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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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ihn, ihren Vater nicht Häuptling zu nennen, da er niemals einer gewesen sei. Sie versuchte ihm auch zu erklären warum, konnte sich aber nicht verständlich machen. Statt dessen holte sie die Büffelhaut, auf der seine vielen Heldentaten abgebildet waren, und so bekam McKeag die Arapaho-Version des Eindringens des Lahmen Bibers in ihr Tipi zwei Jahre zuvor zu sehen. Beeindruckt von dieser Aufzählung aller Heldentaten, sagte er zu Tönerner Schale: »Dein Vater Häuptling, großer Häuptling«, und sie freute sich.
    Inzwischen war    es für    die beiden Händler zu    spät
    geworden, zum    Platte    River    zurückzukehren,    also
    bereiteten sie sich auf das Überwintern am Zusammenfluß    der    beiden Wasserläufe    vor,
    verstärkten die    Wände ihrer    Hütte und machten
    Pemmikan. McKeag war noch zu schwach, um auf die Jagd zu gehen, außerdem wußte er noch immer nicht, ob er je wieder einen Schuß abgeben konnte, denn seine Schulter war nach wie vor eine breit klaffende Wunde. Darum hielt er sich meist in der Hütte auf, verrichtete die Arbeiten, die er verrichten konnte, und unterhielt sich mit Tönerner Schale über die Cheyenne und die Comanchen und darüber, warum die einen zuverlässige Freunde, die anderen dagegen böse Feinde waren.
    Eines Nachmittags kam Pasquinel mit einem erlegten Gabelbock nach Hause. Er war in ziemlich schlechter Stimmung und warf McKeag das tote Tier mit einem Fluch vor die Füße. Dann packte er McKeags Gewehr und deutete auf den Schaft, den er mit Büffelfell repariert hatte.
    »Verdammt noch mal! Genau wie deine Schulter!« Hitzig suchte er nach englischen Worten, fand keine und nahm in seiner hilflosen Wut zu einer Methode direkter Kommunikation Zuflucht, mit der er die kleine Indianerin restlos schockierte. Weit mit dem rechten Arm ausholend, versetzte er McKeag einen so wuchtigen Schlag auf die verwundete Schulter, daß es den anderen zu Boden warf. Bevor McKeag sich wieder aufrappeln konnte, schlug er noch zweimal auf ihn ein, stieß ihm das Gewehr vor die Nase und schrie ihn an: »Da! Nimm! Gebrauch das Gewehr! Verdammt noch mal, gebrauch es doch!« Damit schob er McKeag zur Hütte hinaus.
    Von Tönerner Schale dicht gefolgt, ging McKeag ans Flußufer hinab und setzte den Gewehrschaft unter beträchtlichen Schmerzen an seine Schulter, brachte dann aber nicht mehr die Kraft auf, um seine Hand auch an den Abzug zu heben. Schweißtropfen traten ihm auf die Stirn, Tränen stiegen ihm in die Augen -sehr gegen seinen Willen, denn er wollte nicht, daß ein Indianerkind ihn weinen sah. »Es ist zuviel!« stöhnte er leise.
    Er wollte aufgeben,    doch    Tönerne    Schale    hatte
    inzwischen begriffen,    was    Pasquinel bezweckte.
    McKeag mußte entweder lernen, seinen Arm wieder zu gebrauchen, oder er    würde den    Winter    nicht
    überstehen. Also zwang sie    ihn, das    Gewehr    noch
    einmal anzulegen. Dann ergriff sie seine Rechte, hob ganz langsam, das dünne Narbengewebe dabei zerreißend, seinen Arm, bis seine Hand den Abzug berührte. McKeag biß sich auf die Unterlippe und ließ seine Hand sekundenlang oben ruhen, dann wieder herunterfallen.
    Immer wieder hob Tönerne Schale seine Hand an den Abzug, und damit war die erste Lektion beendet. McKeag weigerte sich, mit Pasquinel zu sprechen, doch dieser ignorierte ihn ohnehin.
    Am dritten Tag konnte Tönerne Schale McKeags Hand fast mühelos heben, und als sie sich überzeugt hatte, daß McKeag dies auch allein gelang, nahm sie ihm das Gewehr ab, reinigte es, schüttete Pulver hinein und fügte eine Kugel hinzu - alles, wie sie es gelernt hatte. Nachdem sie die Ladung festgerammt hatte, drückte sie ihm das Gewehr wieder in die Hand und sagte: »Los!«
    »Ich kann nicht!« McKeag weigerte sich, das Gewehr entgegenzunehmen.
    »Los!« rief Tönerne Schale noch einmal.
    Sie drängte so lange, bis er das Gewehr doch in die Hand nahm und anlegte. Langsam hob sie seine rechte Hand an den Kolben und legte seinen Zeigefinger an den Abzug. »Los!« wiederholte sie ganz leise.
    Aus Angst vor den Schmerzen konnte McKeag nicht abdrücken. Mitleidig sah Tönerne Schale ihn an. Sie mußte an ihren Vater denken, der einen ganzen Tag lang an seinen Brustmuskeln gehangen hatte. Als sie einsah, daß McKeag allein nicht abdrücken würde, hob sie sich auf die Zehenspitzen, legte ihren Zeigefinger über den seinen und riß ihn mit einem kräftigen Ruck

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