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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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wollten.
    Leutnant Prebble verlieh der vorherrschenden Meinung Ausdruck: »Wir haben in Kentucky - und anderswo auch - festgestellt, daß es eine einzig vernünftige Möglichkeit gibt, mit den Indianern auszukommen, und die ist, sie umzulegen. Vertrauen? Die wissen ja gar nicht, was das ist. Ich sage immer, Gott sei's gedankt, daß es da draußen eine Wildnis gibt, in der anständige Weiße niemals leben wollen. Ich sage, schicken wir jeden gottverdammten Indianer in die Wüste, und dort soll er bleiben, bis er krepiert ist.«
    Im Februar teilte Lise ihrem Mann und ihrem Vater nach einem solchen Dinner mit, daß sie schwanger sei, und die drei feierten die große Neuigkeit und holten noch McKeag dazu, der allein in seinem Zimmer saß. Es gab viel Gelächter und Prophezeiungen, was aus dem Jungen werden würde, vorausgesetzt, daß es ein Junge war, was Pasquinel als sicher voraussetzte. Bockweiß schlug vor, er solle Silberschmied werden, damit er sein Geschäft erben könne, und Pasquinel war zu jedermanns Überraschung damit einverstanden. »Behaltet ihn hier in Saint Louis«, sagte er energisch. »Laßt nicht zu, daß er an den Flüssen arbeitet.«
    Er selbst erkundigte sich während des Winters immer wieder bei den Trappern, wo man wohl Gold finden könne, doch keiner konnte ihm diese Frage beantworten. Er wandte sich unter anderem auch an Hauptmann Lewis, der ihm entgegnete: »In Amerika gibt es kein Gold.« Leutnant Prebble gab ihm sogar ein Buch über das Thema zu lesen, aber er konnte natürlich nicht lesen.
    Am 8. März jenes Jahres sahen Pasquinel und alle übrigen Franzosen von Saint Louis beifällig zu, wie
    Hauptmann Stoddard eine komische, aber gutgemeinte Komödie inszenierte. Präsident Jefferson hatte ihm befohlen, in dem weitläufigen LouisianaTerritorium, das die Vereinigten Staaten erst kürzlich von Napoleon erworben hatten, die Regierungsgewalt der Vereinigten Staaten zu etablieren. Leider aber gab es eine Komplikation.
    Da Spanien die Herrschaft über dieses Gebiet nie offiziell an Frankreich abgetreten hatte, wie es durch einen jener vielen Verträge, durch die in Europa immer wieder ein Krieg beendet wurde, festgelegt worden war, war Saint Louis immer noch spanisch, konnte also auch nicht von den Franzosen an die Amerikaner übergeben werden. Und es war Stoddard, der jenen wahrhaft genialen Kunstgriff erdachte, mit Hilfe dessen alles seine Richtigkeit finden konnte.
    »Der höchste spanische Beamte muß das Gebiet formell dem höchsten französischen Beamten übergeben«, lautete sein Vorschlag. »Dann kann der französische Beamte das Gebiet rechtmäßig an die Vereinigten Staaten abtreten.« Nur wenige Anregungen in der recht kurzen Geschichte des spanischen San Luis de Iluenses waren mit größerer Begeisterung aufgenommen worden, und Pasquinel lief durch die Straßen, um allen Leuten zuzurufen: »Morgen sind wir wieder französisch!«
    Allerdings gab es noch eine weitere Schwierigkeit: In ganz Louisiana residierte kein einziger spanischer Beamter, so seltsam das rückblickend auch erscheinen mag; der einzige war Charles de Hault de Lassus, ein französischer Leutnant, der zufällig die Funktion des spanischen Gouverneurs des oberen Louisiana ausübte, und wenn der bei diesem Transfer Spanien vertrat, woher dann einen französischen Beamten als Vertreter Kaiser Napoleons nehmen? Hauptmann Stoddard war jedoch nicht nur einfallsreich, sondern auch galant und erbot sich auf der Stelle, diese Lücke auszufüllen: »Für diesen einen Tag betrachte ich mich als den Vertreter seiner Majestät, des Kaisers von Frankreich, und werde an seiner erhabenen Statt die Übergabe ausführen.«
    Am Vormittag des 9. März versammelte sich eine bunte Menschenmenge vor der Residenz des Gouverneurs, einem niedrigen, von einer Fahnenstange markierten Gebäude an der Rue de l'Eglise. Als erste erschienen die indianischen Abgesandten der vier benachbarten Stämme, die der Feierlichkeit ebenfalls beiwohnen sollten: Delaware, Shawnee, Abnaki, Sac. Der Tag war kalt, deswegen hatten sie ihre Büffelfelle umgehängt und wandten jedesmal, wenn Jubelrufe ausbrachen oder Gewehre abgefeuert wurden, aufgeregt die Köpfe. Als nächste kam die französische Delegation, elf Mann unter Führung von Hauptmann Stoddard, darunter auch Pasquinel im Sonntagsstaat. Dann schlenderten ein paar lässige Amerikaner herbei, ziemlich verdreckt und fehl am Platze. Und schließlich erschien Gouverneur de Lassus, der Franzose, der in dieser

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