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Colombian Powder

Colombian Powder

Titel: Colombian Powder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone A. Siegler
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Size-Menü von McDonald´s, das sie nach ihrer Ankunft hinuntergewürgt hatten, im Magen.
    Die Nacht im Airport-Motel war kurz und unbequem. Am nächsten Morgen checkten sie in aller Frühe aus und ließen sich von einem Taxi zum Port of Miami bringen.
    Keine Minute zu früh, denn der Terminal war bereits brechend voll. Ähnlich wie auf Flughäfen hatten nur Passagiere des Schiffes MS Diamond Dolphin Zutritt zu der Wartehalle, die zur Pier hin große Glasfenster besaß.
    Der Ausblick auf die Hafenanlage wäre bestimmt herrlich gewesen, hätte nicht die Seitenfront eines riesigen Dampfers die Sicht versperrt und die Halle in ein trübes Zwielicht getaucht. Eine große Anzeigetafel über den Köpfen verkündete blinkend den baldigen Beginn des Eincheckens.
    Beate beugte sich zu Nina über den Tisch. »Auf welches Alter schätzt du den Typen, der dort drüber Zeitung liest?«
    Zwei Tische weiter saß ein zierlicher Mann mit dunkelblonden, gewellten Haaren und Oberlippenbart. Er war völlig in seine Lektüre vertieft und schien keine Notiz von den beiden zu nehmen.
    »Ich tippe auf Ende dreißig«, befand Nina nach einer gründlichen Musterung.
    »Und er reist alleine.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Sieh dir seine Füße an. Keine Ehefrau der Welt würde so scheußlich gemusterte Socken an ihrem Begleiter dulden!«
    Sie beobachteten den Mann noch eine Weile, doch niemand setzte sich zu ihm, und er sah auch kein einziges Mal auf. Vom Eingang her drängten immer mehr Menschen laut schnatternd herein, sommerlich bekleidet, mit Fotoapparaten und Videokameras bewaffnet und offensichtlich bester Urlaubslaune.
    Nina hielt es nicht mehr auf ihrem Platz. »Ich sehe mich schon mal um, wo die Counter sind«, sagte sie und ignorierte Beate, die belustigt eine Augenbraue hochzog. So kurz vor dem Boarding überkam sie eine solche kindliche Aufregung, dass sie sich vor der Freundin mit ihrer entspannten, nonchalanten Art genierte.
    Als sich Nina etwas beruhigt hatte und nach ein paar Minuten wieder in das Café zurückkehrte, sah sie den blonden Mann bei Beate sitzen. Sie trat an den Tisch heran, worauf er sofort aufsprang und sich leicht verbeugte. »Sie müssen die Freundin von Frau Graf sein! Darf ich mich vorstellen? Jens Hartwig aus Hamburg.«
    »Angenehm, Nina Kaiser.« Nina staunte über sich selbst, wie leicht ihr der gefälschte Name über die Lippen kam. Sie reichte Jens ihre Hand, auf der er doch tatsächlich einen Handkuss andeutete. Sofort fielen ihr seine schlanken, gepflegten Hände auf. Wie in Psychotests oft behauptet, achtete auch sie als Erstes auf die Hände ihres Gegenübers. Beruflich hatte er bestimmt keine schweren Arbeiten zu verrichten, sie sahen mehr nach Schreibtischhänden aus. Auffällig war auch seine Garderobe. Außer den unmöglichen Socken war er ziemlich gut gekleidet. Er trug ein teuer aussehendes Leinenhemd mit pastellfarbenen Streifen und eine helle Bermudahose. Über der Sessellehne hing seine Jacke aus butterweichem Leder. Fehlten nur noch der Strohhut und die Zigarre.
    »Ihre Freundin hat mir gerade erzählt, dass wir dieselbe Reise vor uns haben!«
    Warum sonst sitzen wir alle im Warteraum ein und desselben Schiffes, dachte Nina belustigt.
    Ihre Überraschung wirkte jedoch sehr überzeugend. »Tatsächlich? Dann begegnen wir uns bestimmt noch öfter.«
    »Ich hoffe doch! Als Single freue ich mich immer über nette Kontakte.«
    Die Frauen tauschten einen triumphierenden Blick. In diesem Moment ertönte ein tiefer Gong und das eiserne Rollgitter vor den Check-in-Schaltern begann sich ratternd zu heben. Beate stand auf und griff zu ihrem Koffer. »Es war sehr angenehm, Ihre Bekanntschaft zu machen, Jens. Und nennen Sie mich doch bitte Beate.«
    »Ganz meinerseits. Wir sehen uns an Bord!«

    Vor den Schaltern hatten sich lange Schlangen gebildet, und es dauerte eine Ewigkeit, bis die beiden endlich an der Reihe waren. Sie reichten einer dunkelhäutigen Angestellten ihre Reiseunterlagen, worauf diese ihnen kurz darauf ihre Kabinenschlüssel in Form von zwei Plastikkarten aushändigte. »Im Namen der Crew darf ich Sie auf der MS Diamond Dolphin herzlich willkommen heißen. Bitte stellen Sie Ihr Gepäck hier auf das Band, es wird direkt vor Ihre Kabine gebracht.«
    Genau wie am Flughafen befestigte sie ein Band mit einer Kabinennummer an den Griffen der beiden schwarzen Hartschalenkoffer, bevor sie das Fließband außer Sichtweite transportierte.
    Eine gläserne Schwingtür führte auf die Pier

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