Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
Vom Netzwerk:
Mahlon und Christian das Verkaufen besorgten. Eine Hausfrau aus Fertility hielt Levi am Ärmel fest und sagte mit stark deutschem Akzent: »Ich habe immer ein gutes Gefühl, wenn ich bei deinem Bruder Mahlon einkaufe. Er verwendet keine Luftpumpe, damit das Fleisch besser aussieht, als es ist. Er verkauft es gerade so, wie Gott es hat werden lassen.« Sie machte mit dem Kopf eine wegwerfende Geste zu dem Stand eines anderen Händlers hin. Er hatte den Trick, Luft in nicht mehr ganz frisches Fleisch zu pumpen, damit es ein frischeres Aussehen bekäme. Das Loch, durch das er die Luft hineingepumpt hatte, versiegelte er zum Schluß mit Talg.
    »Mahlon würde so etwas nie tun«, versicherte ihr Levi.
    »Das weiß ich!« sagte sie freundlich. Sie umfaßte Levis Hand und sagte:    »Gott wird es euch
    rechtschaffenen Männern vergelten!« Levi dankte ihr und fuhr mit der Arbeit fort.
    Die Zendts waren ehrliche Leute. Mahlon würde sich eher das Geschäft ruinieren, als Luft in Fleisch zu pumpen oder altes Hackfleisch als frisches zu verkaufen. Er überprüfte die Waage so sorgfältig, wie es angeblich St. Petrus tat, wenn er Seelen wog, und wenn er auch keine Zuwaage gab wie manche andere Metzger, so wog er auch nicht schlecht.
    Während der Arbeit behielt Levi den Bäckerstand im Auge, und die geschmeidige Art, mit der Rebekka sich bewegte, das freundliche Lächeln, das sie den Kunden schenkte, hielten seine Begeisterung wach. Er konnte es kaum erwarten, bis die Mittagsglocke läutete.
    Seit er auf dem Markt arbeitete, hatte er die Angewohnheit, mittags ein einfaches Essen zu sich zu nehmen. Die Mutter packte ihm stets zwei dicke Scheiben dunkles Brot und eine gehörige Portion Weichkäse ein. Dazu nahm er sich etwas von der Sülze, holte sich für drei Cent Pudding vom Stand der Yoders und für zwei Cent Plätzchen von Stoltzfuß, und das war dann die Gelegenheit, mit Rebekka einige Worte zu wechseln.
    In den letzten drei Wochen hatte er sich zu einem kühnen Entschluß durchgerungen. Er wollte sie bitten, ihm beim Essen Gesellschaft zu leisten, und als es nun auf zwölf ging, bereitete er alles zur Durchführung seines Plans vor. Bei Yoders studierte er nachdenklich das verlockende Angebot an verschiedenen Puddings. Es gab da sahnigen Reispudding mit Rosinen, schmackhaften Brotpudding, Kirschpudding mit Streusel und einen köstlichen Apfelpudding mit reichlich Zimt.
    »Was darf's denn heute sein?« fragte Mrs. Yoder. »Kirsch«, antwortete Levi. Sie löffelte ihm eine großzügige Portion in eine Glasschüssel. Löffel und Schüssel konnte er später zurückbringen.
    Dann ging er weiter zum Bäckerstand. Er war enttäuscht, daß Peter Stoltzfuß ihn nach seinen Wünschen fragte. Nach einer Schrecksekunde sagte er: »Ich wollte mit Rebekka reden.«
    »Becky!« rief Stoltzfuß so laut, daß jeder auf dem Markt es hören konnte. »Levi Zendt will mit dir reden.«
    Mit einer fließenden Bewegung, die sein Herz zum Schmelzen brachte, kam sie vom anderen Ende der Theke zu ihm, die Bänder der Haube umflatterten das schöne Gesicht. »Ingwerplätzchen, Levi!« Als er nickte, begann sie abzuzählen.
    Er schob ihr die Pennies über die polierte Theke hinüber und brachte mühsam hervor: »Hättest du Lust, mit mir heute zu essen, Rebekka?«
    Sie schaute auf und zeigte ein strahlendes Lächeln, als hätte sie diese Einladung schon erwartet. »Aber gern! Warte, bis ich meinen Mantel geholt habe.«
    Sie verschwand für einen Moment, dann rief sie nach ihm. Er wäre am liebsten mit ihr durch den Hinterausgang geschlüpft, doch sie manövrierte ihn geschickt direkt am Zendtschen Verkaufsstand vorbei. Mahlon schaute finster hinter seinem jüngeren Bruder her. Levi merkte es nicht, da er blindlings hinter Rebekka herstolperte, vergeblich bemüht, den vielen neugierigen Blicken zu entgehen.
    Die beiden suchten sich eine Bank in der Nähe des Gerichtsgebäudes aus. So weit man blicken konnte, waren die Straßen Lancasters voller Schlitten, die an den Randsteinen abgestellt waren. Rebekka sagte: »Wir haben Glück, daß unsere Stände im Warmen sind, nicht wahr?« Er nickte.
    Ihr fiel die eigenartige Kombination von Sülze und Käse auf, und sie wollte gerade etwas dazu bemerken, als er fragte: »Hast du schon mal den Weichkäse, den meine Mutter macht, probiert? Der beste in ganz Lancaster.«
    Er nahm eine Ecke des dunklen Brotes und bestrich es mit der klebrigen, gelblichen Substanz, die man aufs erste gar nicht als Käse erkennen

Weitere Kostenlose Bücher