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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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eines um, schlug mit dem Messer um sich und tötete dabei zwei Pawnees. In der Verwirrung sahen die Flußschiffer eine Chance, sich mit den Fellen davonzumachen, und begannen, auf die überlebenden Indianer zu schießen.
    Pasquinel schwamm hin zum Boot und rief ihnen in gebrochenem Englisch zu: »Das meine Felle!« Als er jedoch    an Bord klettern    wollte, besaß einer    der
    Flußschiffer die Geistesgegenwart, ihm einen der Riemen über den Kopf zu ziehen. Halb bewußtlos sank er ins Wasser.
    Er ließ sich mit dem Gesicht nach unten treiben und wagte nicht, das geringste Lebenszeichen von sich zu geben,    weil    er fürchtete,    daß    man    sonst auf    ihn
    schießen würde. Erst als das Boot hinter der nächsten Biegung verschwunden war, schwamm er an Land. Er schüttelte sich wie ein nasser Hund, drückte das Wasser aus seinem Hirschlederanzug und suchte sich einen Platz zum Schlafen. Sein Kanu, sein Gewehr, sein Perlenvorrat und seine Felle hatte er verloren. »Zwei Jahre    Arbeit - und    was    habe    ich davon?    Ein
    Messer    als    einzige Habe    und    eine    Pfeilspitze    im
    Rücken.«
    Aber er gab nicht auf. Sollte er durch ein Wunder Saint Louis erreichen, bevor die Piraten seine Felle verkauft hatten, konnte er vielleicht noch Anspruch darauf erheben. Auf diese hauchdünne Chance hin handelte er.
    Er schlief ein paar Stunden, stand mitten in der Nacht auf und lief den Pfad am Flußufer entlang. Als er die
    Stelle erreicht hatte, an der sich der Missouri für eine lange Strecke nach Osten wandte, suchte er ein Dorf der Sac-Indianer auf und tauschte sein Messer gegen ein altes Kanu. Sich ausschließlich von den Dingen ernährend, die er am Flußufer fand, paddelte er unermüdlich und in der Hoffnung, die Räuber überholen zu können, dem Mississippi zu.
    Eines Tages entdeckte er einen neuen Geruch, als verändere der Missouri seinen Charakter, und verspürte trotz der Enttäuschung, die Piraten nun doch nicht eingeholt zu haben, eine langsam steigende Erregung. Immer schneller paddelte er, und hinter der letzten Biegung sah er das ungeheure, breite Band des Mississippi vor sich.
    Der Missouri strömte wesentlich schneller dahin als der Mississippi und schleppte so große Mengen von Sand und Schlamm heran, daß mitten im Strom des größeren Flusses eine deutlich sichtbare Grenzlinie entstand. Als Pasquinel sich mit der Strömung weit auf das Illinois-Ufer zutreiben ließ, erkannte er sofort jene scharfe Linie im Wasser, an der sich der Schlamm des Missouri mit dem klaren Wasser des Mississippi traf. Zwanzig Meilen weit setzte sich diese Grenzlinie fort, zwei mächtige Flüsse die Seite an Seite dahinströmten, ohne sich miteinander zu vereinigen. Bei den Flußschiffern pflegte man zu sagen: »Der Mississippi ist eine Dame. Der Missouri ist ein Rauhbein, der mit seinen schmutzigen Händen nach ihr greift. Zwanzig Meilen lang wehrt sie sich gegen ihn, hält ihn in gebührendem Abstand, zuletzt jedoch ergibt sie sich ihm wie die Tochter des Bürgermeisters, die den Waldläufer heiratet.«
    Als Pasquinel das ruhigere Wasser des Mississippi erreicht hatte, wandte er sein Kanu südwärts und hatte innerhalb einer Stunde den Anblick vor sich, der das Herz aller Flußschiffer höher schlagen läßt, die herrlichen, niedrigen, weißen Mauern des spanischen San Luis de Iluenses, Königin des Südens, Geliebte des Nordens, Tor zum Westen. Als die kleine Stadt auftauchte, hielt Pasquinel einen Augenblick an, hob sein Paddel hoch über den Kopf und murmelte: »Saint Louis, ich komme. Und zum letztenmal mit leeren Händen.«
    In jener Zeit waren im Zentrum von Nordamerika tausend kleine Siedlungen entstanden, von denen um das Jahr 1796 einige, wie Saint Louis, zu blühenden Städten mit neunhundert oder tausend Einwohnern herangewachsen waren. Die meisten von ihnen sollten jedoch wieder zusammenschrumpfen, und nur Saint Louis sich zu einer großen Stadt entwickeln. Warum? Verstand muß man loben. Als Pierre Laclede, der Franzose, der die Siedlung im Jahre 1764 gegründet hatte, einen Platz mit möglichst vielen Vorzügen suchte, wählte er natürlich die Stelle, an der sich der Missouri in den Mississippi ergießt, denn ein Platz mit gleich zwei Flüssen, dachte er, müsse ideal sein. Als er das Ufer jedoch untersuchte, stellte er an den Bäumen in einer Höhe von sechseinhalb Metern Schlamm- und Schürfspuren fest was nur bedeuten konnte

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