Colorado Saga
nachmittag erschien Sam Purchas mit zwei schweren Planwagen im Gefolge. Sie gehörten den beiden mürrischsten Familien, die Missouri vermutlich je hervorgebracht hatte. Sam Purchas sagte anstelle einer Vorstellung: »Die Fishers und die Fraziers wollen sich uns anschließen.« Vier hagere Leute traten auf die Zendts zu und streckten ihnen die Hand entgegen. Dann zogen sie sie jedoch so schnell wieder zurück, als ob sie Angst hätten, ein Finger könnte ihnen abhanden kommen. Mrs. Frazier setzte ein für allemal den Ton der Unterhaltung fest, als sie mit einer schroffen Kopfbewegung zu Elly hin Sam Purchas fragte: »Die Junge da... ist sie verheiratet?« »Sie behauptet es jedenfalls«, erwiderte der Trapper. »Ich habe da so meine Zweifel«, erwiderte Mrs. Frazier säuerlich und ging zu ihren Leuten, um ihnen den schrecklichen Verdacht mitzuteilen.
»Mit denen wird es sicherlich unerträglich werden«, prophezeite Seccombe düster, aber Purchas wies ihn darauf hin, daß sie mindestens drei Planwagen brauchten.
»Zur Verteidigung, und außerdem müssen wir genug Leute haben, um bei den Nachtwachen abwechseln zu können.« Also akzeptierte man die Fishers und die Fraziers.
An einem Samstag morgen - es war der 25. Mai 1844
- spuckte Sam Purchas eine Ladung Kautabak auf die Straße und bellte den Befehl: »Wir fahren los!«
Als die drei Planwagen sich zur Reihe formierten, sah Levi mit Wehmut, daß Purchas, Mercy und Lykes zu Pferd saßen und sogar jeder noch zwei weitere mit sich führte. »Ihr habt mich dazu gebracht, meine Pferde zu verkaufen und habt eure behalten«, beschwerte er sich.
»Wir müssen auch keinen Karren ziehen«, erwiderte Purchas brummig.
Langsam setzte sich der Zug entlang des Flußufers in Bewegung, bis sie schließlich zu einer erbärmlichen Fähre gelangten. Jeweils nur ein Wagen hatte darauf Platz, und dann begann die gefährliche Überquerung des Missouri.
Gegen Mittag war die Gesellschaft drüben in Kansas wieder vereint und schaffte am Nachmittag die ersten sechs Meilen in Richtung Westen. Die Ochsen waren so langsam, daß Levi seine Ungeduld nicht verbergen konnte, aber Purchas versicherte ihm, daß sie zwar langsam seien, dafür aber durch nichts aufzuhalten. Schon der nächste Morgen brachte die erste Krise. Es war ein Sonntag. Die Zendts hatten ihren Wagen schon früh für die Weiterfahrt bereit gemacht. Lykes' Maultiere standen in einer Reihe, und auch Hauptmann Mercy war bereit. Doch die zwei Planwagen aus Missouri zeigten keinerlei Anzeichen von Leben. »Wecken Sie mal die Fishers und die Fraziers auf, die sollen sich gefälligst beeilen«, sagte Hauptmann Mercy zu seinem Unteroffizier. Als Lykes zu einem der Wagen hinüberging und daran rüttelte, ertönte eine mürrische Stimme: »Heute ist Sonntag.« Nach einer geraumen Weile kletterten Mr. Fisher und Mr. Frazier heraus und erklärten, daß sie am Sabbat unter keinen Umständen weiterfahren würden. Gott habe diesen Tag als einen Ruhetag gedacht, und es würde daher ein Vergehen ihm gegenüber und auch gegenüber ihren Zugtieren sein, wenn sie am Sabbat irgend etwas arbeiteten. Hauptmann Mercy erwiderte: »Aber wir haben nur eine bestimmte Zeit zur Verfügung, um nach Oregon zu gelangen, und wir brauchen die Sonntage.« Fisher und Frazier argumentierten dagegen, daß ein Ruhetag die Tiere stärken werde, so daß sie besser vorankämen, als wenn sie Gottes Gebote mißachteten. Hauptmann Mercy wurde wütend. »Wir haben schon sechs Monate ausgeruht! Jetzt geht es weiter.«
Levi und Elly Zendt stimmten Mercy und Lykes bei, aber zu jedermanns Erstaunen schlug sich Sam Purchas auf die Seite der Leute aus Missouri. »Ein Rasttag alle sieben Tage kann nichts schaden«, erklärte er. »Ich habe schon sehr viele gesehen, die die erste Hälfte des Weges galoppiert sind und deren Knochen dann irgendwo auf der zweiten Weghälfte ausbleichten.«
Also kam man überein, daß Hauptmann Mercys Gruppe sechs Tage ziehen und am siebenten rasten würde. Doch schon am Nachmittag braute sich neues Unheil zusammen, als Mrs. Fisher und Mrs. Frazier, die sich vor der Reise gen Westen fürchteten, aufgeregt zu Hauptmann Mercy kamen, um einen formellen Protest anzumelden: »Mrs. Zendt respektiert den Sabbat nicht.« Hauptmann Mercy schaute zum Conestoga hinüber und konnte keinerlei unpassende Beschäftigung Ellys feststellen. Sie saß völlig ruhig mit dem Rücken zu ihnen gekehrt in ihrem Wagen.
»Sie schreibt irgend etwas«, sagte Mrs. Fisher
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