Colorado Saga
sagen, daß Pasquinel ein Verräter ist. Also arbeite ich nicht für dich. Aber Rote Feder«, er nahm die Hand eines der anwesenden Krieger, »versteht etwas Englisch und wird euch führen.« Rote Feder, ein großer junger Mann, setzte sich zu ihnen.
Purchas gefiel das gar nicht. »Das läßt dir genug Zeit, um weiter morden zu können, was, Pasquinel?«
»Der Tag wird kommen«, sagte Jake ohne Erregung, »an dem das Töten aufhören wird. Wenn du aufhörst, höre ich auch auf.«
»Ich würde dir nicht einmal glauben, wenn du behauptest, daß du keine Karnickel mehr umbringst«, schnarrte Purchas.
Jake schaute den Trapper durchdringend an und machte dann mit dem rechten Daumen eine Bewegung quer über seine Kehle. »Wir werden dich bald töten, Squaw-Killer.«
Der Spottname Gespaltene Nase hatte Purchas völlig kalt gelassen. Doch als der Indianer diesen zwar verdienten, zugleich verhaßten Namen ausgesprochen hatte, sprang er auf, Mercy zog den Widerstrebenden wieder zu Boden. »Wir werden Rote Feder mitnehmen«, sagte er. »Und wenn wir einen geeigneten Platz für das Fort gefunden haben, werden wir bestimmt nichts unternehmen, bis wir uns mit dir, deinem Bruder Mike und den Oglala-Häuptlingen geeinigt haben.«
Jake nickte zurückhaltend, und Mercy schlug vor: »Dann solltet ihr auch die Cheyenne und die Arapaho mitbringen.« Jake sagte, daß er nicht im Namen dieser Stämme sprechen könne, worauf Mercy erwiderte: »Aber du bist doch ein Arapaho.«
Jake Pasquinel schien verlegen zu sein. »Woher weißt du, daß ich ein Arapaho bin?«
Hauptmann Mercy deutete noch einmal auf den Fingerstumpf und dann auf die Narbe. »Den Finger hast du in einer Kiowa-Schlacht verloren, die Narbe bekamst du bei Fort Osage. In St. Louis kennt dich jeder, Jake. Man glaubt dort, daß du der Mann sein könntest, der der Prärie den Frieden bringt.« Er befahl Purchas zu übersetzen, damit alle Oglala verstanden, was er sagte. Und wieder fühlte sich Jake Pasquinel anscheinend gar nicht wohl in seiner Haut.
Dann fragte Mercy: »Als ihr heute morgen
angeschlichen kamt, hättet ihr uns erschossen, wenn unser Wachtposten euch nicht gehört hätte?«
Jake saß unbeweglich da; sein breites Gesicht verriet nichts. Er schaute kurz Levian und meinte: »Ihr habt gute Wächter.« Und Mercy erwiderte: »Wir werden sie auch weiter aufstellen.«
Die Oglala Sioux stiegen auf ihre Pferde und ritten davon. Doch schon nach etwa hundert Metern hörten sie hinter sich ein wildes »Nein! Nein!«, dem ein Schuß folgte. Als sie sich in den Sätteln umwandten, sahen sie, daß Mercy das Gewehr Purchas aus der Hand schlug, mit dem dieser auf Jake Pasquinels Rücken gezielt hatte. Nur um den Bruchteil einer Sekunde hatte er es verhindern können. Mercy holte aus und schlug Purchas zu Boden.
»Du Schweinekerl«, schrie er. »Wir bemühen uns so, und... «
Er wurde von Jake Pasquinel unterbrochen, der zur Gruppe der Auswanderer zurückgeritten kam. Er schaute vom Pferd auf Purchas hinunter und spuckte ihm ins Gesicht. »Squaw-Killer, der Hauptmann hätte dich ruhig schießen lassen sollen! Wenn du auf einen Mann schießt, verfehlst du ja sowieso, weil deine Hände vor Angst zittern!«
»Niemand spuckt mir ungestraft ins Gesicht«, zischte der Mann am Boden und wollte mit einer schnellen Bewegung ein Messer ziehen. Doch bevor er es gepackt hatte, war Jake Pasquinel in gehöriger
Entfernung, lachte ihn schallend aus und rief ihm noch einmal den verhaßten Namen zu: »Squaw-Killer.«
Am 29. Juli kam die Gruppe an jene Stelle, an der Laramie und Platte friedlich zusammenfließen. In einiger Entfernung jenseits des Flusses sahen sie Fort John, den Mittelpunkt der Zivilisation zwischen dem Missouri und dem Pacific, ein Handelsposten mit drei Wehrtürmen, mit Zinnen versehenen Schutzwällen und Mauern aus gebrannten Lehmziegeln. Es gab einen Sattler und einen Hufschmied, vor den Wällen eine Anzahl Tipis, und über allem lag ein Hauch von Heimat.
Als man im Fort die Ankunft der von Hauptmann Mercy und Lykes geführten Gruppe bemerkte, schoß von einem der Türme eine dort aufgestellte Kanone Salut, und die Indianer vor dem Fort flüsterten: »Schreckliche Stimme ist aufgewacht.« Sie mochten die Kanone nicht, hatten sie doch die Zerstörungen erlebt, die sie anrichten konnte. Besser, wenn sie »schlief«.
Die Zendts hatten es gerade noch geschafft. Nun brauchten sie dringend die Dienste eines Schmieds, nicht nur, weil sie das lädierte Rad
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