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Colorado Kid

Colorado Kid

Titel: Colorado Kid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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dazugeben will‹, meinte Doc Robinson. ›Möchte der rasende Reporter vielleicht den Todeszeitpunkt feststellen?‹
    ›Nein‹, sagte ich. ›Das überlasse ich lieber dir.‹
    ›Und ich überlasse das lieber dem Amtsarzt‹, entgegnete er.
    ›Das ist Cathcart, drüben in Tinnock. Dem zahlt der Staat elf Riesen pro Jahr zusätzlich für seine Leichenfledderei. Nicht genug, meiner bescheidenen Meinung nach, aber jedem das Seine. Ich bin nur allgemeinpraktischer Arzt. Aber … ah jo, dieser Kerl hier war um zwei Uhr tot, so viel ist sicher. Als der Mond unterging.‹
    Dann standen wir drei ungefähr eine Minute lang einfach nur da und betrachteten ihn, als würden wir trauern. Unter gewissen Umständen kann eine Minute furchtbar kurz sein, aber in so einer Situation ist sie schrecklich lang. Ich erinnere mich an das Geräusch des Windes. Er war noch schwach, frischte von Osten aber langsam auf. Wenn man auf der dem Festland zugewandten Seite der Insel steht und der Wind von Osten kommt, dann hat er so einen einsamen Klang …«
    »Ich weiß«, sagte Stephanie leise. »Wie ein Heulen.« 
    Die Männer nickten. Stephanie konnte nicht wissen, dass dieses Geräusch im Winter manchmal schrecklich war. Aber es gab keinen Grund, ihr das zu sagen.
    »Schließlich bat George den Doc, einmal zu schätzen, wie alt der Mann sein könnte. Ich glaube, er tat es nur, um das Schweigen zu brechen.
    ›Ich würde ihn auf rund vierzig schätzen, plus oder minus fünf Jahre‹, sagte der Doc. ›Was meinst du, Vincent?‹ Ich nickte. Vierzig erschien mir richtig. Mir ging durch den Kopf, wie furchtbar es ist, mit vierzig sterben zu müssen – was für eine Schande. Da ist ein Mann in den besten Jahren.
    Dann entdeckte der Doc etwas, das ihn interessierte. Er stützte sich auf ein Knie (was bei einem Mann von seiner Statur nicht leicht ist, er musste um die hundertdreißig Kilo wiegen und war höchstens eins fünfundsiebzig groß) und nahm die rechte Hand des Toten hoch, die im Sand lag. Die Finger waren leicht gekrümmt, als hätte der Tote sie im Sterben zu einem Fernrohr formen wollen. Als der Doc die Hand hochhielt, sahen wir, dass innen an den Fingern und auf dem Handteller Sand haftete.
    ›Was soll das sein?‹, fragte George. ›Sieht mir nach normalem Sand aus.‹
    ›Ist es auch, aber warum klebt er an den Fingern?‹, gab Doc Robinson zurück. ›Diese Mülltonne ist wie alle anderen weit über der Hochwasserlinie aufgestellt, das weiß jeder, der einen Funken Verstand im Kopf hat. Gestern Nacht hat es nicht geregnet. Der Sand ist knochentrocken. Außerdem: Seht mal hier!‹
    Er hob die linke Hand der Leiche an. Wir konnten erkennen, dass der Tote einen Ehering trug, doch an den Fingern und auf dem Handteller war kein Sand. Der Doc legte die Hand wieder hin und hob noch mal die andere hoch. Er kippte sie ein wenig, so dass mehr Licht auf die Innenfläche fiel. ›Da!‹, sagte er. ›Seht ihr das?‹ 
    ›Was ist das?‹, fragte ich. ›Fett? Ein bisschen Schmiere?‹ 
    Grinsend sagte er: ›Du gewinnst den Teddybär, Vincent.
    Siehst du auch, wie die Finger gekrümmt sind?‹
    ›Ja, als würde er damit ein Fernrohr bilden wollen‹, meinte George. Inzwischen knieten wir beide neben dem Doc, es sah aus, als sei der Mülleimer ein Altar und wir wollten den Toten durch unser Gebet wieder zum Leben erwecken.
    ›Nein, das glaube ich nicht‹, sagte der Doc, und ich merkte etwas, Steffi: Er war aufgeregt, und zwar so, wie man es nur ist, wenn man etwas herausgefunden hat, mit dem man normalerweise niemals konfrontiert würde. Er blickte dem Toten ins Gesicht (das nahm ich zumindest an, es stellte sich heraus, dass er etwas tiefer schaute), dann wieder auf die gekrümmte rechte Hand. ›Das sehe ich ganz anders.‹
    ›Was denn dann?‹, fragte George. ›Ich möchte das hier gerne der Polizei und dem Staatsanwalt melden, Chris. Ich habe keine Lust, den Vormittag auf den Knien zu verbringen, weil du Ellery Queen spielst.‹
    ›Seht ihr, dass der Daumen fast den Zeige-und Mittelfinger berührt?‹, fragte der Doc. Natürlich konnten wir das erkennen.
    ›Wenn dieser Typ im Sterben durch seine zum Fernrohr gekrümmten Finger geschaut hätte, wäre der Daumen über den Fingern und würde den Mittel-und den Ringfinger berühren. Probiert es aus, wenn ihr mir nicht glaubt!‹
    Ich versuchte es und er hatte natürlich Recht.
    ›Das soll kein Rohr oder Schlauch sein‹, erklärte der Doc und berührte die rechte Hand des Toten

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