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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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sein.«
    Diese Unterhaltung wurde von einem kleinen Schwarzen unterbrochen, der hereingerannt kam und berichtete, daß Hauptmann Mercy auf einem Dampfboot aus Fort Leavenworth zurückgekommen sei. Als der kleine Neger verschwand, fühlte sich Lise verpflichtet, zu erklären: »Wir halten natürlich keine
    Sklaven. Mein Vater hätte das nie erlaubt. Aber wir engagieren den Negerboy von nebenan. Er ist Sklave, und wir bezahlen seinen Besitzern einen gewissen Lohn.«
    Für Tönerne Schale war eine solche Erklärung unnötig. Indianer hatten immer Sklaven gehabt, am häufigsten gefangene Krieger anderer Stämme, manchmal auch Frauen. Zur Zeit tauschten viele Stämme schwarze Sklaven ein, die sich als gute Arbeitskräfte herausgestellt hatten.
    Die Ankunft Hauptmann Mercys brachte neue Probleme mit sich. Seine Frau Lisette war entzückt gewesen, ihre indianischen Verwandten kennenzulernen, denn er hatte ihr nach seiner Rückkehr vom Fort John im vergangenen Jahr erzählt, was für prächtige Frauen sie waren. Schwierigkeiten machte Mercy. Er war so darauf erpicht, Lucinda eine schöne Zeit zu bereiten, daß er sie jedem unverheirateten Offizier vorstellte, unter denen kaum einer war, der sich nicht in sie verliebte. Unter Lises Obhut war sie noch attraktiver geworden. Es gab Tanzveranstaltungen und Ausflüge nach Cahokia, Picknicks auf den geheimnisvollen indianischen Erdwällen außerhalb der Stadt, und das schönste von allem, Exkursionen auf den Flußdampfbooten. Sie wurde mit den vielen Tricks vertraut, die die Männer anwendeten, um ihr in einer Ecke einen Kuß zu rauben, und es gab mindestens drei junge Offiziere, die sich ernsthaft um sie bemühten. Es wurde ein gängiger Spruch unter den jungen Männern: »Wenn das Mädchen erst lesen gelernt hat, wird es meine Frau.«
    Doch Lucinda wurde von den Aufmerksamkeiten nicht überwältigt. Sie nahm sie mit Freude entgegen und empfand großes Vergnügen daran, mit den jungen Männern zu beschwingter Musik auf dem Flußschiff zu tanzen, doch sie erinnerte sich sehr wohl an die Wochen mit dem breitgesichtigen Deutschen am Fuß der Kalkklippen und an die viel intensivere Art von Liebe, die er für sie repräsentierte. Doch dann stieß Leutnant John Mclntosh aus New Hampshire auf dem Weg nach Mexiko zum Hauptquartier, und ihre Einstellung änderte sich.
    Mittlerweile hatte Levi seine Probleme. Als er nach der Abreise der McKeags allein geblieben war, beschäftigte er sich damit, einen Corral zu errichten, damit die Indianer dort die Pferde einstellen konnten, wenn sie Waren eintauschen wollten. Eines Tages sah er voller Freude die ersten Besucher: Eine Gruppe von zehn Männern, die gemütlich am Ufer des Platte entlanggeritten kamen. Augenscheinlich kein Trupp auf Kriegspfad.
    Sie stiegen gemächlich ab und ließen ihre Pferde herumstreifen. Dann überraschten sie Levi, indem sie ihn auf englisch anredeten: »Wir Pawnee«, erklärten sie ihm, und er war nun völlig beruhigt, denn zu jener Zeit trauten die Weißen den Pawnee am meisten; sie dienten der Armee als Scouts und halfen, die Cheyenne, die Arapaho und die Sioux unter Kontrolle zu bringen.
    »McKeag, alter Freund, uns schickt, helfen den Platz zu bewachen«, erklärten sie. »Er kommt Sommer.« Sie errichteten ihre Tipis am Ufer des Platte, teilten mit Levi ihre Jagdbeute und bekamen von ihm Tabak. Ihr Zusammenleben verlief reibungslos.
    Als Levi an einem Julimorgen in einem der Türme arbeitete, sah er im Norden eine Staubwolke, die sich äußerst schnell der Umzäunung näherte, und er wußte binnen kurzem, daß es eine große kriegerische Gruppe war, die auf ihren Ponys herangaloppiert kam. Die Pawnee wurden bei dem Anblick ängstlich, doch es ging alles so schnell, daß an eine Flucht nicht zu denken war.
    Jake und Mike Pasquinel führten eine Gruppe von Cheyenne an; sie schrien, ohne auch nur abzusteigen, auf englisch: »Pawnee! Verschwindet aus diesem
    Land, zum Teufel! Es gehört uns.«
    Dann sprangen die Eindringlinge aus den Sätteln, und einen Augenblick lang sah es aus, als ob es einen Kampf geben würde; doch Zendt trat zwischen die beiden feindlichen Gruppen und erklärte, daß die Pawnee Freunde von McKeag und Tönerne Schale wären. Das beruhigte Jake Pasquinel keineswegs. Er schrie auf die Pawnee auf Arapaho ein, doch sie verstanden ihn nicht. Daraufhin versuchte er es in gebrochenem Englisch und befahl ihnen noch einmal zu verschwinden.
    Da die Cheyenne in der Überzahl waren, blieb den Pawnee nichts

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