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Colombian Powder

Colombian Powder

Titel: Colombian Powder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone A. Siegler
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an ihnen vorbei und fuchtelte in die Richtung, in der mehrere Bummelzüge auf Passagiere warteten.
    Nina seufzte genervt auf.
    »Was denn? Ihr werdet doch nicht die Inselrundfahrt ausschlagen?«, erwiderte Jens irritiert. »Wollt ihr denn nicht zum südlichsten Punkt der USA?« Dabei zückte er vielsagend seine Spiegelreflexkamera.
    »Wir geben uns fürs Erste auch mit der südlichsten Einkaufsmeile zufrieden«, antwortete Beate und setzte ein hinreißendes Lächeln auf. »Dir muss ich doch nichts über weibliche Vorlieben beibringen, oder?«
    »In der Tat nicht.« Jens war geschmeichelt. »Treffen wir uns später bei Sloppy Joe´s?«
    »Was ist denn das?«, fragte Nina naiv.
    Jens schnalzte geringschätzig mit der Zunge. »Das Stammlokal von Hemingway! Die trendigste Kneipe hier auf der Insel. Habt ihr den Hinweis in der Hafeninformation nicht gelesen?«
    Beate und Nina sahen sich fragend an.
    »Oh, ich vergaß! Das ist ja eure erste Kreuzfahrt. Die Hafeninformation wird am Vorabend vor dem Einlaufen an jede Kabinentür gesteckt, darin steht alles Wissenswerte über den nächsten Landgang. Ich muss euch ein wenig unter meine Fittiche nehmen.« Er legte Beate vertraulich die Hand auf die Schulter und beäugte sie mit demselben Blick, mit dem ein Hund einen Knochen betrachtet.
    Der Himmel hatte sich rot verfärbt, als sie mit Einkaufstüten beladen wieder auf den Mallory Square zurückkehrten. Dort hatte die allabendliche Sonnenuntergangszeremonie begonnen. Zwischen Getränkeständen, die in der letzten Stunde buchstäblich aus dem Boden gewachsen waren, gaben einige Straßenkünstler unter dem Applaus der Zuschauer ihre Kunststücke zum Besten.
    »Müssen wir unbedingt in diese Bar gehen?«, fragte Nina unwillig. Ihr gefiel es hier viel besser, und sie wollte den Sonnenuntergang sehen.
    »Auf jeden Fall! So schnell lassen wir Schnauzbart-Jens nicht mehr von der Angel«, antwortete Beate entschlossen.
    »Der ist ja ganz schön aufdringlich«, meinte Nina Augen rollend und kicherte über seinen neuen Namen. »Musstest du ihm denn erzählen, dass wir noch nie zuvor auf einer Schiffsreise waren?«
    Beate zuckte mit den Schultern und bestaunte einen Fakir, um dessen Hals sich eine riesige Schlange wand. »Ich kann mich gar nicht daran erinnern, dass ich das erwähnt habe.«
    Nina stutzte. »Woher sollte er das denn sonst wissen?«
    Doch Beate hörte ihr schon gar nicht mehr zu. Der Fakir winkte sie zu sich und legte ihr den Schlangenkörper um die Schultern.

    Das Sloppy Joe´s lag direkt an der belebten Hauptstraße und war brechend voll.
    »Ich besorge etwas zu trinken, such du einen Platz für uns«, schrie Beate gegen den Lärm der Backgroundmusik an und bahnte sich einen Weg zur Theke. Hinter Nina drängten weitere Gäste herein, und sie musste von der Tür weichen. Vergeblich sah sie sich nach Jens um. An der Längsseite des Raumes entdeckte sie ein paar Stehtische, um die das Gedränge nicht ganz so groß war, und sicherte sich und Beate ausreichend Platz. Schließlich tauchte Beate mit zwei Ungetümen von Cocktails in der Hand wieder auf. Sie stießen mit ihren Kelchen an und beobachteten eine Weile die ausgelassene Menschenmenge. Von Jens immer noch keine Spur. Nicht, dass Nina es großartig bedauerte, doch sie ärgerte sich darüber, dass er sie in diese Bar zitiert hatte und nun nicht aufkreuzte. Auf der Party am Hafen hätten sie garantiert mehr Spaß gehabt.
    Gerade als sie den letzten Schluck ihres Cocktails durch den Strohhalm sog, trudelte Jens doch noch ein. Er schien bester Laune zu sein und begann gleich mit Erzählungen von der Rundfahrt durch Key West und dem älteren Ehepaar, das neben ihm gesessen hatte. Die Digitalkamera der alten Dame hatte nicht funktioniert, und Jens imitierte ihren Ehemann, der sich lautstark über den modernen Krempel entrüstete. Jens selbst hatte die Situation schließlich in den Griff bekommen und die Kamera richtig eingestellt, berichtete er stolz und versuchte, sich dabei lässig zu geben.
    Nina hörte ihm nur noch mit halbem Ohr zu und ließ ihren Blick nachdenklich über Hemingways Fotogalerie schweifen, die an der Wand hing. Sie konnte nicht sagen warum, aber Jens kam ihr irgendwie seltsam vor.
    »Komm, Jens möchte uns noch den Ausklang der Sunset-Show zeigen«, riss Beate sie nach einer Weile aus ihren Gedanken. Schuldbewusst widmete sich Nina wieder dem Gespräch, um erleichtert festzustellen, dass sich die beiden auch ohne sie blendend unterhielten.

    Obwohl der

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