon mit ihm fertig.«
    »So lange, bis du dich absetzt, meinst du? Mit deinem
Stadtplan und einem Holo, falls du eins zu fassen kriegst?« Es ist Gale also
nicht entgangen, was ich im Schilde führe. Hoffentlich ist es für die anderen
nicht auch so offensichtlich. Aber niemand kennt meine Gedanken so wie er. »Du
hast ja wohl nicht vor, ohne mich abzuhauen, oder?«, fragt er.
    Bis jetzt hatte ich das vor. Doch es scheint mir nicht
verkehrt, meinen Jagdgefährten als Deckung dabeizuhaben. »Als deine
Kampfgefährtin muss ich dir dringend raten, bei deiner Gruppe zu bleiben. Aber
zwingen kann ich dich nicht, oder?«
    Er grinst. »Nein. Es sei denn, du willst, dass ich die
ganze Armee alarmiere.«
    Gruppe 451 und das Fernsehteam besorgen sich aus der Feldküche
etwas zu essen und versammeln sich zum Abendbrot in einem engen Kreis. Erst
denke ich, Peeta ist der Grund für das allgemeine Unbehagen, aber am Ende der
Mahlzeit bemerke ich unfreundliche Blicke in meine Richtung. So schnell kann
die Stimmung kippen. Als Peeta aufgetaucht ist, hat sich die ganze Mannschaft
noch Sorgen gemacht, er könnte für uns alle eine Gefahr bedeuten, insbesondere
für mich. Erst als ich einen Anruf von Haymitch bekomme, begreife ich.
    »Was soll das? Willst du ihn dazu treiben, dass er
angreift?«, fragt er.
    »Quatsch. Ich will nur, dass er mich in Ruhe lässt«, sage
ich.
    »Das kann er aber nicht. Nicht nach dem, was das Kapitol
ihm angetan hat«, sagt Haymitch. »Vielleicht hat Coin ihn wirklich in der
Hoffnung hergeschickt, dass er dich umbringt. Aber Peeta weiß das nicht. Er
begreift nicht, was ihm zugestoßen ist. Du kannst ihm nicht die Schuld in die
Schuhe schieben ...«
    »Tu ich ja gar nicht!«, sage ich.
    »Doch! Du bestrafst ihn immer wieder für etwas, das außerhalb
seiner Macht liegt. Das heißt nicht, dass du nicht rund um die Uhr eine
geladene Waffe griffbereit haben solltest. Aber stell dir die Situation einfach
mal umgekehrt vor. Wenn du vom Kapitol festgehalten und eingewebt worden wärst
und dann versucht hättest, Peeta umzubringen - würde er dich so behandeln wie
du ihn jetzt?«, fragt Haymitch.
    Darauf sage ich nichts. Auf keinen Fall würde er mich so
behandeln. Er würde mit aller Macht versuchen, mich zurückzubekommen. Würde
mich nicht ausschließen und im Stich lassen und mir nicht bei jeder Gelegenheit
feindselig begegnen.
    »Du und ich, wir hatten abgemacht, ihn zu retten. Weißt du
noch?«, sagt Haymitch. Als ich nicht antworte, sagt er schroff: »Vergiss das
nicht«, und unterbricht die Verbindung.
    Der Herbsttag ist jetzt nicht mehr frisch, sondern kalt.
Die meisten aus der Gruppe verkriechen sich in ihrem Schlafsack. Manche
schlafen unter freiem Himmel, nah an dem Heizofen in der Mitte des Lagers,
andere begeben sich in ihr Zelt. Leeg 1 ist über dem Tod ihrer Schwester
schließlich zusammengebrochen, ihr gedämpftes Schluchzen dringt durch die
Zeltwand. Ich kuschele mich in mein Zelt und denke über Haymitchs Worte nach.
Begreife voller Scham, dass ich über der fixen Idee, Snow umzubringen, eine
viel schwierigere Aufgabe übersehen habe: Peeta aus der Schattenwelt zu
befreien, in die er eingewebt wurde. Ich weiß nicht, wie ich ihn dort finden,
geschweige denn herausholen soll. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie man
das anstellen könnte. Dagegen ist die Aufgabe, eine präparierte Arena zu
durchqueren, Snow aufzuspüren und ihm eine Kugel in den Kopf zu jagen, das
reinste Kinderspiel.
    Um Mitternacht krieche ich aus dem Zelt und setze mich in
der Nähe des Heizofens auf einen Feldstuhl, um mit Jackson Wache zu halten.
Boggs hat Peeta befohlen, so zu schlafen, dass wir ihn alle im Blick haben.
Doch er schläft nicht. Stattdessen sitzt er da, den Schlafsack bis zur Brust
hochgezogen, und versucht ungeschickt, Knoten in ein kurzes Seil zu machen.
Das Seil kenne ich nur zu gut, Finnick hat es mir in jener Nacht im Bunker
geliehen. Es jetzt in Peetas Händen zu sehen, ist so, als würde Finnick
dasselbe sagen wie Haymitch vorhin: dass ich Peeta im Stich lasse. Vielleicht
ist jetzt der richtige Moment, um es wiedergutzumachen. Wenn ich nur wüsste,
was ich sagen soll. Aber mir fällt nichts ein. Also sage ich nichts. Ich
lausche nur dem Atem der Soldaten in der Nacht.
    Nach etwa einer Stunde fängt Peeta an zu reden. »Die letzten
beiden Jahre waren bestimmt anstrengend für

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