Colorado Saga
Besatzung, McKeags tapferes Verhalten und wie er selbst die Indianer niedergeschossen hatte. Er zeigte die verklebten Haarbüschel, das Blut auf den Bootsplanken und verbeugte sich elegant, als sie ihm für die Verteidigung ihres Eigentums ausgiebig Lob zollten. Seine eigenen Ballen übergab er Dr. Guisbert. Und dann begann er, sich in Saint Louis zu amüsieren. Ohne Geld war Pasquinel still und zurückhaltend gewesen, jetzt verwandelte er sich in einen derben, grölenden Trunkenbold. Die in der Prärie geübte Selbstdisziplin war dahin. Er warf das Geld nur so zum Fenster hinaus, finanzierte Expeditionen, wo keine Aussicht bestand, daß sie je unternommen werden würden, und zahlte seine Schulden mit fetten Zinsen zurück.
Nach zwei Monaten war er pleite. Nüchtern geworden, bat er den Arzt Dr. Guisbert um einen weiteren Vorschuß. Dr. Guisbert hatte seinen Besuch erwartet und zuckte nicht einmal mit der Wimper, als Pasquinel forderte: »Diesmal aber doppelt soviel. Ich habe einen Partner.«
Zusammen mit McKeag paddelte er langsam den Fluß hinauf, mit einer genügenden Anzahl von Tauschgewehren für Häuptling Wildes Wasser, damit dieser die Arapaho und Cheyenne endgültig von der Prärie verjagen konnte. Im Dorf entdeckte McKeag die Skalpe der Weißen, und ihm wurde übel. Pasquinel aber sagte zu ihm: »Der Waldläufer endet als Skalp Vielleicht du und ich auch.«
Den Winter 1799 verbrachten sie am Beaver Creek und lernten den Lahmen Biber von den Arapaho kennen. In jenem Winter vollbrachte McKeag das Unmögliche und lernte ein bißchen Arapaho, so daß er später als Dolmetscher für sie fungieren konnte.
Sie waren ein seltsames Paar, der kleine, untersetzte Franzose und der schlanke, rotbärtige Schotte. Beide waren wortkarg, wenn sie sich in der Prärie aufhielten, keiner mischte sich in die Angelegenheiten des anderen. McKeag hatte Pasquinel oft zu anderen sagen hören, seine Frau befinde sich in Montreal, Detroit und New Orleans, und begann allmählich zu argwöhnen, daß es überhaupt keine Frau gab. Ihn jedoch direkt zu fragen: »Pasquinel, bist du verheiratet?« wäre ihm nicht im Traum eingefallen, denn das wäre aufdringlich gewesen.
Als sich McKeag zu einem beachtlichen Schützen entwickelt hatte, weihte ihn Pasquinel in die wichtigste Lebensregel eines Waldläufers ein: »Du mußt dein Pulver trocken halten.«
»Und wie macht man das, wenn das Kanu umkippt?« »Ganz einfach. Du kaufst dir Schießpulver, dann kaufst du dir das Blei für die Kugeln. Aus diesem Blei machst du ein Fäßchen mit einem sehr fest sitzenden Deckel Wachs drauf und in Hirschleder eingesiegelt.« »Und warum soll ich das Faß nicht kaufen?«
»Aha. Das ist ja das Geheimnis! Du machst das Faß aus gerade so viel Blei, daß es genug Kugeln für die Pulvermenge gibt. Und wenn du das Pulver verbraucht hast, ist auch das Faß verschwunden.«
Er lehrte McKeag den Umgang mit der Zweikugelform, in die das geschmolzene Blei zur Herstellung von guten Kugeln gegossen wurde, und lieferte einen weiteren Beweis seiner Erfindungsgabe, als der Schotte den hölzernen Schaft seines Gewehrs zerbrach. Nach McKeags Ansicht war das Gewehr unbrauchbar geworden, weil er es nicht mehr gegen die Schulter stützen und zielen konnte, doch für Pasquinel war das kein Problem.
Er paßte die drei Holzteile zusammen, kochte ein Stück Büffelfell, bis es gelatineartig geworden war, und nähte es dann mit Hilfe einer Knochennadel und einem Stück Elchsehne möglichst fest um das zerbrochene Holz. McKeag probierte, ob es hielt, und sagte: »Wackelt noch immer.« »Attends!« gab Pasquinel zurück. Er legte das Gewehr mit dem schmiegsamen Büffelfelldecken an die Wintersonne, und während die Feuchtigkeit herausgezogen wurde, härtete sich die Haut und wurde sogar härter als Holz, so daß der Kolben schließlich stabiler war als bei einem ganz neuen Gewehr.
Eines sonnigen Maimorgens, als sie auf Gabelbocksuche nördlich der Rattlesnake Buttes umherstreiften, kam McKeag plötzlich eine ganz neue Erkenntnis, der Gedanke, daß Pasquinel und er die freiesten Menschen auf Gottes Erdboden waren. Nichts hielt sie, sie waren niemandem Treue schuldig, ungebunden konnten sie sich in einem Gebiet bewegen, das größer war als Frankreich oder Schottland, sie schliefen, wo sie Lust hatten, arbeiteten, wann sie wollten, und aßen von allem, was der Reichtum des Landes ihnen bot.
Als er an jenem Tag zum grenzenlosen Horizont blickte, spürte er deutlich, was Freiheit
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