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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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»Sie sind gut dran, mein Sohn, daß Sie überhaupt die Wahl haben. Vor gar nicht langer Zeit gab es nur die Forbes Road, die im Winter ein reiner Greuel war.« »Also gut, wir nehmen die Glade Road«, beschloß Levi. »Je mehr Berge wir vermeiden, desto besser ist es.« Doch auch auf dieser Straße kamen sie noch vor
    Somerset an derartig steile Stellen, daß ihnen angst und bang wurde und sie fürchteten, die Pferde könnten den schweren Wagen nicht hinaufziehen. Diese Furcht kam nicht von ungefähr, denn innerhalb von zwei Tagen kamen sie    an vier
    zusammengebrochenen Wagen und drei toten Pferden vorbei.
    Als sie die Paßhöhe erreicht hatten, blickten sie schweigend nach Westen. Levi sah in der Ferne immer mehr Berge aufragen und sagte verzweifelt: »Mein Gott! Das, was wir gerade mit großer Mühe geschafft haben, waren bloß die tausend Meter hohen Alleghenies. Weißt du, wie hoch die Rockies sind?« »Viertausend Meter«, erwiderte sie beklommen, und beide schauten wieder schweigend gen Westen.
    Sollten sie weiterziehen? Sie sprachen nicht darüber, wußten aber, daß der Augenblick der Entscheidung gekommen war. Noch konnten sie sich gegen die entbehrungsreiche Fahrt nach Oregon entscheiden, noch konnten sie umkehren. Das Überqueren des Juniata war vergleichsweise eine leichte Prüfung gewesen, und diese Berge hier waren nur ein Kinderspiel im Vergleich zu den Rockies.
    Während die Pferde nach der Anstrengung ausruhten, fragten sich die beiden jungen Leute, ob sie wohl genügend Mut hätten. Leider hatten sie über das, was ihnen bevorstand, keine genauen Informationen, was ihnen die Entscheidung erleichtert hätte. Zunächst: Die Höhe eines Berges muß in Relation zur Ebene gesehen werden, aus der sich der Berg erhebt. Die niedrigen Alleghenies, die steil von Meereshöhe aufragten, waren genauso hoch wie ein Viertausender auf einer Hochebene von 3000 Meter Höhe. Außerdem hatten Trapper eine sehr gute Passage über die Rockies entdeckt, die an keiner Stelle über 2600 Meter hinaus führte.
    Die Zendts verfügten zwar nicht über dieses beruhigende Wissen, hatten aber den erforderlichen
    Mut. Elly ergriff die Hand ihres Mannes. »Laß uns das Tal noch vor Anbruch der Dunkelheit erreichen!«
    Trotz der Berge, die sie besser bewältigten als die meisten anderen, war die Gegend, durch die sie fuhren, keineswegs eine Wildnis. Über die ganze Strecke von Lancaster nach Pittsburgh gab es fast nach jeder Meile eine Art von Gasthof. Oft waren diese Herbergen primitiv und schmutzig, aber es gab Hafer für die Pferde und eine heiße Suppe für die Reisenden. Die meisten Familien vermieden es wegen der Wanzen, im Gasthof zu schlafen, und machten sich lieber das Lager im Planwagen. Aber als plötzlich starker Schneefall westlich von Somerset die Bergstraße blockierte, hielten die Zendts schließlich bei der »Slack's Tavern« an, stellten die Pferde ein und begaben sich in ein Quartier, das nur wenig wärmer und wesentlich schmutziger war als ein Stall. Den Raum, den man ihnen zuteilte, bewohnten noch vier andere Reisende, an deren Reinlichkeitsbedürfnis man zweifeln konnte. Da das Bett, in dem sie eigentlich schlafen sollten, schon von zwei Gentlemen belegt war, mußten die Neuvermählten auf dem Boden schlafen. Doch Flöhe und Wanzen ließen ihnen keine Ruhe. Es war die erste unbehagliche Nacht seit der Hochzeit.
    Beide waren erleichtert, als sie wieder in ihrem Wagen auf der gefrorenen Bergstraße dahinfuhren. Am 15. März - also fast schon zu Frühlingsanfang -kamen sie zur der Stelle östlich von Pittsburgh, wo Youghiogheny und Monongahela zusammenfließen und einen gewaltigen Strom bilden.
    Bald erreichten sie auf dem rechten Ufer des Monongahela ein Plateau, auf dem vor ihnen schon unzählige Reisende angehalten hatten, um die überwältigende Aussicht zu genießen. Der dunkle, reißende Monongahela aus dem Süden traf sich mit dem ruhigeren Allegheny aus dem Norden. Bei Pittsburgh dann hatten sie sich zum mächtigen Ohio vereint.
    Der Anblick von Pittsburgh ließ sie den Atem anhalten. Die dunklen Hochöfen entlang des Flusses stießen aus hohen Schornsteinen rußige Wolken in die Luft, Boote fuhren flußauf- und flußabwärts, Züge keuchten schwerbeladen in Tunnels. Hier war alles pulsierendes Leben und pulsierende Kraft. Hier standen mehr Häuser, als Levi oder Elly sich je hatten vorstellen können. Über der ganzen Stadt hing eine Rauchwolke, die Häuser und Fluß mitunter fast gänzlich dem Blick

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