Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
Vom Netzwerk:
reparieren lassen mußten, sondern auch, um die Eisenreifen der anderen drei Räder, die sich gelockert hatten, zu befestigen. Außerdem wollten sie möglichst viel Dörrfleisch einkaufen, um nicht immer Speck essen zu müssen; auch Mehl brauchten sie dringend. Nachdem sie den Conestoga in den von Palisaden umzäunten Hof gefahren und dem Schmied übergeben hatten, gingen sie zum Warenlager. Ein hochgewachsener, dünner Mann Ende der Sechzig überwachte dort die Verkäufe, eine attraktive Indianerin assistierte ihm. »Levi Zendt aus Lancaster. Ich brauche einen Haufen Sachen.«
    »Alexander McKeag aus Schottland. Die Ware steht bereit.« »Dies ist meine Frau Elly. Sie kann kaufen, was sie für nötig hält.«
    »Dies ist meine Frau Tönerne Schale. Sie wird die Sachen herbeiholen.«
    Sie unterhielten sich auf diese Weise, wobei keiner der beiden ein überflüssiges Wort sprach. Zendt erzählte von der schwierigen Überquerung des South Platte, und McKeag erwiderte:    »Der ist immer
    schlimm!« Levi erzählte, wie Purchas einen Pawnee erschossen und der überlebende Pawnee ein Emigrantenehepaar skalpiert hatte, das zwei Kinder hinterließ. »Meistens nehmen sie die Kleinen mit«, bemerkte McKeag dazu.
    Dann stellte Levi aus einer seltsamen Regung heraus, die er nicht hätte begründen können - er war an sich gar kein neugieriger Mann -, eine persönliche Frage: »Wie kamt Ihr dazu, Euch hier niederzulassen?« Und McKeag antwortete: »Das hätte ich sicher nicht getan, hätte es weiter südlich eine Handelsniederlassung gegeben.« Er berichtete von dem guten Land, das er bei Buttes und den Kalkklippen entdeckt hatte.
    »Es soll eine Menge Biber dort geben«, sagte Levi. »Sind jetzt alle weg.«
    »Wozu taugt's dann noch?«
    »Vermutlich Landwirtschaft. Gutes Wasser, guter Boden.«
    »Hauptmann Mercy sagt, daß es Wüste ist.«
    »In dem Glauben soll man ihn ruhig bestärken. Das hält die schlechten Leute ab.«
    »Warum habt Ihr nicht dort einen Laden?«
    »Kommt niemand vorbei. Was ja eigentlich das Schöne dran ist.«
    Nachdem Elly ihre Einkäufe getätigt hatte, tauchte ein kleiner Schwarzer auf und meinte: »Mein Herr will Euch zum Essen bei sich haben.« Er führte sie und Levi ins Hauptquartier, wo sich einige Offiziere, das Whiskyglas vor sich, erhoben und formell verbeugten, als Elly das Zimmer betrat. Ein hochgewachsener
    Mann mit dichtem Bart begrüßte sie: »Madame Zendt, Sie erweisen uns eine große Ehre.« Nachdem sie einander eine Weile ihre Erlebnisse berichtet hatten, sagte der Bärtige: »Ich würde dieses Schwein Purchas nie in meiner Umgebung dulden, geschweige denn an meinem Tisch. Er ist bei Gott ein Squaw-Killer, mehr stellt er nicht auf die Beine.«
    »Ohne ihn hätten wir die Flußüberquerung nicht geschafft«, wandte Mercy ein. »Er versteht sein Handwerk.«
    »Ich bin entsetzt, daß ihn die Armee als Scout engagiert hat.«
    »Stimmt nicht ganz. Es war Seccombes Idee.« Schließlich wurde das Essen aufgetragen, und Elly sagte: »Ich bin ganz erstaunt darüber, wie viele gute Nahrungsmittel es hier zu kaufen gibt.« Levi fügte hinzu: »Mich haben die Preise überrascht. Aber Mr. McKeag war uns sehr behilflich.«
    »Wer?« fragte Mercy.
    »Alexander McKeag«, wiederholte Levi.
    Daraufhin legte Mercy das Messer nieder, schaute einige Sekunden lang gedankenlos auf seinen Teller, erhob sich schließlich und entschuldigte sich. Er verließ das Gebäude und fragte den kleinen Schwarzen: »Wo ist das Warenlager von McKeag?«
    »Da drüben«, sagte der Junge und zeigte ihm die Richtung. Mit langsamen, fast mühsamen Schritten ging der Hauptmann zu dem Geschäft. Beim Eintreten sah er, daß der Schotte und seine indianische Frau eben den Laden schließen wollten.
    »Alexander McKeag?« sagte Mercy. Der dünne Mann nickte, worauf sich Mercy dessen Frau zuwandte. »Tönerne Schale?« Sie schaute ihn verwirrt an, als er ihre Hände ergriff und sie küßte.
    »Wer seid Ihr?« fragte sie.
    »Maxwell Mercy aus New Hampshire!«
    »Und warum küßt Ihr meine Hand?« fragte sie ernst. »Ich bin mit Pasquinels Tochter aus St. Louis, Lisette
    Bockweiß, verheiratet.«
    Alle schwiegen. Dann ging McKeag zur Tür und sperrte zu. Er schob den Fensterladen vor und setzte sich auf ein Bündel Biberfelle. »Wie geht es Lise Bockweiß?« fragte er.
    »Sie ist eine der einflußreichsten Frauen in St. Louis«, sagte Mercy mit Wärme und berichtete dann weiter über alles, was sich in der Stadt zugetragen hatte:

Weitere Kostenlose Bücher