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Collins, Suzanne

Collins, Suzanne

Titel: Collins, Suzanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammender Zorn (Die Tribute von Panem Bd 3)
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dich. Immer wieder zu überlegen, ob
du mich umbringen sollst oder nicht. Hin und her, hin und her.«
    Das finde ich völlig ungerecht, und ich bin drauf und
dran, eine bissige Antwort zu geben. Aber dann denke ich wieder an das Gespräch
mit Haymitch und mache einen ersten vorsichtigen Schritt auf Peeta zu. »Ich
wollte dich noch nie umbringen. Außer, als ich dachte, du willst den Karrieros
dabei helfen, mich zu töten. Danach hab ich dich immer als ... als Verbündeten
betrachtet.« Das Wort ist schön ungefährlich. Es impliziert keine
gefühlsmäßige Bindung, aber auch keine Bedrohung.
    »Verbündete«, sagt Peeta langsam, als wollte er das Wort
ausprobieren. »Freundin. Geliebte. Siegerin. Feindin. Verlobte. Zielscheibe.
Mutation. Nachbarin. Jägerin. Tribut. Verbündete. Das kommt
auf meine Liste von Wörtern, mit denen ich versuche, dich einzuordnen.« Immer
wieder lässt er das Seil durch die Finger gleiten. »Das Problem ist, dass ich
nicht mehr weiß, was wahr ist und was erfunden.«
    Das Atmen um uns ist nicht mehr gleichmäßig, und das
heißt, dass die Leute entweder aufgewacht sind oder gar nicht richtig
geschlafen haben. Ich vermute Letzteres.
    Aus einem Knäuel in der Dunkelheit ist Finnicks Stimme zu
hören. »Dann solltest du fragen, Peeta. So macht Annie es auch.«
    »Wen denn?«, sagt Peeta. »Wem kann ich trauen?«
    »Na, uns zum Beispiel. Wir sind deine Truppe«, sagt Jackson.
    »Ihr seid meine Bewacher«, sagt er.
    »Das auch«, sagt sie. »Aber du hast in Distrikt 13 vielen
das Leben gerettet. So etwas vergessen wir nicht.«
    In dem Schweigen, das folgt, versuche ich mir vorzustellen,
ich könnte Realität und Einbildung nicht auseinanderhalten. Wie es wäre, wenn
ich nicht wüsste, ob Prim und meine Mutter mich lieben. Ob Snow mein Feind
ist. Ob der Mensch am Heizofen mich gerettet oder geopfert hat. Im Nu
verwandelt sich mein Leben in einen Albtraum. Auf einmal möchte ich Peeta in
allen Einzelheiten erzählen, wer er ist und wer ich bin und wie wir
hierhergekommen sind. Aber ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Nutzlos. Ich
bin nutzlos.
    Um kurz vor vier wendet Peeta sich wieder an mich. »Deine
Lieblingsfarbe ... ist das Grün?«
    »Ja.« Dann überlege ich, was ich noch sagen könnte. »Und
deine ist Orange.«
    »Orange?« Er wirkt nicht überzeugt.
    »Kein knalliges Orange. Ein gedecktes Orange. So wie der
Sonnenuntergang«, sage ich. »Das hast du mir jedenfalls mal erzählt.«
    »Ach so.« Er schließt kurz die Augen, vielleicht versucht
er einen Sonnenuntergang heraufzubeschwören, dann nickt er. »Danke.«
    Dann purzeln noch mehr Wörter aus meinem Mund. »Du bist
ein Maler. Du bist ein Bäcker. Du schläfst gern bei geöffnetem Fenster. Du
trinkst deinen Tee ohne Zucker. Und du machst immer einen Doppelknoten in deine
Schnürsenkel.«
    Dann verschwinde ich in meinem Zelt, bevor ich womöglich
noch anfange zu heulen oder so was Dummes.
    Am Morgen ziehen Gale, Finnick und ich los, ein bisschen
Glas von den Gebäuden schießen für die Kameras. Als wir zurück zu unserem
Lager kommen, sitzt Peeta im Kreis mit den Soldaten aus 13, die zwar bewaffnet
sind, aber offen mit ihm sprechen. Jackson hat ein Spiel erfunden, um Peeta zu
helfen -»Wahr oder nicht wahr«. Er erwähnt etwas, wovon er glaubt, dass es
seiner Meinung nach passiert ist, und sie sagen ihm, ob es wahr ist oder nur
eingebildet, gefolgt von einer kurzen Erklärung.
    »Die meisten Menschen aus Distrikt 12 sind in den Flammen
umgekommen.«
    »Wahr. Keine neunhundert konnten sich nach Distrikt 13
retten.«
    »Ich war schuld an dem Feuer.«
    »Nicht wahr. Präsident Snow hat Distrikt 12 zerstört, so
wie er damals 13 zerstört hat, als Botschaft an die Rebellen.«
    Ich finde die Idee gut, bis mir klar wird, dass ich
diejenige bin, die das meiste bestätigen oder verneinen kann, was ihm auf der
Seele liegt. Jackson teilt uns in Wachen ein. Sie ordnet Finnick, Gale und mich
jeweils einem Soldaten aus 13 zu. So kann Peeta sich immer an jemanden wenden,
der ihn besser kennt. Es wird nicht die ganze Zeit geredet. Peeta braucht
lange, um selbst kleinste Informationen zu verarbeiten, zum Beispiel, wo die
Leute zu Hause Seife gekauft haben. Gale erzählt ihm eine Menge über Distrikt 12,
Finnick ist Experte, was die beiden Spiele angeht, bei denen Peeta dabei war,
denn im ersten war er Mentor und im zweiten Tribut. Aber da sich Peetas größte
Verwirrung um mich dreht - und nicht alles so einfach erklärt werden kann -,
sind unsere

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