Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
Vom Netzwerk:
giftig, und Mrs. Frazier nickte eifrig. Als Mercy nun genauer hinsah, bemerkte er, daß sie einen Schreibblock auf ihren Knien liegen hatte und schrieb. »Gott sieht es nicht gern, wenn man am heiligen Sonntag schreibt«, zeterte Mrs. Fisher weiter, »und das Zaumzeug flicken ist genausowenig am Platz.« Damit deutete sie auf Levi.
    »Wir müssen sie den Sabbat heiligen lassen, wie sie es für richtig halten«, entgegnete Mercy, aber die beiden Frauen waren damit gar nicht zufrieden.
    »Sie müssen ihnen befehlen, damit aufzuhören«, sagten die beiden Quälgeister. »Sonst werden sie noch Gottes Zorn auf unsere Reise herabbeschwören.« »Vielleicht schreibt Mrs. Zendt ihre sonntäglichen Gebete nieder«, meinte Hauptmann Mercy und schaffte es damit tatsächlich, die beiden zu besänftigen.
    In Wahrheit schrieb Elly den ersten ihrer vielen Briefe an ihre Freundin Laura Lou Baker. Oft hatte Elly im
    Waisenhaus nur mit Hilfe von Laura Lous unerschöpflichem Optimismus den Mut nicht verloren. Nun wollte sie ihr diese Freundlichkeit damit vergelten, daß sie ihr genau berichtete, was auf der Reise nach Oregon passierte. Laura Lou hob diese Briefe auf, die viele Jahre später gedruckt und von vielen Menschen gelesen wurden.
    »Sonntag, den 26. Mai. Das lustigste an unserer Gruppe ist Sergeant Lykes mit seinen Maultieren. Er hält sich für einen großen Fachmann, der sie richtig zu behandeln weiß, aber ich habe so das Gefühl, als ob sie ihn kommandieren. Es sind acht Maultiere, von denen eins störrischer ist als das andere, wie er selbst behauptet. Er schafft es, daß sie ihm gehorchen, nicht etwa durch zureden, was sie einfach ignorieren, noch durch Schläge, was sie nur noch unfolgsamer macht, sondern durch einen ganz bestimmten Trick, den er seinen Maultierüberzeuger-Trick nennt. Es ist ein kräftiger Holzstecken mit einer Schlinge aus einem dicken Lederriemen. Diese Schlinge zieht er dem Maultier über die Nüstern und dreht dann mit dem Stock die Schlinge so fest zu, daß man glauben könnte, die Nase des Maultiers fiele gleich ab. Und das ist der Moment - so behauptet jedenfalls Lykes -, in dem das Maultier kapiert, daß ein Befehl kommt. Wenn der Kopf des Tieres bis zu einem ungeheuerlichen Winkel verdreht ist, tätschelt Sergeant Lykes dem Tier sanft die Flanke und sagt: >So, wir gehen jetzt brav in diese Richtung<, und das Maultier gibt nach. Sergeant Lykes hat eingestanden, daß es vielleicht eine einfachere Methode geben könnte, Maultiere zu behandeln, daß er sie jedoch noch nicht herausgefunden habe.«
    Die folgenden Tage brachten für Levi Zendt schmerzliche Erlebnisse. Immer wieder überholten Reisende mit Pferdewagen ihre Kolonne, schleuderten ihnen Staub ins Gesicht und verschwanden rasch hinter Anhöhen, während seine schwerfälligen Ochsen langsam dahinstampften, von einer Seite zur anderen schwankend wie Schiffe auf hoher See. Jedesmal, wenn er ihre häßlichen Hinterteile ansah, mußte er an seine Grauschimmel denken und stöhnte vor sich hin. Dann hielt Sam Purchas sein Pferd an, bis Levi auf gleicher Höhe war, und versicherte ihm: »Sohn, in zwei Wochen werden wir an diesen Dummköpfen vorüberziehen, als ob sie am Boden festgenagelt wären.«
    Drei Tage, nachdem sie St. Joseph verlassen hatten, kamen sie durch das letzte »zivilisierte« Gemeinwesen, die presbyterianische Mission für die Sac- und Fox-Indianer. Und hier begann Oliver Seccombes große Enttäuschung. Nach dem Studium in Oxford hatte er England mit einem einzigen Ziel verlassen. Er wollte mit eigenen Augen den edlen Indianer sehen, so wie er gewesen war, bevor er durch den weißen Mann verdorben wurde. Durch die Lektüre Rousseaus und der Philosophen der Romantik hatte er die Überzeugung gewonnen, daß dieser edle Indianer existierte, und er wollte ihn unbedingt für die europäischen Leser beschreiben, bevor er vollends vernichtet wurde. Seccombe hatte die erste Reise nach Santa Fe mit höchsten Erwartungen begonnen, aber seine Erlebnisse waren reichlich verwirrend gewesen. Zuerst war er auf die Comanchen gestoßen. Als er auf sie zureiten wollte, um sie zu begrüßen, umschwirrte ihn ein Pfeilhagel, unter dem das Pferd des Reiters neben ihm zusammenbrach. Er selbst war nur wie durch ein Wunder dem Tod entgangen. Er entschuldigte dieses Verhalten bei sich durch bedauerliche Übergriffe der weißen Amerikaner, die kein Verständnis für die Comanchen aufbrachten. Als er mit seiner Gruppe jedoch auf die Apachen traf, die sogar

Weitere Kostenlose Bücher