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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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am Mississippi einen großen und lukrativen Markt für seine Silberarbeiten gefunden hatte, sagte er zu seinem Schwiegervater: »Es ist nur Zeitverschwendung, wenn du weiterhin Flitter für die Indianer machst.« »Stimmt«, antwortete der Deutsche. »Aber woher willst du das Zeug sonst nehmen?«
    »Ich brauche es nicht mehr. Ich höre auf mit dem Tauschhandel. Von nun an werde ich selbst Fallen stellen.«
    Bockweiß runzelte unwillig die Stirn, denn oft genug waren ihm Geschichten über Waldläufer zu Ohren gekommen, die versucht hatten, die Indianer zu übergehen und selbst Biber zu fangen. Sie alle waren mit einem Pfeil im Herzen gestorben. »Die Indianer werden gegen dich kämpfen«, warnte er Pasquinel.
    Der zuckte die Achseln. »Auch Fellhändler werden umgebracht«, antwortete er in Erinnerung an seine eigenen Erlebnisse.
    Bockweiß wollte widersprechen, als er jedoch erkannte, daß Pasquinels Entschluß feststand, gab er auf. »Wie viele Fallen wirst du brauchen?« erkundigte er sich.
    »Für den täglichen Gebrauch in den Flüssen vierzehn. Als Reserve sechs.«
    »Ich werde sie dir besorgen«, versicherte Bockweiß. Und so kam es, daß Pasquinel mit Biberfallen an Stelle der Tauschwaren auf ein Abenteuer auszog, das ihn mit seiner indianischen Familie bis hoch in die Rocky Mountains hinauf führen sollte. Als er McKeag und Tönerne Schale traf, sagte er sofort zu ihnen: »Keine Tauschwaren mehr. Kein Tauschhandel mehr. Wir werden jetzt selbst Fallen stellen.«
    »Und was werden die Indianer tun?« erkundigte sich McKeag.
    »Die werden uns natürlich bekämpfen«, antwortete Pasquinel. »Und uns wahrscheinlich töten. Aber ebensogut können wir auch als reiche Männer sterben.«
    »Weißt du denn, wie man Fallen stellt?« fragte McKeag.
    »Ich weiß das hier.« Und er zeigte McKeag und seinen Söhnen eine kleine Flasche Castoreum. Am nächsten Morgen demonstrierte er ihnen das Fallenstellen:
    »Man stellt die Falle ungefähr zehn Zentimeter unter dem Wasserspiegel auf. Ein Ende der Kette befestigt man an der Falle, das andere an einem Stück Holz. Das Holz muß abgestorben sein, sonst macht der Biber dort halt und frißt. Dann steckt man einen zweiten trockenen Ast so in die Uferböschung, daß das Ende oberhalb der versteckten Falle herausragt. Und an das Ende dieses Stockes schmiert man das Castoreum. So etwa. Jetzt wird kein Biber diesen Bach herunterkommen, ohne dem Geruch nachzugehen und festzustellen, was los ist. Um das Holz mit dem Castoreum zu erreichen, muß er sich direkt auf die Falle stellen. Rrrummms! Er taucht ins Tiefe, und das
    Gewicht der Kette läßt ihn ertrinken. Wenn man am folgenden Tag kommt, hat man einen Biber.«
    Im Januar, Februar und März, den Monaten, in denen man keine Fallen aufstellen konnte, studierte Pasquinel die Dämme und kalkulierte, wo die Tiere bei Einsetzen des Tauwetters wohl aus der Überwinterung auftauchen würden. McKeag übernahm inzwischen die Verantwortung für das Herbeischaffen von Nahrung, wobei er in seiner Sparsamkeit einen jeden Tag als verloren ansah, an dem er Kugeln verschossen hatte, ohne ein Stück Wild heimzubringen. Truthahn, Gabelbock, Büffelkälber, junges Hochwild - alles war hervorragend eßbar. Zu seinen Aufgaben gehörte aber auch noch das Trocknen der Felle; so machte er zum Beispiel zwei erstklassige Büffeldecken für ihre Betten. Und um rechtzeitig vorbereitet zu sein, wenn Pasquinel die ersten Biber brachte, suchte er im Verlauf des Winters nach Espenschößlingen, die er schnitt, zu Reifen mit einem Durchmesser von ungefähr vier Fuß zusammenbog und die Enden mit Hirschsehnen befestigte. Auf diese Weise erhielt er schöne, kräftige Rahmen.
    McKeag wurde Experte im Häuten von Bibern: ein rascher Schnitt vom Hals bis zum After, vier schnelle Schnitte rings um die Beine, und die Haut war ab. Mit Hilfe einer langen Knochennadel, in die er Hirschsehnen gefädelt hatte, nähte er die feuchte Haut mit großen Achterstichen auf den Rahmen. Zuweilen hingen dreißig Biberfelle gleichzeitig zum Trocknen im Lager.
    McKeag war es auch, der eine Presse baute, ein überaus wichtiges Instrument, da ein Transport von zweihundert Biberfellen in loser Form praktisch unmöglich war. Die Felle mußten also gepreßt werden. Aus kräftigen Baumstämmen konstruierte er einen rechteckigen Kasten mit vertikalen Schlitzen an jeder Seite. In diesen Kasten kamen die von der Sonne gegerbten Biberfelle, und wenn der Stapel ein wenig wuchs, wurde ein langer,

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