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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Cyprian Pasquinel war jetzt Senator, der alte Hermann Bockweiß war gestorben und hatte umfangreiche Besitztümer hinterlassen, seine Tochter Grete und ihr Mann hatten viele Geschäfte in New Orleans, Lise Bockweiß-Pasquinel gab noch häufig große Gesellschaften im roten Backsteinhaus an der Vierten Straße.
    »Ist Lisette eine hübsche Frau geworden?« fragte McKeag.
    »Hinreißend!« sagte Mercy emphatisch und zog aus der Tasche eine Miniatur seiner Frau, auf der sie das gleiche französische Prinzeßkleid trug wie an jenem Abend, an dem McKeag sie kennengelernt hatte. Tönerne Schale fragte: »Hast du zufällig meine Söhne in der Prärie getroffen?«
    »Ja«, entgegnete Mercy ruhig. »Jake und Mike.«
    »Sind sie wieder in Schwierigkeiten?«
    »Ich fürchte, ja.« Als er das gesagt hatte, seufzte sie, und Mercy merkte zum erstenmal, was für eine gutaussehende Frau sie war, trotz ihrer etwa fünfundfünfzig Jahre war sie noch schlank, das schwarze Haar mit grauen Strähnen durchzogen und das Gesicht besonders apart durch die hohen Backenknochen, die sie von ihrem Vater Lahmer Biber geerbt hatte. Sie strahlte große Würde aus und war auf ihre Art genauso bemerkenswert wie Lise Bockweiß-Pasquinel. Hauptmann Mercy faßte sie an den Händen und sagte: »Dieser Pasquinel hat mit seinen Ehefrauen schon einen hervorragenden Geschmack bewiesen.« Tönerne Schale lächelte nicht, denn sie dachte an ihre beiden Söhne. Doch welche Gedanken sie auch immer bewegten, sie wurden durch scharfes Klopfen an der Tür und ungeduldiges Rufen unterbrochen: »He, ihr da drinnen, macht schon auf!« Als McKeag die Tür öffnete, kam ein siebzehnjähriges Mädchen in den Laden, gekleidet in Hirschleder, an den Füßen Wildledermokassins. Sie war schlank und groß, hatte pechschwarzes Haar und Gesichtszüge, die auf ihre indianische Herkunft schließen ließen, obwohl die Haut fast weiß war. Sie stellte sich selbst als Lucinda McKeag vor und erzählte eifrig, daß drüben einige Musikanten zum Tanz aufspielten.
    An den nächsten Abenden gab Mercy Abschiedsfeste für die Auswanderer, die westwärts weiterziehen wollten. Oliver Seccombe tanzte ausschließlich mit Lucinda, so daß Mrs. Fisher am letzten Abend zu Mrs. Frazier sagte: »Ich bin überzeugt davon, daß sich hier eine Romanze anspinnt.« Wenn dem so war, so wurde sie durch Hauptmann Mercy im Keim zerstört, als er zu McKeag sagte: »Ich hätte es nicht allzu gern, wenn Oliver Seccombe meiner Tochter den Hof machte.« Als McKeag ihn nach dem Grund dafür fragte, erwiderte er:    »Man kann sich nicht vollkommen auf ihn
    verlassen.« Der Schotte wollte Mercy gerade fragen, wieso er denn mit einem Mann gereist wäre, dem er nicht traute, als sie von Lykes unterbrochen wurden, der an sein Glas klopfte und um Aufmerksamkeit bat. »Sam Purchas darf dieses Fort nicht verlassen, bevor er uns erzählt hat, wie und wo er seine Nasenspitze eingebüßt hat.« Alle stimmten lachend zu.
    »Ich habe mit der Frau eines Flußschiffers geschlafen, der leider unerwartet nach Hause kam und seinen Platz belegt fand... Ohne mich zu wecken, beugte er sich zu mir herunter und biß mir die Nasenspitze ab.« »Der Mann war wirklich gräßlich!« sagte Mrs. Fisher, und Purchas nickte ihr zu: »Die meisten Leute in Natchez-under-the-Hill sind so. Wißt ihr, was mit meinem Flußschiffer dann passiert ist? Er versuchte das gleiche Spielchen mit einem kreolischen Gentleman aus New Orleans und bekam eine Kugel in den Bauch.«
    Mit solchen Geschichten und Erinnerungen verging die Nacht sehr heiter; doch am nächsten Morgen kam ein banger Augenblick, als von den Wachttürmen gerufen wurde:    »Die Pasquinel-Brüder führen einen
    kriegerischen Trupp Indianer an:    Arapaho und
    Cheyenne.«
    Alle kletterten auf die Wachttürme und beobachteten von dort die Ankunft der Indianer. Die älteren Häuptlinge hatten den zeremoniellen Kopfschmuck angelegt, die Sonne - der Trupp kam von Osten - ließ die Adlerfedern aufglänzen. Da es Sommer war, trugen die jüngeren Krieger lediglich Lendenschurze; die bronzefarbenen Körper schimmerten sanft im Morgenlicht.
    Sie saßen zu Pferd, als wären sie damit geboren worden, als wären die Schecken ein Teil von ihnen. Mitunter scheute ein Roß, tänzelte aus der Reihe und scharrte mit den Hufen im Staub. Der Reiter korrigierte das Pferd nicht, er konnte sich darauf verlassen, daß es von selbst wieder seinen Platz in der Gruppe einnehmen würde.
    Wie stolz sahen die

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