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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Bericht nach Fort Leavenworth schrieb Mercy: »Einen Cheyenne-Krieger müssen wir gut im Auge behalten. Er heißt Krummdaumen, weil seine rechte Hand vor vielen Jahren vom Wagen eines Pelzhändlers zerquetscht wurde.«

Es war für die Auswanderer nach Oregon nun an der Zeit, weiterzuziehen, und gerührt nahmen sie von Hauptmann Mercy und Sergeant Lykes Abschied.
    Nun fing der »Elefant« an, mit dem Schwanz zu peitschen und mit dem Rüssel zu drohen. Zur Bestürzung aller machte das reparierte Hinterrad des Conestoga schon bald wieder Schwierigkeiten und brach am vierten Tag, westlich von Fort John, völlig zusammen. Sam Purchas und Mr. Frazier untersuchten es gründlich und konstatierten dann: »Hoffnungslos! Die einzige Möglichkeit ist, einen Baumstamm zu finden und es zu einem Travois umzubauen.«
    Wo aber sollte man einen Baum hernehmen? Sie hatten den Platte hinter sich gelassen und befanden sich mitten in einer endlosen Ebene; weit und breit war kein Baum in Sicht. Also machten sich Levi und Elly, mit Äxten bewaffnet, in südlicher Richtung zum Fluß auf den Weg. Sie mußten elf Meilen laufen, bis sie eine Pappel fanden. Levi fällte sie und ruhte sich aus, während Elly die Zweige abhackte. Dann schlangen sie um das dickere Ende des Stammes ein Seil und begannen, den Baum zurück zu den Wagen zu schleifen. Diese Expedition dauerte zwei Tage, und Elly fragte einmal auf dem mühseligen Weg: »Und was ist, wenn sie ohne uns weitergefahren sind?« Levi fuhr sie an: »Wie kannst du nur so etwas glauben!« Elly erwiderte ungerührt: »Sam Purchas traue ich alles zu.«
    Schon in der nächsten Nacht sollte es sich als richtig erweisen, daß Sam Purchas alles zuzutrauen war. Da es in der Gegend keinerlei Feuerholz gab, hatten die Frauen die Aufgabe, runde, platte Büffelfladen einzusammeln, die leicht und stetig brannten. Die Frauen verteilten sich vor den Wagen fächerartig in die Gegend und führten zum Spaß Wettbewerbe durch: gewonnen hatte, wer die meisten Fladen fand. Manchmal kamen zwei aus entgegengesetzten Richtungen gerannt und riefen: »Ich hab's zuerst gesehen.«
    An diesem Tag hatte keine gute Stimmung geherrscht. Die Männer hatten den Baumstamm so zugeschnitten, daß er als eine Art Ersatzrad dienen konnte. Das Vorwärtskommen war dadurch sehr viel beschwerlicher geworden; die Fishers wollten sogar -zusammen mit den Fraziers - zügiger vorausfahren. Doch Purchas hatte ihnen diesen Plan ausgeredet.
    Elly Zendt, die eben allein hinter einem Hügel Büffeldung suchte, hörte, daß ihr jemand nachgekommen war. Es war Sam Purchas, der sie packte und zu Boden warf. Sie wehrte sich, zerkratzte seine verstümmelte Nase, worauf er ein Messer zog und grunzte: »Ein Laut, und ich bring' dich um.«
    Er hielt ihr das Messer an die Kehle und zerriß ihre Kleider, bis sie fast nackt war. Doch als er sich auf sie werfen wollte, stieß sie einen schrillen Schrei aus und trat ihn mit aller Kraft von sich. Ein wilder Kampf begann, bis Levi, der den Schrei gehört hatte, herbeigestürzt kam und Purchas bei der Kehle packte. Noch vor Sonnenuntergang hatten es die Fishers und die Fraziers durchgesetzt, allein weiterzuziehen. »Wir wollen mit dieser üblen Sache nichts mehr zu tun haben«, war ihr Argument, und ihre Wagen fuhren die ganze Nacht hindurch.
    Nur dem fröhlichen Naturell von Oliver Seccombe war es zu verdanken, daß die übrigen vier miteinander auskamen. »Wir müssen einfach alles vergessen, was geschehen ist«, sagte er leichthin. »Ich versichere euch, daß so etwas nie mehr geschehen wird, weil ich persönlich beim nächsten Versuch Mr. Purchas zwischen die Augen schießen werde. Hast du mich verstanden, Sam?«
    »'n Haufen junger Männer hat das schon versucht, Sonny«, brummte Purchas.
    Eine ungute Spannung lag nun ständig über der kleinen Gruppe, aber am nächsten Morgen, als das rechte Hinterrad zusammenbrach, mußten sie gemeinsam versuchen, mit diesem neuen Problem fertig zu werden. Elly war überzeugt, daß Purchas sich daran zu schaffen gemacht hatte, aber sie konnte es nicht beweisen. Außerdem war die Strecke so uneben gewesen, daß auch die normale Abnützung hätte daran schuld sein können.
    Was war zu tun? Nachdem man alle Möglichkeiten hin und her überlegt hatte, sagte Seccombe, daß man den Conestoga entzweisägen, das meiste Gepäck wegwerfen und die Fahrt mit einem zweirädrigen Karren fortsetzen müsse. Levi war der Verzweiflung nahe. Zuerst hatte er die prächtigen Pferde verkaufen

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