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Colombian Powder

Colombian Powder

Titel: Colombian Powder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone A. Siegler
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hinaus. Trotz ihrer Sonnenbrille stach Nina das grelle Tageslicht in die Augen. Die Luft duftete nach tropischen Blumen, vermischt mit dem Geruch von Maschinenöl und Seetang. Aus hölzernen Blumentrögen kletterten exotische Pflanzen, deren Blüten sich sanft im Wind wiegten und die Reisenden auf die bevorstehenden Tage in der Karibik einstimmten. Der Eindruck wurde durch die Steelband verstärkt, die vor dem Terminal spielte und kreolische Rhythmen intonierte.

    Imposant lag die Diamond Dolphin am Kai und ließ das Gebäude daneben wie ein Kinderspielzeug aussehen. Sie war nicht das größte Schiff, das an diesem Tag vor Anker lag, aber mit Abstand das Luxuriöseste. Auf dem Rumpf neben dem Schiffsnamen leuchteten fünf goldene Sterne.
    Nina musste ihren Kopf in den Nacken legen, um bis auf das zehnte Deck sehen zu können.
    »Unglaublich!«
    »Irgendwo müssen tausend Passagiere ja Platz haben«, bemerkte Beate entzückt.
    Feierlich betraten sie über eine Gangway das eindrucksvolle Atrium. Es war sechs Stockwerke hoch und mit roten Banderolen und Stechpalmenzweigen weihnachtlich geschmückt. Eine Seite bestand aus den Galerien der einzelnen Decks, auf der anderen führten drei gläserne Aufzugschächte in die Höhe. In dem weißen Marmorboden spiegelten sich die Fontänen eines Springbrunnens. Darum herum gruppierten sich die Rezeption, eine Bar mit ausladenden Korbsesseln und verschiedene Geschäfte.
    Hinter dem Eingang befand sich eine Sicherheitsschleuse.
    »Bitte legen Sie ihr Handgepäck auf das Fließband«, wies eine Stewardess die beiden Frauen freundlich, aber bestimmt an. »Zur Sicherheit aller auf dem Schiff werden die Taschen nach jedem Landgang durchleuchtet.«
    Kaum hatten Beate und Nina das Drehkreuz passiert, wurden sie von einem dunklen Wuschelkopf vor die gemalte Kulisse eines Leuchtturms bugsiert.
    »Bitte lächeln!« Er hätte sich nicht extra als Schiffsfotograf vorstellen müssen, bei der überdimensionalen Kamera in seinen Händen. Angestrengt grinste zuerst Beate und danach Nina für das obligatorische Erinnerungsbild in die Kamera. Mit der Information, dass die Fotos im Foyer zu kaufen waren, wurden sie entlassen.

    Der Aufzug brachte sie auf das D-Deck, auf dem in einem endlosen Korridor ihre Kabine lag. Sie war geräumig und komfortabel eingerichtet. Zwischen den beiden großen Betten gab ein eckiges Bullauge den Blick auf das Wasser frei. Eine Sitzecke mit Flachbildschirm und Stereoanlage und ein Schreibtisch vervollständigten die Einrichtung. Neben dem mit vergoldeten Armaturen ausgestatteten Badezimmer wartete die Kabine außerdem mit einem Schrankraum auf, der allerhöchste Zustimmung bei den beiden Frauen fand.
    Erschöpft ließ sich Nina auf das Sofa fallen und nahm sich einen Apfel aus der Obstschale, die mit einem Willkommens-Brief des Managements auf dem Sofatisch stand.
    »Ich fühle mich wie im Märchen.«
    »Und in welchem? Hoffentlich nicht Schneewittchen«, grinste Beate.
    »Eher wie in Aschenputtel.« Langsam ließ Nina den Blick durch die Kabine schweifen. »Wenn der Rest des Schiffes genauso fabelhaft ist, will ich hier nie wieder weg.«
    Beate verzog spöttisch die Lippen und tätschelte Ninas Bein. »Du vergisst, dass du als reiche Frau nach Berlin zurückkehren wirst. Dann kannst du dir jeden Luxus leisten, nach dem dir gerade ist.«
    Verträumt schloss Nina die Augen. Auch wenn Beate ein wenig übertrieb, für die erste Zeit würde sie tatsächlich in Wohlstand leben können – und das ohne schweißtreibende Arbeit.
    Ein Horn gab einen lang gezogenen, dumpfen Laut von sich - das Zeichen zum Ablegen des Dampfers. »Komm mit, wir sehen uns das Auslaufen vom Außendeck an. Dort haben wir eine tolle Aussicht auf die Stadt«, schlug Beate vor.
    Auf den einzelnen Decks drängten sich scharenweise Passagiere an der Reling, um einen Blick auf die Kulisse von Miami zu werfen. Unschlüssig blieben sie stehen. Beate stellte sich auf die Zehenspitzen, um über die Köpfe hinweg sehen zu können.
    »Kommen Sie hierher, bevor sie sich ihre schönen Hälse ausrenken!«
    Auf den Treppenstufen nach oben stand ein schlanker Mann mit raspelkurzen, grau melierten Haaren und einem Dreitagebart. Er hatte Ähnlichkeit mit George Clooney nach einer Zechtour, ging es Nina durch den Kopf. Sie glaubte, aus seiner Bemerkung leisen Spott zu vernehmen und warf ihm einen kritischen Blick zu. Der Mann drängte die Leute neben ihm unverfroren zur Seite, um Platz zu machen.
    »Das erste Mal auf

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