Colorado Saga
wie Pasquinel mit seinem Geld um sich warf und für jeden, der mit dem Pelzhandel zu tun hatte, Geschenke kaufte, und fanden, daß er einen guten Ehemann abgeben mußte. Er war großzügig. Er war unterhaltsam. Seine äußere Erscheinung nun ja, er war zwar klein, lächerlich aber war er keineswegs. Und vor allem er schien Glück zu haben.
Mehrere bekundeten ihr Interesse. Pasquinel entzog sich ihnen jedoch wie immer mit der Ausrede, er habe bereits eine Frau in Quebec. Er war bereit, ihnen Geld zu geben, sie zu Drinks und, wenn es die Gelegenheit ergab, auch in sein Bett einzuladen, an Heirat war er jedoch nicht interessiert.
Lise Bockweiß allerdings war nicht so leicht abzuwimmeln. Sie war ein handfestes, offenherziges Mädchen mit allen hausfraulichen Qualitäten, die ein Ehemann wünschen konnte. Außerdem besaß sie eine kräftige Portion Humor, und es amüsierte sie, wie die Französinnen aus New Orleans sich diesen so schwer faßbaren Fellhändler zu schnappen versuchten. Sie war zwar größer als Pasquinel, doch verstand sie es so einzurichten, daß ihm dieser Umstand nie unangenehm bewußt wurde. Von Zeit zu Zeit kam sogar Pasquinel der flüchtige Gedanke, so eine würde eine passable Ehefrau abgeben.
Die vier nahmen häufig gemeinsam die Mahlzeiten ein, aber Grete und McKeag kamen einander dabei nicht näher. Der Schotte war Frauen gegenüber schüchtern und wurde fast so rot wie sein eigener Bart, wenn Grete, die hübsche, ihn dann und wann neckte: »Ich wette, Sie haben eine Squaw oben am Fluß.« So konnte es nicht sehr lange dauern, bis Grete sah, daß ein Flirt mit McKeag wenig Zukunft hatte, und ihre Aufmerksamkeit einem Ladenbesitzer zuwandte.
Pasquinel wurde Lise nicht so leicht los. Denn erstens nahm ihr Vater ein etwas tolpatschiges Interesse an dieser Werbung, weil er gemerkt hatte, daß Lise den Waldläufer ernsthaft in Betracht zog und den Franzosen daher auf gar keinen Fall entwischen lassen wollte. Bockweiß mochte an Pasquinels vage Andeutungen über eine Ehefrau nicht recht glauben. Er überredete Pasquinel, mit ihm in seine Werkstatt zu kommen, und fand, während er diesem seine Arbeit erklärte, immer wieder Gelegenheit, von seiner Tochter zu reden. »Die hat einen guten Kopf auf den Schultern. Auf die wäre jeder Ehemann stolz.«
Das Silber bekam er in Form von Barren, die er in einem kleinen, von einem Blasebalg betriebenen Ofen einschmolz. »Das Kochen hat Lise von ihrer Mutter gelernt. Sie kocht ausgezeichnet.«
Sobald das Silber flüssig war, goß er es vorsichtig in Schmetterlings-, Rad- oder Armbandformen. »Es ist nicht leicht, mit zwei Töchtern von Deutschland herüberzukommen, aber wenn die beiden solche Engel sind - vor allem Lise -, dann lohnt es sich.«
War das Silber abgekühlt, entfernte er überflüssige Teile mit feinen Feilen und fing die Späne für spätere Verwendung auf. Die einzelnen Werkstücke bearbeitete er mit einer fußbetriebenen Poliermaschine und sagte dabei: »Ein Mann mit einem gutgehenden Geschäft sollte heiraten. Ich selbst würde im nächsten Jahr auch gern wieder heiraten, aber es ist nicht leicht, eine gute Frau zu finden.«
Nun nahm er sich die Rohlinge einzeln vor und versah sie mit jenen feinen Ziselierungen, die den BockweißSchmuck überall so begehrt machten. Er hatte große, dicke Finger, die für eine so zierliche Arbeit gar nicht geeignet schienen, gebrauchte seine Werkzeuge aber so geschickt, daß ihm beinahe jedes Muster auf Anhieb gelang. »Pasquinel, ich will offen sein. Ein
Stück wie dieses verkaufe ich für zehn Dollar. Bald bin
ich reich. Ich kann meinen Töchtern gegenüber also großzügig sein. Sie hätten in Saint Louis einen festen Wohnsitz. Und das ist viel wert.«
Der Zeitpunkt nahte, da die Händler wieder an ihre Flüsse zurückkehren mußten, und Lise Bockweiß
führte die Angelegenheit da fort, wo ihr Vater
aufgehört hatte. Sie gab ein Dinner, zu dem Pasquinel eingeladen wurde, und überschüttete ihn mit Aufmerksamkeiten, woraufhin ihr Vater den Franzosen beiseite nahm und zu ihm sagte: »Solange die Welt sich dreht, wollen Frauen Schmuck und Indianer Flitterkram. Kümmern Sie sich um den Handel, ich mache die Silbersachen. So ist es eine gute Partnerschaft.«
Und freundlich fügte er noch hinzu: »Ich als Ihr Partner, Pasquinel, würde mich glücklich schätzen ah wenn Sie eines Tages den Wunsch hätten, in meine Familie
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