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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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war: kein Hochland-Laird, vor dem er die Mütze ziehen mußte. Und Pasquinel war keinem Bankier von Montreal verpflichtet. Sie waren frei, vollkommen frei.
    Er war so bewegt von diesem Gedanken, daß er ihn mit Pasquinel teilen wollte. »Wir sind frei«, sagte er. Doch Pasquinel blickte nach Osten und erwiderte: »Die werden uns schon bald auf den Pelz rücken.« Das warf einen düsteren Schatten auf McKeags Freiheitsgefühl, und von da an kam er sich nie wieder so vollkommen ungebunden vor.
    Im Herbst 1799 rüstete Dr. Guisbert sie für eine Versuchsexpedition an den North Platte aus. Dies war eine besonders schwierige Reise, auf der sie lange Strecken einer wüstenähnlichen Landschaft zurückzulegen hatten. Sie sahen Felsgebilde, die den Gebäuden einer Traumstadt glichen. Sie sahen steinerne Nadeln, schmale Pässe zwischen roten Klippen und endlose Schluchten durch geisterhaft
    weiße Bergzüge.
    »Ein unmögliches Land!« sagte McKeag eines Abends, als sie zwischen merkwürdigen Turmklippen lagerten. »Hier gibt es viele Biber«, erwiderte Pasquinel.
    Als sie das Gebiet der steinernen Monumente verließen, betraten sie das Territorium eines DakotaStammes, der ihnen Krieger entgegenschickte, um ihnen mitteilen zu lassen, sie dürften ihren Marsch nicht fortsetzen. Pasquinel ließ ihnen durch McKeag antworten:    »Wir werden weiterziehen. Biberfelle
    eintauschen.«
    Wütend über diese Unverschämtheit, zogen sich die Dakota hinter einen niedrigen Hügel zurück, während Pasquinel seinen Partner warnte:    »Heute abend
    kämpfen wir für unseren Tauschhandel.« Und er zeigte dem jungen Schotten, wie man sich auf einen Kampf mit Indianern am besten vorbereitet: »Mach dich gefaßt darauf, zu töten oder getötet zu werden. Und dann sieh zu, daß möglichst keines von beiden geschieht.«
    Kurz vor Einbruch der Dunkelheit kamen die Dakota herbeigejagt, anscheinend in der festen Absicht, die beiden Eindringlinge zu erledigen. »Nicht schießen!« warnte der Franzose McKeag. Pasquinel selbst dagegen schoß. Er zielte weit vor die ersten Krieger, dann nahm er McKeags Gewehr und schickte die zweite Kugel so weit hinter sie, daß sie keinen Schaden anrichtete. Die Indianer rissen ihre Pferde herum und kamen zurück, doch diesmal drückte auch Pasquinel nicht ab. Ein Dakota berührte McKeag, und schon stürmten sie wieder davon, laute Schreie ausstoßend und ihre Hacken in die Flanken der Pferde rammend.
    Am nächsten Tag packte Pasquinel gelassen seine Sachen zusammen, verstaute seine Gewehre und ging voran, den Fluß hinauf. Im Lager der Dakota verhandelte er mit den Häuptlingen, gab ihnen Geschenke und versprach ihnen, auf dem Rückmarsch noch mehr zu bringen. Über den Angriff am vorangegangenen Abend und die beiden Schüsse wurde kein einziges Wort verloren.
    Als die beiden Fellhändler das Dakota-Territorium hinter sich hatten, erklärte Pasquinel: »Wenn man einem Indianer eine faire Chance gibt, kann man Blutvergießen vermeiden.« Er hielt inne. »Später einmal werden diese Krieger am Lagerfeuer sitzen und von der Berührung erzählen, die sie bei den beiden weißen Männern gemacht haben und von den pfeifenden Bleikugeln.« Er grinste ironisch und fügte hinzu: »Und du wirst in Schottland sitzen und von den Tomahawks und den Pfeilen erzählen.«
    So schlugen sie sich bei den verschiedenen Stämmen durch. Auf Schritt und Tritt wurden sie von Indianern beobachtet, die sie mühelos hätten töten können. Hier und da gab es auch ein Scharmützel, doch wenn sie standhaft blieben und nicht davonliefen, ließ man sie unbehelligt nach Westen ziehen.
    Die Scharmützel waren Proben, Schachzüge in einem komplizierten Spiel, in dem der weiße Mann vorsichtige Vorstöße unternahm und die Indianer parierten. Wenn das Wort bei den Stämmen weitergegeben wurde: »Pasquinel ist ein Mann, dem man trauen kann«, so war das mehr wert als jeder Passierschein. Unzählige Waldläufer aus Montreal, St. Louis und Oregon sollten in zukünftigen Jahren Indianergebiet durchqueren, und auf jeden, der getötet wurde, kamen sechshundert, die unversehrt an ihrem Ziel ankamen.
    Pasquinel und McKeag beschlossen, auf jener hübschen Halbinsel zu überwintern, die sich an der Stelle befand, wo ein dunkler, flinker Fluß von Westen her in den North Platte mündete. In späteren Jahren sollte er nach dem französischen Waldläufer Jacques La Ramee benannt werden, der früher einmal mit Pasquinel zusammen Fallen gestellt hatte: Laramie.

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