Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
Vom Netzwerk:
ihn gleich gern, wußte instinktiv, daß er ein guter Ehemann für Lisette sein würde.«
    Tönerne Schale meinte: »Eigentlich seltsam, daß ein Halbindianermädchen so viele gute Chancen hat. Drei deiner Verehrer mag ich gern. Levi Zendt, Mclntosh und den jungen Mann aus Illinois.«
    Lucinda fragte:    »Warum hast du Levi zuerst
    genannt?« Worauf ihre Mutter antwortete: »Ihn habe ich ja auch als ersten getroffen.«
    Lise Pasquinel sagte nachdenklich: »Du mußt eines sorgfältig abwägen, Lucinda. Ich bin davon überzeugt, daß unsere Armee früher oder später gegen die Indianer ins Feld ziehen wird. Ja, das wird leider kommen. Und wenn Leutnant Mclntosh dann in der Stellung wäre, ein Kommando anzuführen, dann könnte man ihm dieses Kommando entziehen, weil seine Frau Indianerin ist.«
    Lucinda überlegte einen Augenblick und wandte dann ein: »Aber mit deinem Sohn ist es doch das gleiche. Seine Halbbrüder sind Indianer.« Lise erwiderte nur: »Daran denke ich ja auch immer.«
    »Was sollen wir dir raten, mein Kind?« sagte Lise Pasquinel. »Es gibt Entscheidungen, die zur Zufriedenheit führen, und solche, die es nicht tun. Ich weiß, daß mich alle meine Freunde bedauern, und in gewissem Sinn haben sie sogar recht. Schon als junge Frau verlassen zu werden... und niemals wieder zu heiraten. Und wißt ihr, warum? Ich habe mich nicht mehr verheiratet, weil ich Pasquinel geliebt habe. Er war ein unordentlicher, nicht vertrauenswürdiger Mann, und doch habe ich ihn geliebt... er gab mir viele Stunden wahren Glücks... und natürlich zwei prächtige Kinder. Und dann schaue ich die Frauen an, die mich bemitleiden, und denke mir, daß sie weder das eine noch das andere je hatten.«
    »Ich hatte wirklich Glück«, sagte Tönerne Schale. »Ich habe zwei gute Männer kennengelernt und sie beide geliebt.«
    Als sich im Juli eine weit auseinandergezogene Karawane entlang dem Platte langsam der Zendt-Farm näherte - über den Wagen lastete eine Staubwolke -, beschlich Levis Herz plötzlich ein Gefühl der Furcht. »Kannst du schon sehen, wer es ist?« rief er McKeag zu, der auf dem Turm Ausschau hielt. Doch dann konnte er es nicht länger aushallen. Er stieg aufs Pferd und galoppierte los, und als er im ersten Planwagen nur zwei Trapper erkannte, hatte er eine böse Vorahnung; doch als er zum zweiten weiterritt, sah er Lucinda, die ihm zuwinkte und rief: »Levi! Ich bin zurück!« Und er zog die Zügel an und schaute stumm hinüber, ungläubig, daß eine so schöne Frau zu ihm zurückkommen sollte.
    Nun erhob sich das Problem, wie man eine Ehe schließen konnte, da der nächste Geistliche erst in Fort Leavenworth war. Weder McKeag noch Tönerne Schale wußten da Rat. »Ab jetzt seid ihr eben verheiratet«, sagte der Schotte, und Lucinda war es auch so recht. Doch Levi wollte, daß alles seine Ordnung hatte, und er dachte an jenen Morgen an der Columbia-Fähre zurück und sagte: »Wenn wir vor zwei Zeugen ankündigen, daß wir als Mann und Frau leben wollen, ist es genauso gesetzlich, wie wenn es ein Geistlicher täte. Und dann«, fügte er hinzu, »würde Lucinda auch ein Dokument haben.«
    Also schrieb er einen Heiratskontrakt aus, aus dem mennonitische Gottesanschauung sprach. Als er damit fertig war, sagte Tönerne Schale: »Ich hätte Jake und Mike gern als Zeugen.« McKeag sattelte sein Pferd und ritt zum Fort John, wo man ihm erzählte, daß die Brüder bei den Arapaho lebten. Nach einer Woche kehrte er mit ihnen und sechs Arapaho-Kriegern zurück.
    Jacques, der jetzt siebenunddreißig war und so dünn wie ein Stock, war sehr stolz auf seine schöne Schwester; es war ein hübscher Augenblick, als er ihre Hand zu den Lippen führte. In der Arapaho-Sprache flüsterte er ihr zu: »Der Mann deiner Wahl ist tapfer. Wir haben ihn geprüft.«
    Marcel Pasquinel war in diesem Sommer fünfunddreißig geworden, ein untersetzter Mann mit großer Sprachbegabung, der befriedigt darüber war, daß seine Schwester einen richtigen Mann heiratete und nicht irgendeinen Gimpel aus Fort John. Er schenkte ihr eine besonders große Decke aus Biberfellen und sagte: »Groß genug, um euch beide damit zuzudecken.«
    »Seid ihr auch verheiratet?« fragte sie ihre Brüder. Sie antworteten ausweichend. Doch Lucinda war glücklich, daß die beiden gekommen waren. Sie schienen genauso hart und wagemutig zu sein wie die jungen Offiziere, die sie in St. Louis getroffen hatte, und sie hoffte, daß Indianer wie sie und Weiße wie Mercy und

Weitere Kostenlose Bücher