Colorado Saga
Pasquinel, die Felle in Saint-Louis verkaufen ließen.
»Ich spreche Pawnee«, unterbrach McKeag ihn ruhig. »Dann sag ihnen, daß sie mehr Waren bekommen.« Und so begann Alexander McKeag, geflohen vor einem tyrannischen Laird im schottischen Hochland, dem er einen Spazierstock über den Schädel geschlagen hatte, seine Laufbahn als Dolmetscher. Er überzeugte Häuptling Wildes Wasser davon, daß die Indianer nur gewinnen konnten, wenn sie sich in Saint Louis durch Pasquinel vertreten ließen, worauf Wildes Wasser fragte: »Woher sollen wir wissen, daß er uns Waren bringt?«
Als diese Worte übersetzt waren, antwortete der Franzose: »Ich bin Pasquinel. Ich bin ohne Furcht zu euch gekommen.«
Der Pakt wurde mit einem Calumet besiegelt, und als Pasquinel seine Züge geraucht hatte, trat er zu
McKeag und löste den Büffellederriemen. »Sag ihnen, daß du mein Kompagnon bist«, sagte er, und so entstand die Partnerschaft.
Ihr erstes Unternehmen wurde ein voller Erfolg. Pasquinel setzte sich mit Häuptling Wildes Wasser zusammen. »Erinnerst du dich an die Flußschiffer?« fragte er. »Sie haben deine Krieger getötet. Sie haben unsere Felle gestohlen.« Wildes Wasser erinnerte sich. »Sie müßten jetzt ungefähr wieder den Fluß herabkommen Gib mir ein paar Krieger mit, die schwimmen können.«
Neun Männer paddelten zum Missouri hinunter, wo sie einige Wochen lagerten und mehrere schöne Boote vorbeifahren sahen die »Saint-Genevieve«, die »Saint-Michel«, mit Fellen aus den Mandan-Dörfern beladen. Und dann kam endlich auch das Boot, auf das sie warteten ebenso lang und roh zusammengehauen wie die »Saint-Antoine«, mit denselben groben Kerlen, die ihre Gewehre schwangen und Ausschau nach einem lohnenden Schußziel hielten.
»Jetzt«, flüsterte Pasquinel McKeag zu. »Geh los! Dich kennen sie nicht.«
McKeag paddelte sein Kanu in den Missouri. »He da!« rief er den Flußschiffern zu. »Kann ich bis nach Saint Louis mitfahren? Ich habe Felle.«
Das Boot wurde langsamer. Der Mann am Ruder begann zu wriggen, während sich ein anderer mit einer Stange gegen den Strom stemmte. Der Anführer musterte McKeag, sah, daß er nicht einmal zwanzig war, und antwortete munter: »Klar. Wirf deine Felle rauf.« Einer der Männer rannte nach hinten, um sich einen schweren Riemen zu holen und McKeag, sobald die Felle an Bord waren, tot oder bewußtlos zu schlagen.
Als die Flußschiffer nach den Ballen griffen, schoß Pasquinel dem Anführer eine Kugel durch den Kopf. Mit furchteinflößender Gelassenheit reichte er das rauchende Gewehr einem Pawnee, nahm dann
McKeags Gewehr und erschoß den Mann, der mit dem Riemen lauerte. Er griff nach dem dritten Gewehr, inzwischen aber enterten die Pawnee-Krieger bereits das Flachboot, wo sie die übrigen Bootsleute massakrierten. Als Pasquinel auch an Bord kam, zitterte der junge McKeag, der bisher noch nie Indianer beim Skalpieren beobachtet hatte, wie Espenlaub.
»Ich wußte nicht, daß wir sie umbringen wollten«, sagte er leise. »Voriges Jahr wollten sie mich umbringen«, gab Pasquinel hart zurück.
»Woher weißt du, daß es dieselben Männer sind?« fragte McKeag.
»Weil ich diesen hier kenne. Und den da auch. Die übrigen? Mitgefangen, mitgehangen.«
Der junge McKeag war zutiefst beeindruckt von der Sicherheit, mit der Pasquinel alles organisierte. Der Franzose war nur acht Jahre älter als er, schien aber immer zu wissen, was getan werden mußte. »Werft die Toten über Bord«, befahl er den Pawnee, und als McKeag das übersetzt hatte, fügte er hinzu: »Sag ihnen, daß sie sich alles an Bord nehmen können, was sie wollen.« McKeag protestierte, sie könnten selbst einiges davon gebrauchen, fand er, der Franzose jedoch fuhr auf: »Ich will, daß es so aussieht, als wären wir von Piraten überfallen worden.« Er lächelte verkniffen, als die Krieger das Boot plünderten. Als die Pawnee ihre Kanus wieder den Platte hinaufpaddelten, wollte McKeag das Deck scheuern, Pasquinel jedoch gebot ihm Einhalt: »Ich will, daß man das Blut sieht und vor allem auch die Haare, wenn wir in Saint Louis mit den Soldaten sprechen.«
Pasquinel, der Besiegte, und Pasquinel, der Sieger, waren zwei vollkommen verschiedene Menschen. In diesem Jahr landete er mit der beladenen Piroge am Steg der Handelskompanie wie ein römischer Prokonsul, der aus Dakien heimkehrt. Er suchte die Kaufleute auf, die die Piroge finanziert hatten, beschrieb den wilden Überfall der Pawnee, das Skalpieren der
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