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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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und war daher äußerst schwach, doch als sie sich enger an die Pferde schmiegte und diese sich an sie herandrängten, beklagte sie sich nicht. Der Lahme Biber und sie selbst hatten diese Folge seines Selbstmordes vorausgesehen. Ihre Mutter und ihre Tanten hatten dasselbe Schicksal erlitten.
    Am nächsten Morgen fand man sie erfroren. Auf diese praktische Art und Weise entledigten sich die Arapaho einer einsamen alten Frau, die nur noch unnützer Ballast war.

Die Waldläufer
    Er war ein »coureur de bois«, ein Waldläufer, und woher er kam, wußte kein Mensch.
    Er war ein kleiner, dunkler Franzose, trug ständig die rote Strickmütze von Quebec und hieß Pasquinel. Nicht Henri oder Ba'tees oder Pierre davor. Auch einen Spitznamen hatte er nicht. Sein Name bestand lediglich aus den drei Silben Pas-qui-nel.
    Er war ein Händler und hatte sein geräumiges Kanu mit bunten Perlen aus Paris, Silber aus Deutschland, Wolldecken aus Kanada und farbigen Stoffen aus New Orleans beladen. Seine Ausrüstung bestand aus einem Messer, einem Gewehr und einem Beil zum Fällen von jungen Bäumen.
    Er kleidete sich wie ein Indianer; deswegen behaupteten manche, er habe Indianerblut in den Adern:    »Hidatsa,    Assiniboin, vielleicht auch Gros
    Ventre. Irgendwo hat er 'n Teil Indianerblut.« Er trug mit Fransen besetzte Hirschlederhosen, einen Gürtel aus Büffelleder, eine fransengeschmückte, mit Stachelschweinborsten verzierte Jacke und Rehledermokassins - alles von irgendeiner Squaw für ihn gearbeitet.
    Woher er kam? Manche meinten aus Montreal und den Dörfern der Mandan. Andere behaupteten, ihn 1789 in New Orleans gesehen zu haben. Letzteres wurde von einem Händler bestätigt, der am Missouri River arbeitete: »Ich hab' ihn 1789 in Saint Louis gesehen, wo er Biberfelle verkaufte, und als ich ihn fragte, woher er denn komme, antwortete er >New Orleans<.« Beide Parteien jedoch waren sich einig darin, daß er ein Mann war, der keine Furcht kannte. Anfang Dezember 1795 erreichte er in seinem großen Kanu aus Birkenrinde nach fünfwöchigem Stromaufpaddeln den Zusammenfluß von Platte und
    Missouri und beschloß, sein Glück an ersterem zu versuchen.
    Die Stelle, an der sich die beiden Flüsse trafen, war eine der trostlosesten in ganz Nordamerika. Die vom Platte deponierten Schlammbänke erstreckten sich bis halb über den Missouri. Niedrige Bäume verbargen die Ufer, und Sumpfland machte es den Händlern unmöglich, hier einen Posten einzurichten.
    Pasquinel beabsichtigte, fünfhundert Meilen weit den Platte hinaufzupaddeln, um Mitte des Winters an seinem Bestimmungsort einzutreffen, mit allen Indianern, die er dort vorfand, Handel zu treiben, und die Felle dann auf den Markt von Saint Louis zu bringen. Es war ein gefährliches Unternehmen, bei dem er ganz allein das Gebiet der Pawnee, Cheyenne und Arapaho durchqueren mußte. Die Überlebenschancen eines allein arbeitenden Waldläufers waren gering, kam er aber durch, winkte ihm ein einträglicher Verdienst, und genau das war die Art Vabanquespiel, die Pasquinel liebte.
    Die rote Mütze auf seinem Kopf, sang er bei der
    Einfahrt in den Platte ein Lied aus seiner Kinderzeit.
    »Nous étions trois capitaines
    Nous étions trois capitaines
    De la guerre revenant
    Brave, brave,
    De la guerre revenant,
    Bravement.«
    Er hatte erst wenige Meilen zurückgelegt, da merkte er schon, daß dieser Fluß ganz anders war als der Missouri, denn dort hing das Tempo, in dem er vorwärts kam, ausschließlich von der Kraft seiner Arme ab, während er im Platte immer wieder plötzlich ohne Wasser dastand. Sandbänke hinderten ihn am Weiterkommen, und manchmal tauchten ganze Inseln auf, die sich bewegten, wenn er sie anstieß. Hier mußte er nicht nur paddeln, sondern auch darauf achten, daß er nicht auf Schlammbänken strandete.
    Das ist nur während der ersten paar Meilen so, tröstete er sich. Nicht genug Strömung, um eine Fahrrinne auszuschwemmen. Nach drei Tagen war es aber immer noch dasselbe. Und nun begann er den Fluß zu verfluchen und damit ein Beispiel für viele zu setzen, die nach ihm hierherkommen sollten. »Sále nviere!« knurrte er. »Oú a-t-elle passe?«
    Ein Kälteeinbruch kam, so daß das wenige Wasser, das vorhanden war, auch noch gefror und er einige Tage liegenblieb, aber das bekümmerte ihn nicht. Wenn er sich nicht weiter flußaufwärts arbeiten konnte, würde er eben hierbleiben, sich nach Indianern umsehen und bei ihnen Biberfelle eintauschen.
    Dann kam jedoch

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