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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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zu bleiben, weil er mexikanische Waren für die Reise in den Westen einkaufen wollte. Also hatte Levi Gelegenheit, den Pferden wieder etwas Bewegung zu verschaffen. Als er die sechs Grauschimmel an Land führte, erregten sie großes Interesse. Levi wurden ständig gute Angebote zugerufen; denn die Leute dieser Gegend hatten stets
    Bedarf an erstklassigen Pferden.
    »Dreihundert Dollar pro Pferd!« rief ein wohlhabender Händler. Levi antwortete ihm kurz und entschieden, daß die Tiere zu keinem Preis zu haben seien.
    Kurz danach trat ein gutaussehender junger Mann auf Levi zu und sagte mit einem etwas seltsamen Akzent: »Ich komme gerade aus Santa Fe und gebe Ihnen einen guten Rat: Sie sind ein Idiot, wenn Sie diese wertvollen Tiere mit in die Prärie nehmen. Sie werden Ihnen unter den Händen wegsterben!«
    »Ich will sie aber nicht verkaufen«, fuhr Levi ihn an. »Sehe ich vielleicht wie ein Pferdehändler aus? Ich spreche als Freund.«
    »Wer sind Sie?«
    »Oliver Seccombe, Santa Fe, Boston, London, Oxford.«
    Diese Auskunft trug nicht dazu bei, Levis Mißtrauen zu zerstreuen. »Und was machen Sie hier?«
    »Ich will mich noch etwas umsehen, bevor ich mich endgültig irgendwo niederlasse. Wollen Sie vielleicht zufällig nach Missouri?«
    »Genau das.«
    »Zum Fort?«
    »Nein, weiter. Nach Oregon.«
    »Das trifft sich ja ausgezeichnet«, rief der junge Mann. »Auch ich will nach Oregon. Sind Sie etwa auch bemitleidenswerte Passagiere auf diesem scheußlichen Kasten?« Und er deutete auf die »Robert Q. Fell«.
    »Ja.«
    »Dann sind wir Leidensgenossen! Und dies ist wohl Ihre reizende kleine Frau?«
    »Ja, das ist Elly.«
    »Das müssen wir unbedingt feiern!« Er zerrte die Zendts, ehe sie überhaupt zustimmen konnten, in einen schäbigen, dunklen Saloon, in dem man alles kaufen konnte. Dort klopfte er mit dem Pistolenknauf herrisch auf die schmutzige Theke und rief: »Heda, hier sind drei durstige Kehlen.«
    Ein dünner Mann mit traurigen Augen, die schon viele hoffnungsfrohe Abenteurer gesehen hatten, erhob sich unwillig und trat zu dem Engländer.
    »Was soll's sein?«
    »Was haben Sie?« äffte Seccombe den Barkeeper nach.
    Der musterte Seccombe verächtlich von oben bis unten und sagte: »Für Sie Pferdepisse und für die Dame, falls sie eine ist, Limonade.«
    »Ausgezeichnet!« rief Seccombe. »Gebt in meinen Drink etwas Ingwer hinein. Und was soll der Gatte der Dame trinken?«
    »Der?« Der Alte musterte Levi. »Sarsaparilla.«
    Mit einer schnellen Bewegung hielt Seccombe dem Barkeeper die Pistole unter die Nase. »Nun kommt mein Vorschlag, guter Mann. Drei Whiskys! Aber schnell.«
    Verdrossen vor sich hinbrummend, brachte der Mann das Gewünschte, knallte die Gläser auf die Theke und sagte: »Ihr fliegt gleich raus hier. Von hinten sehe ich euch lieber als von vorn.«
    Seccombe packte ihn unsanft beim Arm. »Darüber würde ich an deiner Stelle noch gründlich nachdenken.« Er ließ den Alten los. »Sonst sitzt du nämlich plötzlich recht unsanft auf deinem Allerwertesten.« Als der Barkeeper gegangen war, erklärte Seccombe dem Ehepaar Zendt:    »Als
    Engländer wird man im Westen leicht unterschätzt. Daher muß man sich schnell Respekt verschaffen, sonst... «
    »Ich mag keinen Whisky«, unterbrach ihn Elly.
    »Guter Mann!« rief Seccombe laut. Als der Mann vor ihm stand, lächelte er ihn entwaffnend an und sagte: »Sie hatten doch recht, die Dame möchte lieber Limonade haben.«
    Während sie den Getränken zusprachen, erzählte er ihnen von seiner Fahrt nach Santa Fe, vom ewigen Staub, den Comanchen, dem herrlichen Gefühl, das einem der Ritt durch die Prärie vermittelte, und dem Haufen Geld, das man mit dem Handel nach dem Westen machen konnte. »Aber ich will lieber nach Oregon«, schloß er vergnügt. »Dann besteige ich ein Schiff nach Hause und schreibe ein Buch mit dem Titel: >Reisen im Wilden Westen<, in dem auf jeder Seite ein Gemetzel stattfindet. Wie schreibt man eigentlich Ihre Namen?«
    Seccombe war für die beiden reichlich anstrengend. Er war nur zwei Jahre älter als Levi, aber um ein gut Teil gewitzter. Als er die Dinge inspizierte, die Levi für die Fahrt nach dem Westen eingekauft hatte, war er entsetzt. »Sie haben das Wichtigste vergessen!«
    »Ein zweites Gewehr?«
    »Ach was! Davon hat jeder zu viele. Nein, Hüte!«
    Er erklärte den beiden, daß sie unbedingt breitkrempige Hüte brauchten, um die Lippen vor der Sonne zu schützen. »Ihr fahrt fünf Monate lang durch die

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