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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Händlern Whisky anbot, während seine Frau bei den Frauen und den Jungen kleine Kekse herumreichte. Eines stand eindeutig fest. Das Konzert hätte die ganze Nacht weitergehen können, ohne daß sich die Zuhörer gelangweilt hätten.
    Fort Osage wäre auch ohne eine solche Hausherren ein sehr farbiger Platz gewesen. Hier machten die meisten Händler auf dem Weg an den oberen Missouri halt, und hier gab es gewöhnlich auch einige Abenteurer, die nicht so recht wußten, wohin sie wollten. Die beiden Jungen begeisterten sich an der vielfältigen Aktivität und beobachteten jeden Tag zahllose Dinge, die sie auf der Prärie niemals zu sehen bekommen hatten: das Beschlagen eines Pferdes, das Anstechen eines Bierfasses, die Reparatur eines Kielbootes, Sibleys Kommissionsladen mit seinen Nägeln, Eimern und Besen. Und sogar Marcel, damals erst fünf, schien beim Verladen von Maultierzügen und beim Entladen von Flußbooten jede Szene mit den Augen verschlingen zu wollen.
    Probleme gab es allerdings auch. Fort Osage war ein amerikanischer Militärposten, ganz unfranzösisch und auch ohne die geringsten Anzeichen, die an die ehemalige Besetzung durch die Spanier erinnerten. Der Kommandant stammte aus Delaware, seine Männer aus Kentucky und Tennessee, und alle hatten sie ihre Vorurteile mitgebracht. Den Franzosen mißtrauten sie, die Indianer verachteten sie, und Pasquinel versuchten sie bei den gemeinsamen Mahlzeiten zu verhöhnen, indem sie ihn »Squaw Man« nannten, denn sie wußten, daß dieser Ausdruck meist zu Handgreiflichkeiten führte.
    Er jedoch akzeptierte ihn mit einem Lachen und fügte dann sogar noch hinzu: »Aber sicher! Großartige Ehefrau.«
    Etwas ganz anderes jedoch war es, wenn sie - mit Worten oder Taten - Tönerne Schale angriffen und beleidigten. Die Indianerin war eine schöne Frau, deren schwarzes Haar ihr bis weit über die Schultern hinabreichte und deren Gesichtsausdruck die für ihre Rasse so charakteristische ruhige Gelassenheit ausstrahlte. So war es unvermeidlich, daß sich Zwischenfälle ereigneten, doch jedesmal, wenn solches geschah, war wie der Fangzahn einer Klapperschlange urplötzlich Pasquinels Messer da, und sogar Betrunkene wichen vor ihm zurück.
    In jenem Jahr richtete sich in New Orleans wegen des Krieges die Stimmung gegen die Franzosen. Gerüchte machten die Runde, die Franzosen der Region hätten die britischen Angreifer unterstützt, und so war es keineswegs überraschend, daß ein Neuankömmling aus Virginia, der die Verteidigungsanlagen der Vorposten kontrollieren sollte, gegen Pasquinels Anwesenheit am Gemeinschaftstisch etwas einzuwenden hatte: »Ich als Gentleman pflege nicht mit Verrätern zu dinieren«, verkündete er überheblich. Schweigend stand Pasquinel auf und verließ den Tisch. In diesem Augenblick erschien Tönerne Schale, die mit ihren beiden Söhnen zum Essen kam.
    Der Virginier, ermutigt durch seinen leichten Sieg über den Ehemann, dachte gar nicht daran, eine Squaw an seinem Tisch zu dulden, und sagte streng: »Dies ist nur für Amerikaner. Indianer haben keinen Zutritt.« Tönerne Schale entfernte sich gehorsam. McKeag, der die Szene von seinem Platz aus beobachtete, ahnte Böses, Pasquinel aber unternahm nichts.
    Jacques jedoch hatte nicht die geringste Lust, ohne das Essen zu verschwinden, in dessen Reichweite er doch schon gewesen war, und drängte sich energisch an den Tisch. Der Virginier stieß ihn fort. »Ich dulde keine Brut! Raus mit dir!«
    Wie der Blitz war Pasquinels Messer gezuckt, und mit einem furchtbaren Aufwärtsstreich fügte er dem Virginier eine beinahe tödliche Schnittwunde quer über die Kehle zu. Der Anblick von Blut erregte nun auch die anderen, die sich auf Pasquinel stürzten. Dabei wurde Tönerne Schale umgeworfen. McKeag reagierte automatisch und warf sich, um sie zu schützen, mit seinem Messer ins Getümmel. Irgend jemand aus dem Fort gab einen Pistolenschuß ab, worauf die Soldaten hereingelaufen kamen, um die Kampfhähne zu trennen.
    Pasquinel und McKeag begannen einen geordneten Rückzug anzutreten und bildeten gemeinsam einen Schutzwall, hinter dem sich Tönerne Schale und ihre Söhne retteten. Auf diese Weise gelang es ihnen, den Speisesaal zu verlassen.
    Pasquinel hatte einen leichten Schnitt quer über die Brust davongetragen, McKeag eine Wunde an der Hand, deren Blutung schnell gestillt war. Tönerne Schale selbst war unverletzt geblieben, stieß aber einen schrillen Schreckensschrei aus, als sie entdeckte, daß

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