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Colombian Powder

Colombian Powder

Titel: Colombian Powder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone A. Siegler
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großer Schiffsreise?« Lässig lehnte er sich an das Geländer und musterte sie unverblümt wie ein Jäger das Wild. »Beim Ein- und Auslaufen müssen Sie schon schneller sein. Ein Platz in der dritten Reihe ist eine Sünde bei dieser Aussicht.«
    Ein Mann wie ein Heizstrahler, befand Nina instinktiv und ignorierte ihn nach Kräften. Produzierte genauso viel heiße Luft. Und doch schien er recht zu haben. Vor ihnen ragte die Skyline von Miami auf, und die gewaltige Lagune funkelte in der Sonne smaragdgrün. In der Ferne erkannte man die kleinen Inseln, auf denen sich die Villen des Jetsets drängten, sowie den Straßendamm, der Miami Beach mit dem Festland verband. Begleitet von Rufen sowie von Bord als auch vom Kai setzte sich der Dampfer langsam in Bewegung. Kleinere Segelschiffe hielten respektvoll Abstand und tanzten auf seinen Bugwellen wie Sektkorken hin und her. Vorbei an der Südspitze von Miami Beach erreichten sie die offene See.

    Währenddessen war das Gepäck in die Kabine gebracht worden. Beate wuchtete den größeren der beiden Koffer auf das Sofa und klappte ihn auf. Er enthielt die Reisegarderobe. Der andere verschwand ungeöffnet im Schrankraum.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Nina wenig später und hängte das letzte Kleid auf einen Bügel.
    »Irgendwo an Deck findet eine Willkommensparty statt.« Beate wedelte mit der Einladungskarte, die dem Begrüßungsbrief beigelegt war.
    »Ich wette, du willst deine Flamme von vorhin wiedersehen.«
    »Du meinst Schnauzbart-Jens? Ich kann´s kaum erwarten!«
    »Wie bist du überhaupt mit dem in Kontakt gekommen?«
    Erschöpft ließ sich Beate auf ihr Bett sinken. »Er ging an unserem Tisch vorbei und wäre dabei fast über deinen abgestellten Koffer gestolpert. Der Typ muss zwei linke Füße haben. Ich habe mich entschuldigt, was er natürlich sofort als Gesprächseinladung interpretierte.«
    »Was denkst du, käme er für uns infrage?« Nina fühlte sich nach wie vor seltsam, wenn sie an das gemeinsame Vorhaben dachte. Unwillkürlich straffte sie die Schultern, und das leise Unbehagen verschwand ebenso schnell, wie es gekommen war.
    »Abzuwarten. Bis jetzt klingt er vielversprechend.«
    »Er sagte, er wohnt in Hamburg. Ist das gut oder schlecht für uns?«
    »Hamburg ist okay! Diese Bedingung hätte er schon mal erfüllt.« Beate schielte auf das Ziffernblatt des Weckers und rieb sich die Augen. »Aber sehen wir uns unter den Passagieren erstmal richtig um. Es wird bestimmt noch andere Möglichkeiten geben.«
    Nina fühlte sich immer noch seltsam unruhig und dachte an das riesige Schiff, das es zu entdecken gab. Trotzdem wurden ihr nun die Glieder schwer, und sie musste ausgiebig gähnen.
    »Was meinst du, ob Jens noch ein wenig auf uns warten kann?«
    Auch Beate sah nicht so aus, als würde sie so schnell wieder von der Matratze hochkommen.
    »Meine Oma sagte immer: Willst du gelten, mach dich selten!«

    Nina schlief tief und fest, bis das Dröhnen des Nebelhorns sie aufweckte. Müde verfolgte sie durch das Bullauge, wie ihr schwimmendes Hotel die Fahrt verlangsamte und Kurs nahm auf den Hafen von Key West, der südlichsten Insel der Vereinigten Staaten. Direkt vor dem Mallory Square, dem Platz, auf dem allabendlich die weltberühmte Sunset Party gefeiert wird, ankerten sie.
    Die Passagiere der Diamond Dolphin hatten die Möglichkeit, den ganzen Abend auf der Insel zu verbringen. Im gemächlichen Strom der Gäste ließen sich die beiden Frauen durch das Portal auf festen Boden treiben. Fasziniert drehten sich Beate und Nina im Kreis. Ringsum eröffnete sich ein wahres Paradies für Touristen. Cocktailbars, Souvenirshops, Modeboutiquen und Restaurants drängten sich rund um den Platz und entlang des Hafens, alle in niedlichen, weiß getünchten Holzhäuschen untergebracht.
    »Was meinst du, sollen wir uns einen ersten Urlaubs-Cocktail genehmigen?« Beate blieb vor einer Bar stehen, an der dutzende bunte Wimpel flatterten.
    »Ich würde lieber shoppen gehen.«
    Beim Anblick der vielen Geschäfte lief Nina das Wasser im Mund zusammen. Ramon hatte sich beim Reisebudget der beiden nicht kleinlich gezeigt. Endlich brauchte Nina einmal nicht jeden Cent umzudrehen.
    Als sie die Promenade hinuntergingen, rief jemand ihre Namen. Unverkennbar Jens, der durch die Menschenansammlung pflügte.
    »Wusste ich doch, dass ich euch hier begegne«, rief er ihnen von Weitem zu. »Beeilt euch besser, wenn ihr noch einen guten Platz in den Waggons bekommen wollt.« Er hastete

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