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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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können, die Last war einfach zu schwer für ihn. Einen Tag lang ruhte er, dann zog er das Kanu aus seinem Versteck und stürzte sich wie ein Verhungernder auf seine Lebensmittelvorräte. Keine Träne trat ihm ins Auge, er war kein Mann, der seine Gefühle zeigte, aber er sprach ein an La Bonne Saint-Anne gerichtetes Dankgebet für seine Rettung.
    Er belud sein Kanu mit den restlichen Vorräten sowie den zweihundertsechzig Pfund, die er geschleppt hatte, stieg ein und fuhr los, mußte aber am selben Tag noch entdecken, daß der Platte zuwenig Wasser zum Paddeln führte. Verärgert stieg er wieder aus, begann das Kanu mühsam zu schieben und schaffte auf diese Weise ungefähr hundert Meilen. Stellenweise war das Wasser nur wenige Zentimeter tief, so daß er sich bald vor eine schwerwiegende Entscheidung gestellt sah.
    Er konnte entweder das Kanu liegenlassen und seine Felle den ganzen Weg bis zum Missouri hinunter tragen, oder er konnte an Ort und Stelle sechs Monate warten, bis endlich das Wasser im Fluß wieder stieg. Er entschied sich für das letztere. Er baute sich eine kleine Unterkunft, in der von Zeit zu Zeit die Cheyenne erschienen und ihn um etwas Tabak baten. So ging der lange Sommer des Jahres 1796 dahin, und Pasquinel lebte recht angenehm von Hirsch- und Gabelbockfleisch und aß auch gelegentlich eine Büffelzunge, die ihm die Cheyenne brachten. Zweimal stattete er einem Cheyenne-Dorf einen Besuch ab und erneuerte seine Bekanntschaft mit den beiden Kriegern, die ihm den Pfeilschaft vom Rücken geschnitten hatten. Eine ihrer Squaws war so fest davon überzeugt, daß sie die Pfeilspitze herausbringen konnte - sie hatte das schon einmal bei ihrem Vater getan -, daß Pasquinel sich in ihre Hände gab, das Resultat bestand jedoch lediglich darin, daß nachher der Schmerz an einer anderen Stelle saß.
    Als das Wasser endlich stieg, verabschiedete sich Pasquinel von den Cheyenne und nahm seine Fahrt nach Osten auf. »Hüte dich vor den Pawnee«, warnten ihn seine neuen Freunde.
    »Wildes Wasser ist noch immer mein Freund«, sagte er.
    »Vor dem hüte dich am allermeisten«, antworteten sie.
    Als er das Gebiet der Pawnee erreichte, empfing ihn Wildes Wasser wie einen Sohn, schickte dann aber acht Krieger aus, die sein Kanu zerstörten, sein Gewehr stahlen und sich mit seinen kostbaren Fellballen davonmachten. Unbewaffnet und ohne Lebensmittel saß Pasquinel ganz allein einhundertfünfzig Meilen vom Missouri entfernt. Geblieben war ihm nur sein Messer, mit dem er Wurzeln und Beeren ausgrub, die ihn wenigstens am Leben erhielten. Er marschierte nachts, wobei es ihm eine zynische Freude bereitete, von seiner schweren Traglast befreit zu sein. Tagsüber schlief er.
    Er wollte sich nicht bloß zum Missouri durchschlagen und sich dort von einem vorüberkommenden Weißen mitnehmen lassen. Er hatte dem gesamten Pawnee-Stamm den Krieg erklärt und war entschlossen, seine Felle zurückzuerobern. Die Indianer kannten den Wert der Ballen und würden versuchen, mit Händlern Kontakt aufzunehmen - wahrscheinlich am Zusammenfluß von Platte und Missouri.
    Als er jene unwirtliche Stelle erreichte, machte er kein einziges Mal den Versuch, eines der Schiffe anzuhalten, die mit Felladungen den Fluß herabkamen, sondern grub sich ein Versteck zwischen den Baumwurzeln und wartete. Zwei Wochen vergingen, dann drei, aber kein Pawnee zeigte sich. Das war nicht schlimm - er hatte Zeit. In der vierten Woche sah er dann zwei schwerbeladene Kanus den Platte herunterkommen. Als er sie genauer beobachtete, packte ihn die Erregung. Dort an Bord waren seine Felle, immer noch in seiner Verpackung. Seine Freude war jedoch verfrüht, denn es sah aus, als wollten die Indianer bis nach Saint Louis hinunter paddeln, um ihre Schätze dort selbst an den Mann zu bringen. Die beiden Kanus bogen in den Missouri ein, zögerten jedoch, wendeten und kamen in den Platte zurück. Erleichtert beobachtete Pasquinel, wie die Pawnee an Land gingen und ihr Lager aufschlugen. Sie wollten wohl doch lieber auf ein flußabwärts fahrendes Schiff warten.
    Sie warteten. Er wartete. Und eines Tages kam eine Piroge mit einem improvisierten Namensschild »Saint-Antoine« den Missouri herab. Sobald die Pawnee das Boot sahen, paddelten sie eilig hin, um es anzuhalten. Sie hatten Biberfelle, viele Biberfelle!
    »Werft sie an Bord!« riefen die Flußschiffer.
    Während sie den Preis aushandelten, schwamm Pasquinel in die Strommitte, näherte sich lautlos den Pawnee-Kanus, warf

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