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Collins, Suzanne

Collins, Suzanne

Titel: Collins, Suzanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammender Zorn (Die Tribute von Panem Bd 3)
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etwas nicht.
    Boggs führt Finnick und mich aus der Kommandozentrale,
durch den Flur zu einem Durchgang und dann auf eine breite Treppe.
Menschenströme vereinigen sich zu einem Fluss, der einfach nur abwärtsfließt.
Es wird nicht geschrien und nicht gedrängelt. Selbst die Kinder fügen sich.
Stockwerk um Stockwerk gehen wir tiefer, schweigend, denn kein Wort würde den
Sirenenlärm durchdringen. Ich halte nach meiner Mutter und Prim Ausschau, aber
außer den Menschen in meiner unmittelbaren Nähe kann ich niemanden erkennen.
Sie arbeiten heute Abend beide auf der Krankenstation, also können sie die
Übung nicht verpassen.
    Ich habe Druck auf den Ohren und meine Augenlider werden
schwer. Wir sind tief unter der Erde, wie in einem Kohlebergwerk. Das hat den
einzigen Vorteil, dass die Sirenen nicht mehr ganz so schrill klingen. Als
sollten sie uns physisch vom Erdboden vertreiben, und so ist es wohl auch
gedacht. Gruppen von Menschen schieben sich durch gekennzeichnete Durchgänge,
und Boggs fuhrt mich immer weiter nach unten, bis die Treppe schließlich vor
einer riesigen Höhle endet. Ich will direkt hineingehen, doch Boggs sagt, ich
müsse erst meinen Tagesplan vor einen Scanner halten, um mich auszuweisen.
Garantiert wird die Information an irgendeinen Computer weitergeleitet, damit
niemand verloren geht.
    Die Höhle ist teils natürlich, teils von Menschenhand geschaffen.
An einigen Stellen sind die Wände aus Stein, an anderen sieht man Stahlträger
und Zement als Verstärkung. In die Felswände sind Schlafkojen gehauen. Es gibt
eine Küche, Toiletten, eine Erste-Hilfe-Station. Alles ist für einen längeren
Aufenthalt ausgelegt.
    Um die Höhle herum sind in regelmäßigen Abständen weiße
Schilder mit Buchstaben oder Zahlen angebracht. Boggs erklärt Finnick und mir
gerade, dass wir uns an dem Schild aufstellen sollen, das unserem Quartier
entspricht - in meinem Fall E für
Wohneinheit E -, als Plutarch zu uns kommt. »Ach, hier seid ihr«, sagt er. Die
Ereignisse der letzten Stunden scheinen ihn nicht sonderlich beeindruckt zu
haben. Er ist immer noch hocherfreut über Beetees gelungenen Medienangriff. Er
hat den Wald im Blick, nicht die Bäume. Dass Peeta misshandelt wird und
Distrikt 13 demnächst in die Luft fliegt, scheint nebensächlich. »Katniss, ich
weiß, dass das für dich nicht einfach ist, diese Schlappe für Peeta, aber du darfst
nicht vergessen, dass du beobachtet wirst.«
    »Was?«, sage ich. Ich fasse es nicht, dass er Peetas
schreckliche Lage als Schlappe abtut.
    »Die anderen im Bunker werden sich an dich halten. Wenn du
ruhig und tapfer bist, nehmen sie sich daran ein Beispiel. Wenn du in Panik
gerätst, könnte sich das ausbreiten wie ein Lauffeuer«, schärft Plutarch mir
ein. Ich starre ihn nur an. »Es brennt sozusagen«, fährt er fort, als wäre ich
etwas begriffsstutzig.
    »Am besten tue ich einfach so, als stünde ich vor der Kamera,
oder?«, sage ich.
    »Ja! Perfekt. Vor Publikum ist man immer viel tapferer«,
sagt er. »Wir haben ja gerade gesehen, wie viel Mut Peeta aufgebracht hat.«
    Am liebsten würde ich ihm eine reinhauen.
    »Ich muss vor der Abriegelung wieder bei Coin sein. Du
machst weiter so!«, sagt er und geht davon.
    Ich begebe mich zu dem großen E an der
Wand. Unser Platz besteht aus vier Quadratmetern, die auf dem Steinboden markiert
sind. Zwei Kojen sind in die Wand gehauen - einer muss auf dem Boden schlafen
-, unten gibt es ein quadratisches Fach für Vorräte. An der Wand hängt ein
weißes Blatt in Plastikfolie mit der Überschrift Regeln für
den Bunker . Ich starre die kleinen schwarzen Striche auf dem Papier
an. Zuerst werden sie von den Blutstropfen überlagert, die ich einfach nicht
aus dem Kopf kriege. Dann werden sie langsam zu Buchstaben und Wörtern. Der
erste Absatz trägt die Überschrift Bei der Ankunft.
     
    1. Stellen
Sie sicher, dass alle Mitglieder Ihrer Wohneinheit anwesend sind.
     
    Meine Mutter und Prim sind noch nicht da, aber ich bin
auch als eine der Ersten im Bunker angekommen. Wahrscheinlich sind die beiden
noch damit beschäftigt, Patienten zu verlegen.
     
    2. Gehen Sie
zur Versorgungsstelle und sichern Sie jedem Mitglied Ihrer Wohneinheit einen
Kucksack. Bereiten Sie Ihr Lager vor. Geben Sie die Kucksäcke wieder ab.
     
    Ich schaue mich in der Höhle um, bis ich die
Versorgungsstelle gefunden habe, einen tiefen Raum, der durch eine Theke abgetrennt
ist. Ein paar Leute stehen dahinter, aber es ist noch nicht viel los. Ich

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