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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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fröhlich: »Das bißchen Regen macht mir nichts aus!« Gerade wollten sie sich in Trab setzen, als jemand rief: »He, ihr beiden aus Pennsylvania! Wollt ihr nicht einsteigen? Oder wollt ihr lieber schwimmen?« Es war Hauptmann Mercy, der wie jeden Abend zur »Robert Q. Fell« fuhr.
    Als sie in die Kutsche gestiegen waren, erzählte er ihnen, daß er im Auftrag der Armee in den Westen müsse. »Wir suchen einen guten Platz für ein neues Fort. Wir, das sind Unteroffizier Lykes, acht Maultiere und meine Wenigkeit.«
    Auf dem Schiff kündigte Kapitän Frake mit unerschütterlicher Miene an: »Wir legen morgen Punkt zwölf Uhr ab. Schafft lieber schon alle Sachen an Bord. Ich habe nicht vor, auch nur eine Minute länger zu warten.«
    Die Zendts blieben noch einige Zeit auf dem Oberdeck an die Reling gelehnt stehen und blickten auf die Lichter der Stadt, die ihnen so gastfreundlich entgegengekommen war. Elly sah immer wieder auf den dunklen Fluß, der durch die Regenfälle stark gestiegen war. Levi grübelte dagegen immer noch über den Elefanten nach, der ihm mit seinem gigantischen Körper den Himmel zu verdunkeln schien.
    Am 4. Mai - es war ein Samstag - gab Kapitän Frake zu jedermanns Erstaunen tatsächlich der Mannschaft den Befehl, die Heizkessel zu feuern und die Laufplanken einzuholen. Punkt zwölf Uhr - wie er angekündigt hatte - legte das vollbeladene Schiff ab. Kapitän Frake steuerte in die Mitte des Mississippi, und die Fahrt flußaufwärts begann.
    Es wurde ein Tag, der an die Steuerkünste Kapitän Frakes die höchsten Anforderungen stellte. Solange sie auf dem langsamen Mississippi waren, hielt sich das Dampfboot recht wacker. Doch an der Einmündung des Missouri blieb die »Robert Q. Fell« wegen der starken Strömung einige Stunden lang fast auf dem Fleck. Kapitän Frakes Miene wurde immer sorgenvoller. Schließlich ließ er sich ein Stück zurücktreiben und fuhr dann auf die Küste von Illinois zu. Von dort versuchte er es noch einmal mit voller Fahrt voraus. Die Maschine schaffte jedoch nur sechs Knoten bei einer Gegenströmung von vier Knoten. Kapitän Frake machte sich mit saftigen Flüchen auf den Missouri Luft, während er noch näher an das nördliche Ufer des schlammigen Flusses heranging. Glücklicherweise gelangte er dort in eine Gegenströmung, die ihm half, in die Fahrtrinne zu kommen. Die Heizkessel platzten fast bei der letzten großen Kraftanstrengung, doch dann waren sie in ruhigerem Wasser. Alle atmeten auf. Gerade als es anfing, dunkel zu werden, steuerte der Kapitän frohgemut flußaufwärts... und fuhr mit voller Wucht auf eine Sandbank.
    Sie saßen die ganze Nacht fest. Am Morgen wurden alle Männer an Land gerudert und mit kräftigen Seilen versehen. Mit fast übermenschlicher Anstrengung und viel Geschrei brachten sie es tatsächlich fertig, das Schiff flottzubekommen. Als alle wieder an Bord waren, sagte Elly bewundernd: »So viel Kraft hätte ich euch gar nicht zugetraut.« Lykes der auch die Maultiere der Armee eingesetzt hatte, sagte grinsend: »Wirklich, Ma'am, man hat auch ordentlich die Muskeln krachen hören.«
    Die Fahrt den Missouri flußaufwärts glich wahrlich einem Abenteuer.
    Ständig lief man Gefahr, auf Sandbänke aufzulaufen, oder gefährliche Baumstümpfe drohten den Boden des Schiffes aufzuschlitzen. In vielen Windungen hatte der Fluß sich zwischen hohen Klippen Bahn verschafft. Was für ein Gegensatz zum ruhigen Ohio! Der Missouri war ein wilder, ungezähmter Fluß, der unzählige Gefahren barg.
    Am neunten Tag der Fahrt - es war Sonntag, der 12. Mai - kamen sie unter der Klippe vorbei, auf der Fort Osage beherrschend die Wasser überschaute. Noch immer waren - inzwischen allerdings harmlose -Kanonen auf den Fluß gerichtet, den sie über viele Jahre hinweg beschützt hatten. Am Nachmittag erreichten sie Independence, das den Ruf hatte, die gewalttätigste Stadt des Westens zu sein. Die Passagiere bekamen auch gleich ein Beispiel für diese Behauptung geliefert. Ein Pawnee-Indianer, dem von Pelzhändlern zuviel Schnaps spendiert worden war, versuchte immer wieder tolpatschig, einem Flußschiffer die Pistole wegzunehmen. Darauf schoß der Schiffer ihn kurzerhand über den Haufen. Man warf die Leiche an den Straßenrand, und keiner der Aufsichtsbeamten machte Anstalten, den Mann wegen Tötung festzunehmen oder wenigstens den Vorfall zu untersuchen. Nach drei Stunden lag der Tote immer noch am Fluß.
    Kapitän Frake entschloß sich, einige Tage in Independence

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