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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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»Versäumt Zendt's Farm nicht und holt euch was von dem guten Dörrfleisch.«
    Die Farm verfügte über ein ständig wachsendes Angebot verschiedener Waren, die miteinander Tausende Dollar wert waren. Diese Waren wurden von vielen Stämmen mit Büffeldecken bezahlt, die sich inzwischen überall in Amerika und auch in England großer Beliebtheit erfreuten. Levi schickte lose Stapel dieser Decken nach St. Louis und bekam dafür mit den neuen Waren oft auch Briefe und Zeitungen aus der Stadt zurück. In der Prärie sprachen die Männer vom Land östlich des Missouri als »drüben in den Vereinigten Staaten«, und die Überquerung des Flusses nannten sie »die Vereinigten Staaten verlassen«. Die Prärie war für sie ein fremdartiges Land, namenlos, ein Exil, wo die Männer eine Zeitlang arbeiteten, bevor sie »in die Vereinigten Staaten zurückkehrten«. Daß sie eines Tages ein Teil der Vereinigten Staaten werden konnte, erschien ihnen undenkbar.
    Im Winter 1846 trafen zwei Botschaften aus den Staaten in Zendt's Farm ein, die große Verwirrung stifteten. Zuerst kam ein Brief von Lucinda, einer eifrigen Anhängern der phonetischen Rechtschreibung:
    Liber Levi,
    dies isd erste Brif ich schraibe. Ich weis wer Gott isd und Jungfrau Maria. Ich libe dich.
    Lusinda
    Die Freude, die dieser Brief erweckte, wurde durch einen Artikel aus dem St. Louis Republican sofort wieder zunichte gemacht, den irgendein wohlmeinender Angestellter in ein Bündel für McKeag gelegt hatte. Da der Schotte nicht lesen konnte, übergab er den Ausschnitt seinem Partner, der ihn mit Bestürzung vorlas:
    Es ist Stadtgespräch, daß die liebliche Erbin Miß Lucinda McKeag unsere Gemeinde nun doch nicht wieder verlassen wird. Es scheint, daß ein verliebter Leutnant - er stammt aus New Hampshire - einen guten Teil seiner Zeit nicht im Hauptquartier verbracht hat, während sich seine Truppe auf eine Strafexpedition nach Mexiko vorbereitete, und wir haben aus erster Quelle erfahren, daß jeden
    Augenblick eine Bekanntmachung erfolgen kann, die für die Gesellschaft von St. Louis von großem Interesse sein dürfte.
    Diese Neuigkeit betrübte Levi, aber sie überraschte ihn nicht sehr. Schließlich war das zu befürchten gewesen, wenn ein so schönes Mädchen wie Lucinda in einer Stadt auftauchte, in der viel mehr Männer als Frauen lebten. Er war tief gekränkt, gab Lucinda jedoch keine Schuld, denn er erinnerte sich an Hauptmann Mercy und wußte daher, wie attraktiv junge Offiziere sein konnten.
    »Was soll ich nur tun, wenn sie nicht zurückkommt?«
    »Eine andere heiraten«, erwiderte McKeag ungerührt.
    Diese Zeit war auch für Lucinda nicht leicht. Es herrschte große Aufregung in St. Louis. Armeetruppen schifften sich zum Krieg in Mexiko auf dem Fluß ein. Einige der Verabschiedungen waren sehr schmerzvoll. Die jungen Offiziere waren reizend zu Lucinda gewesen, drei hatten sich ihr sogar offiziell erklärt -bereit, dem Grimm ihrer Verwandten zu Hause zu begegnen, für die jeder Indianer ein Wilder war -, und Lucinda weinte bei dem Gedanken, daß diese Männer im Krieg getötet werden konnten.
    Doch das eigentliche Problem war Leutnant Mclntosh, ein ausgezeichneter junger Mann, der an der YaleUniversität studiert hatte und mit trockenem Humor gesegnet war, mit einem intuitiven Mißtrauen allen Indianern gegenüber und einer großen Liebe für diese eine Ausnahme. Er war zweiundzwanzig Jahre, sie neunzehn, und die beiden bildeten ein schönes Paar, wenn sie im Hauptquartier miteinander tanzten oder bei Lise Pasquinel speisten. Es war eine harmonische Zeit, und mit jedem Tag mochten sie einander mehr. Der junge Mclntosh war ein durchaus ernstzunehmender Mann, und Lucinda wußte, daß sie mit ihm glücklich werden konnte. Doch die Erinnerung an Levi Zendt und die Prärie, die tänzelnden
    Schecken, die Ritte durch das Blumenmeer ließen sich nicht verdrängen, und sie wurde immer unsicherer.
    Als es auch für Leutnant Mclntosh Zeit zum Aufbruch wurde, drängte er immer mehr darauf, die Verlobung offiziell bekanntzugeben, und bat sie um eine eindeutige Antwort. Zu diesem Zeitpunkt suchte sie Rat bei den beiden Frauen ihres Vaters, bei Lise Pasquinel und Tönerner Schale. Eines Nachmittags saßen die beiden älteren Frauen mit ihr in einem Erkerfenster, das auf den Mississippi hinausging, und diskutierten ihr Problem.
    Lise Pasquinel sagte: »Der junge Mclntosh erinnerte mich an Maxwell Mercy, als er das erste Mal hier in dieses Zimmer trat. Ich mochte

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