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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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schwer, jetzt aber war auf einmal der Fluß verschwunden. Das verbleibende Wasser war für ein Kanu nicht tief genug, und so mußte er alle nicht sofort benötigten Vorräte vergraben und zu Fuß weitergehen.
    Die Bewegungen beim Anlegen eines Verstecks für das Kanu beanspruchten andere Muskeln, die wieder neue Schmerzen verursachten. Durch Drehen des Schaftes gelang es ihm, den Schmerz in erträglichen Grenzen zu halten. Innerhalb eines einzigen Tages war er mit seiner Arbeit fertig. Nun mußte er seine Reise zu Fuß fortsetzen.
    Wie alle Waldläufer benutzte er zum Tragen schwerer Lasten einen Kopfriemen aus Büffelleder. Er führte den Riemen quer über seine Stirn und ließ die Enden, an denen er die Traglast befestigte, lose auf seinen Rücken fallen. Normalerweise hatte sein Packen genau auf der Stelle geruht, an der der Pfeilschaft aus seinem Rücken ragte, deswegen mußte er die Last niedriger tragen, so daß sie beim Marschieren vom Steißbein herumgeschleudert wurde.
    Auf diese Weise folgte er dem Platte-Ufer bis zu jener Stelle, an der die beiden Arme des Flusses, zuweilen kaum deutlich voneinander getrennt, viele Meilen weit nebeneinander herlaufen. Dort hatte er das Glück, zwei Cheyenne-Kriegern zu begegnen, denen er mit Hilfe der Zeichensprache erläuterte, was sich im Pawnee-Lager zugetragen hatte. Die beiden wurden sehr erregt und versicherten ihm eifrig, daß jeder Mann, der gegen die Pawnee kämpfe, ein Freund ihres Stammes sei. Sie legten ihn lang auf den Bauch und versuchten den Pfeil mit brutaler Gewalt aus seinem Rücken zu ziehen, die Widerhaken rührten sich jedoch nicht.
    »Am besten kappen wir ihn unterhalb der Haut«, meinten sie.
    »Dann los«, antwortete Pasquinel.
    Sie reichten ihm einen Pfeil, auf den er beißen sollte, machten einen tiefen Schnitt in seinen Rücken und schafften es nach endlosem Herumsägen, den Schaft zu kappen. Innerhalb von zehn Tagen konnte Pasquinel seine Last wieder weiter oben auf den Rücken nehmen und sie direkt auf die Narbe placieren, wo sie zwar leichter zu tragen, aber nicht leicht zu ertragen war. Während des Marsches spürte er die Pfeilspitze, mit jeder Woche jedoch wurden die Schmerzen geringer.
    Ende Februar 1796 erreichte er ein Cheyenne-Dorf und handelte gegen seine Perlen und Wolldecken über hundert Biberfelle ein, die er zu zwei festen Ballen verpackte. Er schlug sie in feuchte Hirschdecken ein, die sehr steif wurden, wenn sie trockneten, so daß er zwei steinharte Pakete hatte.
    Nunmehr entledigte er sich aller Gegenstände, die er nicht dringend brauchte, legte sich den Büffellederriemen über die Stirn und hängte die beiden Ballen daran. Sie wogen beide je knapp hundert Pfund. Seine restliche Ausrüstung, darunter Gewehr, Munition, Beil und Handelswaren, wog weitere siebzig. Pasquinel, in diesem Frühjahr sechsundzwanzig und immer noch an den Nachwirkungen seiner Verletzungen leidend, wog selbst etwas weniger als einhundertfünfzig Pfund und wollte zweihundert Meilen weit bis zu der Stelle marschieren, an der er das Kanu versteckt hatte.
    Seine riesige Last zurechtrückend, als wolle er sie nur eben vom Haus zur Scheune hinübertragen, machte er sich auf den Weg. Er bot einen merkwürdigen Anblick ein kleiner Mann, ein Meter zweiundsechzig groß, mit enormem Oberkörper und kräftigen Schultern, auf grotesken, streichholzdünnen Beinen. Tag um Tag trottete er nach Osten, hielt sich stets neben dem Platte und machte nur gelegentlich halt, um von dem schlammigen Flußwasser zu trinken. Dabei mußte er auf Wölfe, lauernde Indianer und Treibsand achten. Manchmal steckte er einen Daumen unter den Büffellederriemen auf seiner Stirn, um dessen Druck ein wenig abzufangen.
    Er ernährte sich von Beeren und etwas Pemmikan, den er im Verlauf des Winters hergestellt hatte. Es schien ihm klüger, nicht zu lagern und einen Gabelbock zu braten, denn das Feuer konnte die Indianer anlocken. Das unangenehmste an dem Marsch waren jedoch die Frühlingsinsekten, die sich immer wieder in seine Augen setzten, aber er gewöhnte sich daran und tröstete sich mit dem Gedanken, daß ihre Zahl sich im Sommer merklich verringern würde.
    Beim Marschieren sang er häufig alte Lieder - nicht wegen des Textes, der recht einfältig war, sondern wegen des beruhigenden Rhythmus, der ihm half, ein gleichmäßiges Tempo einzuhalten.
    So kam er an den Platz, wo er sein Kanu versteckt hatte, und seufzte tief vor Erleichterung, denn er hätte nicht mehr lange durchhalten

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