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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Tauwetter, und es ging weiter. Wenn man vom Handel mit Biberfellen leben wollte, mußte man die Indianerdörfer im Spätwinter aufsuchen, wenn die Tiere aus der Überwinterung kamen und ihre Behaarung dicht und schön glatt war. Ein im Sommer gefangenes Tier war nicht einmal einen Sou wert. Der Biberfellhandel war eine Winterarbeit, und Pasquinel kannte jeden Trick, den die Kanadier zum Überleben in eisiger Kälte entwickelt hatten.
    »Vier Franzosen überleben, wo ein Engländer sterben würde«, sagte man in Detroit, und daran glaubte er. Wenn die Indianer ihm Zutritt zu ihren Lagern gewährten, machte er sich nicht das geringste daraus, acht Monate lang allem in unerforschtem Territorium zu verbringen. Wurde sein Kanu zerstört, baute er sich ein neues. Fielen seine Vorräte ins Wasser, war das nicht weiter schlimm, denn er hatte sich eine schlaue Methode ausgedacht, wie er sein Pulver dabei trocken halten konnte. Sobald sich die Indianer noch feindselig zeigten, stellte er den Handel ein und machte, daß er davonkam. Nur ein Tor kämpfte gegen Indianer, wenn es nicht unbedingt sein mußte.
    Jetzt erreichte er das Gebiet der Pawnee, die in Saint
    Louis als der heimtückischste aller Stämme bekannt waren. Fais attention, warnte er sich selbst und bewegte sich so vorsichtig, daß er das Indianerdorf erspäht hatte, bevor die Bewohner ihn entdeckten. Einen ganzen Tag lang ließ er sein Kanu an der Uferböschung versteckt liegen, während er seine potentiellen Widersacher studierte. Sie schienen sich nicht von denen, die er aus dem Norden kannte, zu unterscheiden. Büffeljäger, hier und da ein Skalp, niedrige Tipis, Pferde und vermutlich ein oder zwei Gewehre. Nichts Außergewöhnliches.
    Jetzt wurde es Zeit, sich zu zeigen. Methodisch breitete er einen Vorrat an Bleikugeln aus, häufte Pulver zu einem kleinen Berg, überprüfte die Ölfetzen zum Nachstoßen und reinigte das Innere seines kurzläufigen Steinschloßgewehrs. Das Messer steckte in seinem Gürtel, sein Handbeil lag griffbereit. Mit einem tiefen Atemzug paddelte er in den Strom hinaus und wurde binnen kurzem gesichtet.
    Kinder kamen ans Ufer gelaufen und riefen ihn in einer Sprache an, die ihm unbekannt war. Mit verkniffenem Mund nickte er ihnen zu, und sie riefen etwas zum Dorf hinüber. Drei junge Krieger tauchten auf, schienen auf Schwierigkeiten gefaßt zu sein, aber er grüßte sie mit seinem Paddel. Schließlich kamen zwei würdige Häuptlinge herbei, ihren Mienen nach entschlossen, die Angelegenheit zu klären. Sie machten ihm Zeichen, er solle an Land kommen, aber er hielt sich in der Mitte des Flusses.
    Ärgerlich gaben die beiden Häuptlinge einer Gruppe junger Männer Anweisung, ins kalte Wasser zu springen und ihn ans Ufer zu holen. Geschmeidige Körper schnellten herab, marschierten bis in die Flußmitte und zogen ihn samt Kanu an Land. Dort wollten sie ihm das Gewehr abnehmen, aber er hielt es fest und warnte sie in der Zeichensprache, wenn sie ihn nicht in Ruhe ließen, werde er den einen der beiden Häuptlinge erschießen. Daraufhin zogen sie sich zurück.
    Nun kam von den Tipis ein hochgewachsener, imponierend aussehender Häuptling mit sehr kräftiger, roter Gesichtsfarbe zum Ufer herunter. Das sei Wildes Wasser, erklärten sie, und der Häuptling erkundigte sich, wer Pasquinel sei, was er wolle.
    Pasquinel erging sich mehrere Minuten lang in Zeichensprache. Er komme aus Saint Louis, sagte er, komme in friedlicher Absicht und wolle lediglich Biberfelle einhandeln. Er schloß mit dem Versprechen, dem Häuptling Wildes Wasser bei seiner Rückkehr durch das Pawnee-Gebiet schöne Geschenke mitzubringen.
    »Häuptling will seine Geschenke jetzt«, erklärte einer der Unterhäuptlinge, also kletterte Pasquinel wieder in sein Kanu und brachte ein Silberarmband für den Häuptling und drei Karten mit leuchtendbunten, in Paris hergestellten und über Montreal importierten Perlen zum Vorschein. Kniend überreichte er Wildes Wasser die Karten und deutete an, sie seien für seine Squaw bestimmt.
    »Häuptling hat vier Squaws«, informierte ihn der Unterhäuptling, und Pasquinel holte eine vierte Karte. Die Verhandlung dauerte den ganzen Tag, und Pasquinel erklärte in ihrem Verlauf, die Pawnee müßten Freunde des großen Königs von Frankreich werden, sich aber nicht mit den Amerikanern einlassen, die nicht einmal einen König besäßen. Wildes Wasser umarmte Pasquinel und versicherte ihm, die Pawnee, der größte aller Indianerstämme, seien

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