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Colorado Kid

Colorado Kid

Titel: Colorado Kid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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abermals mit den Fingern.
    ›Das ist wie eine Pinzette. Dazu das Fett und der Sand auf dem Handteller und auf den Fingerkuppen – was sagt euch das?‹
    Ich wusste es, aber da George der Gesetzesvertreter war, ließ ich ihm den Vortritt. ›Sieht aus, als hätte er etwas gegessen, als er starb‹, antwortete er. ›Aber wo ist das geblieben, verdammt noch mal?‹ 
    Der Doc wies auf den Hals des Toten. Selbst Nancy Arnault hatte bemerkt, dass er leicht geschwollen wirkte. ›Ich vermute, dass das, woran er erstickt ist, noch da drin sitzt. Gib mir mal meine Tasche, Vincent!‹
    Ich reichte sie ihm. Er versuchte, darin herumzukramen, musste aber feststellen, dass er nur eine Hand frei hatte und sein ganzes Gewicht auf einem Knie balancierte: Der Doc war groß, er musste sich mit mindestens einer Hand abstützen, um nicht umzukippen. Deshalb schob er die Tasche zu mir zurück und sagte: ›Ich habe da zwei Ohrenspiegel drin, Vincent, will sagen, meine kleinen Untersuchungsleuchten. Eine, die ich jeden Tag benutze, und eine andere, die noch ganz neu ist. Ich brauche beide.‹
    ›Also, Moment mal, ich weiß ja nicht‹, sagte George. ›Ich dachte, das überlassen wir alles Cathcart vom Festland. Der wird schließlich vom Staat für diese Arbeit bezahlt.‹
    ›Ich übernehme die Verantwortung‹, erklärte Doc Robinson.
    ›Neugier kann gefährlich sein, schon klar, aber der Erfolg ist manchmal das Risiko wert. Ihr ruft mich hier nach draußen in die feuchte Kälte, ohne dass ich eine Tasse Tee getrunken hätte, nicht mal ’ne Scheibe Toast hab ich gegessen. Da möchte ich wenigstens ein kleines Erfolgserlebnis haben, wenn’s recht ist. Vielleicht funktioniert es nicht, aber ich habe so ein Gefühl … Vincent, nimm mal diese Leuchte! George, du nimmst die neue, aber lass sie bitte nicht in den Sand fallen, ja? Die kostet nämlich zweihundert Dollar. Also, ich bin seit, ich sag mal, seit meinem siebten Lebensjahr nicht mehr wie ein kleines Kind auf allen vieren gewesen und hab Pferdchen gespielt, und wenn ich mich noch lange in dieser Position halten muss, kippe ich mit Sicherheit um und falle auf diesen Kerl. Macht also schnell und tut, was ich euch sage! Habt ihr schon mal gesehen, wie die Angestellten im Museum zwei Punktstrahler auf ein kleines Bild richten, so dass es hell ist und schön aussieht?‹ 
    George kannte das nicht, deshalb erklärte Doc Robinson es ihm. Als er fertig war (und überzeugt war, dass George Wournos es verstanden hatte), kniete der Chefredakteur der Inselzeitung auf einer Seite der Leiche und der Wachtmeister der Insel auf der anderen, jeder mit einer kleinen Stableuchte des Docs in der Hand. Bloß dass wir kein Kunstwerk beleuchteten, sondern die Kehle des Toten, damit der Doc genauer hineinsehen konnte.
    Unter Schnaufen und Grunzen brachte er sich in die richtige Position – unter anderen Umständen hätte es lustig sein können, wenn ich nicht irgendwie Angst gehabt hätte, dass er an Ort und Stelle einen Herzinfarkt bekommt. Dann streckte er die Hand aus, schob sie in den Mund des Toten und hebelte den Kiefer aus, als sei er ein Scharnier. Was er ja eigentlich auch ist, wenn man es recht bedenkt.
    ›So‹, sagte er. ›Näher ran, Leute! Ich glaube, er beißt nicht mehr, und falls ich mich irre, werde ich selbst für den Fehler büßen müssen.‹
    Wir rückten näher und leuchteten in die Kehle des Toten. Sie war rot und schwarz, nur die Zunge leuchtete rosa. Der Doc schnaufte und grunzte und sagte zu sich selbst: ›Noch etwas mehr!‹ Dann zog er den Unterkiefer weiter herunter. Er wies uns an: ›Höher, richtig tief in den Schlund strahlen!‹ Wir versuchten es, so gut wir konnten. Der Lichteinfall veränderte sich gerade so weit, dass die Zunge nicht mehr rosa war und dieses Ding hinten im Mund bestrahlte, wie heißt es noch gleich …«
    »Zäpfchen«, sagten Stephanie und Dave wie aus einem Mund. Vince nickte. »Ah jo, genau. Und direkt dahinter konnte ich etwas erkennen. Es war dunkelgrau. Das Ganze dauerte nur zwei oder drei Sekunden, aber Doc Robinson war schon zufrieden. Er nahm die Finger aus dem Mund des Toten. Die Unterlippe machte ein sonderbar schmatzendes Geräusch, als sie wieder auf das Zahnfleisch traf, aber der Kiefer blieb im Großen und   Ganzen da, wo er gewesen war. Dann setzte sich der Doc zurück und schnappte nach Luft.
    ›Ihr müsst mir gleich beim Aufstehen helfen‹, sagte er, als er wieder genug Luft zum Sprechen hatte. ›Meine Beine sind

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