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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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daß es hier häufig Hochwasser gab.
    Von seinem dreizehnjährigen Assistenten begleitet, begab er sich ein Stück weiter nach Süden, wo er ebenfalls einen ansprechenden Platz fand, aber auch hier entdeckte er Heu in den Bäumen und zog noch weiter nach Süden, bis er nach achtzehn Meilen endlich fand, wonach er Ausschau gehalten hatte, ein steiles Felsufer, acht bis zehn Meter über dem Wasser mit zwei bequemen Landeplätzen, einer stromauf, einer stromab. Dieser Platz bot einfach alles, was für das Wachstum einer größeren Ansiedlung notwendig war: Flußhafen, Niederungen für die Industrie, höher gelegene Grundstücke für Privathäuser, Trinkwasser und im Westen einen endlosen Wald.
    Mit Verstand hatte er es geschafft. Während andere Siedlungen am Missouri und Mississippi bei den ständig wiederkehrenden Überflutungen unter Wasser standen, blieb Saint Louis trocken und unberührt. Während andere Flußhäfen versandeten, hielt der Strom die Anlegeplätze bei Saint Louis von Schwemmsand frei, so daß der Handel ungestört weitergehen konnte. Im Jahre 1796 konnte noch niemand genau vorhersagen, ob die Stadt weiter gedeihen würde, als jedoch Pasquinel mit seinem Kanu anlegte, wußte er mit Sicherheit: »Dies ist die beste Stadt am ganzen Fluß.«
    An Land erkundigte er sich sofort auf französisch: »Hat jemand die Piroge >Saint-Antoine< gesehen?« Ein Felleinkäufer antwortete: »Ja. Die ist als Bauholz verkauft worden.«
    Pasquinel eilte zum Südende der Stadt, wo ein Zimmermann aus New Orleans alte Boote aufkaufte und sie zu Bauholz verarbeitete. Die »Saint-Antoine«? »Jawohl. Habe ich vor zwei Wochen verarbeitet.« Wo die Männer waren? »Keine Ahnung. Sie haben ihre Felle verkauft und sind verschwunden.« Wo die Felle jetzt waren? »Gehen mit einer Schiffsladung nach New Orleans.« Verbittert trieb er sich ohne einen Sou in der Stadt herum.
    Saint Louis - erst im Besitz der Franzosen, dann der Spanier, dann wieder der Franzosen und schließlich der Amerikaner - war gegenwärtig unter spanischer Oberherrschaft, in Wirklichkeit war es aber rein französisch. Sogar der spanische Gouverneur war zuweilen ein Franzose, aber die Geschäftsleute, und diese kontrollierten den gesamten Fellhandel, waren alle Franzosen. Sie wußten sich von der spanischen Regierung in New Orleans Genehmigungen zu verschaffen, so daß Pasquinel und seinesgleichen sowohl was die Finanzierung als auch was die Lizensierung ihres Fellhandels betraf, von ihnen abhängig waren.
    Es gab eine Handelskompanie, geführt von einer Gruppe reicher Bürger, es gab aber auch private
    Unternehmer, die Monopole besaßen und Waldläufer ausrüsteten. Und für einen solchen hatte Pasquinel bisher gearbeitet. Doch nach seinem letzten Mißgeschick zeigten diese Herren kein Interesse mehr daran, ihr kostbares Kapital in ein so risikoreiches Abenteuer zu investieren. Pasquinel wanderte von einem französischen Lizenzinhaber zum anderen, um Geld für seine nächste Expedition lockerzumachen. »Sie geben mir ein Kanu, ein bißchen Silber, Perlen, Tuch - ich bringe Ihnen jede Menge Biberfelle.« Niemand war interessiert. »Pasquinel! Was hat der denn beim letztenmal heimgebracht? Nichts.«
    Am Hafen erzählte ihm ein Flußschiffer von einem Arzt, der erst kürzlich vor der Französischen Revolution geflohen war. »Dr. Guisbert. Sehr geschickt. Der kann dir die Pfeilspitze aus dem Rücken schneiden.« Also ging er zu diesem Neuankömmling, einem vor Begeisterung sprühenden Mann, der zu ihm sagte: »Sie sollten auf Ihren Fahrten Voltaire und Rousseau lesen. Dann werden Sie begreifen, warum wir in Frankreich keinen König mehr haben.«
    »Von Frankreich weiß ich überhaupt nichts«, antwortete Pasquinel.
    »Na schön. Dann werde ich Ihnen Bücher leihen.«
    »Ich kann nicht lesen.«
    Dr. Guisbert untersuchte seinen Rücken, schob die Pfeilspitze mit den Fingern hin und her und sagte: »Ich würde sie lieber in Ruhe lassen.« Als Pasquinel sein Hemd wieder anzog, stieß Dr. Guisbert plötzlich mit dem Daumen nach der Spitze, aber der Trapper zuckte nicht einmal zusammen. »Gut«, sagte Guisbert sehr zufrieden. »Wenn Sie den Schmerz aushalten können, wird sie keinen Schaden anrichten.«
    Er mochte diesen hitzigen Waldläufer und fragte ihn: »Woher haben Sie die Wunde?« Pasquinel berichtete zögernd, und Guisberts Interesse für Biberfelle und Cheyenne-Dörfer war so groß, daß sich das Gespräch über eine beträchtliche Zeit hinzog, bis der Arzt

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